Ferdinand von Schirach: ein Schriftsteller weniger Worte und großer Emotionen
Zweifellos hat Ferdinand von Schirachs Familienerbe Einfluss auf sein literarisches Werk genommen: Sein Großvater war NS-Reichsjugendführer, sein Urgroßvater bekannt als Hitler-Fotograf. Über das Tun seiner Vorfahren hat sich der Schriftsteller öffentlich wütend und betroffen gezeigt.
Themen wie die Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit, Schuld und Sühne ziehen sich durch mehrere der
Bücher von Ferdinand von Schirach. Mit solch brisanten Themen war und ist er international erfolgreich: Aufgrund ihrer großen Popularität sind
Ferdinand von Schirachs Bücher auch in anderen Sprachen erhältlich.
Zum Schreiben kam Ferdinand von Schirach jedoch erst spät. Er wurde 1964 in München geboren, wuchs in Trossingen auf der Baar auf, studierte Jura in Bonn und zog schließlich nach Berlin, wo er als Rechtsanwalt im Bereich Strafrecht tätig war. Schon lange bevor man Ferdinand von Schirach mit Filmen, Büchern oder Theaterstücken in Verbindung brachte, machte er sich einen Namen als Jurist - unter anderem bei den sogenannten Mauerschützenprozessen, bei denen die Abgabe tödlicher Schüsse an der Berliner Mauer verhandelt wurde. Auch vertrat er als Rechtsanwalt die Familie des Schauspielers Klaus Kinski und erstattete Strafanzeige gegen den Bundesnachrichtendienst.
Bücher schrieb Ferdinand von Schirach erst im Alter von 45 Jahren. Dann jedoch ging es schnell mit dem Erfolg: Heute sind Ferdinand von Schirachs Werke in mehr als 40 Ländern erhältlich und wurden mehrfach prämiert. Erwähnenswert sind unter anderem eine Auszeichnung des Romans "Der Fall Collini" als einer der "10 Best Mysteries of 2013" des Wall Street Journals in New York und der Deutsche Hörbuchpreis im Jahr 2011 für das Hörbuch zu "Schuld".
Ferdinand von Schirachs Hörbücher wurden übrigens zum Teil von dem deutschen Schauspieler, Regisseur, Sänger und Autor Burghart Klaußner gelesen.
Ferdinand von Schirachs Kurzgeschichten und Romane über den Justizalltag
Zu seinen Werken ließ sich der Autor durch Erlebnisse in seiner Anwaltskanzlei inspirieren. In "Verbrechen", Ferdinand von Schirachs erstem Buch aus dem Jahr 2009, finden sich mehrere Kurzgeschichten. Die darin geschilderten Ereignisse scheinen unglaublich zu sein, sind aber in der Wirklichkeit verankert. Auf das erste Buch folgte bald der zweite Band, "Schuld" (2010), der demselben Muster treu bleibt und ähnlich gut aufgenommen wurde.
Seit 2011 erscheinen von Ferdinand von Schirach auch Romane. Sein erster Roman, "Der Fall Collini", erzählt die Geschichte des Mordes an dem 85-jährigen Hans Meyer. Kurz nach dem Mord stellt sich ein gewisser Fabrizio Collini der Polizei - zu seiner Verteidigung möchte er nichts vorbringen. Somit liegt es an Caspar Leinen, seinem Pflichtverteidiger, die Hintergründe des Mordes zu erforschen. Rache, die Aufarbeitung der Vergangenheit und auch die besondere Komponente der Verjährung in Mordfällen sind zentrale Themen des Romans.
Auf "Der Fall Collini" folgten weitere Romane von Ferdinand von Schirach, darunter "Tabu" im Jahr 2013. Außerdem wurden zahlreiche seiner Essays, die er ursprünglich für den Spiegel schrieb, im Jahr 2014 im Band "Die Würde ist antastbar" veröffentlicht. Übrigens müssen Sie die Bücher von Ferdinand von Schirach nicht in der Reihenfolge ihres Erscheinens lesen - sie sind völlig unabhängig voneinander.
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eBooks von Ferdinand von Schirach entdecken. Und wenn das vom Autor bevorzugte Genre Sie ebenfalls in seinen Bann schlägt, warten in unserer
Rubrik für Krimis und Thriller viele weitere spannende Lesestunden auf Sie.
Ferdinand von Schirachs vielfältiges Werk
Trotz des großen Erfolgs seiner Bücher ließ sich Ferdinand von Schirach nicht auf ein Medium beschränken. Er schrieb neben weiteren Romanen, Kurzgeschichten und Beobachtungen (wie zum Beispiel "Kaffee und Zigaretten" von 2019) auch für das Theater. Besonders bekannt wurde Ferdinand von Schirachs Theaterstück "Terror". Es wurde 2015 zum ersten Mal und seitdem in ganz Deutschland weit über 1000-mal aufgeführt und erreichte zehn weitere Länder.
Darauf basierend entstand auch Ferdinand von Schirachs Film desselben Namens, der 2016 ausgestrahlt wurde. Im Jahr 2020 folgte Ferdinand von Schirachs Theaterstück "Gott", mit dem er an seinen bisherigen Erfolg anknüpfen konnte. Das Stück behandelt das Thema Sterbehilfe und das dazugehörige Gerichtsurteil in Deutschland aus dem Jahr 2020.
Ein besonderes Merkmal der Werke Ferdinand von Schirachs ist eine klare, schnörkellose Sprache. Kritiker beschreiben sie teilweise als hart und dennoch bewegend, als distanziert und dennoch zutiefst menschlich. Ferdinand von Schirachs Bücher wecken mit wenigen Worten große Emotionen - eine anspruchsvolle Lektüre, die nachdenklich stimmt und weit über das Leseerlebnis hinaus in Erinnerung bleibt.