Kim Hye-jin ist eine stilistisch brillante Chronistin koreanischer Widersprüche. Ihr Roman `Die Tochter` ist zugleich leises Kammerspiel einer Mutter-Tochter-Beziehung und schillernder Gesellschaftsspiegel. [Ein] mutiger philosophischer Generationenroman über koreanische Frauen zwischen Tradition und Wertewandel Steffen Gnam, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.03.22
170 Seiten Mutter-Monolog die radikale Entscheidung einer erfrischend störrischen Autorin, die selbst in der queeren Szene von Seoul unterwegs ist. Ein sehr physischer Roman, in dem es ausschließlich um Frauen geht. Was der Roman deutlich aufzeigt ist, dass Familie mehr ist als das, was man vom Amt bestätigt kriegt. Das ist keine ganz neue Einsicht, hier aber ausgesprochen mutig erzählt. Katharina Borchardt, Deutschlandfunk, 27.01.22
Kim Hye-jins Roman setzt sich mit den Themen Altersdiskriminierung, Homofeindlichkeit und dem familiären Konflikt radikal verschiedener Lebensentwürfe auseinander. [ ] Die Ich-Perspektive der Mutter liefert Inneneinsichten in eine Seele, deren Herz abhandengekommen zu sein scheint, aber in Wahrheit auf einer großen emotionalen Einsamkeit fußt. ... `Die Tochter' erzählt eine nicht weichgespülte, berührende Geschichte von Mutter und Tochter, die schon lange aufgehört haben, miteinander zu reden. Und wie vermeintliche zwischenmenschliche Gräben verlassen werden können. Wenke Bruchmüller, Missy Magazine, 15.03.22
`Die Tochter` ist der Entwicklungsroman einer über 60-Jährigen, die nach und nach ihren Blick dafür öffnet, wie sehr die Konventionen Frauen benachteiligen. Kim Hye-jin entwirft ein Panoptikum an interessanten, fast ausschließlich weiblichen Figuren, in deren Biografien sich eine Gesellschaft im Aufbruch spiegelt. Claudia Voigt, Spiegel, 29.01.22
Starre Tradition clasht mit Selbstbestimmtheit. Die südkoreanische Hype-Autorin Kim Hye-Jin untersucht in `Die Tochter`, wie zwei Weltbilder am Esstisch sitzen können. Cosmopolitan, 13.04.22
`Die Tochter` ist nicht nur ein queerer Roman: Kim Hye-Jin liefert darin viel mehr ein Abbild eines modernen, aber zutiefst ungleichen Südkoreas. ... Es schmerzt, was wir lesen: Die Vergänglichkeit des eigenen Lebens, der Generationenkonflikt, der eine Barriere zwischen Mutter und Tochter treibt, die Geldnöte, die jegliche Freude am Leben überschatten, das Hören von Dingen, die man eigentlich lieber ignorieren würde. Genau dieses absichtliche Nicht-Verschonen der Leser*innen, diese melancholische Grundstimmung des Buches ist es aber auch, was Die Tochter so lesenswert macht. Melissa Erhardt, ORF fm4, 11.04.22
Eindringlich und sanft zugleich arbeitet Hye-Jin, die als die neue literarische Entdeckung aus Korea gilt, die Emotionen heraus, lässt die Charaktere immer wieder schmerzlich aufeinandertreffen. Wie sie im Verlauf der nur 176 Seiten die Möglichkeit von Annäherung und Verständnis auslotet, ist ein sorgfältiges und berührendes Stück Literatur. Angela Delonge, Aachener Zeitung, 28.02.22
`Die Tochter` ist eine hervorragende Gesellschafts- und Charakterstudie mit enormer Tiefenschärfe. Ein Roman, der Nuancen ausleuchtet und die Zwischentöne findet. Kim Hye-jin ist das großartiges Porträt einer gespaltenen, verängstigten Mutter gelungen, die langsam begreift, dass auch zwei Frauen ohne Kind Familie sind. Roana Brogsitter, BR24, 25.02.22
[E]indringlich skizziert der Roman, was oft in Familien schief läuft. Ein Buch, das seine Figuren miteinander ins Gespräch bringt und das uns nachdenken lässt über die Herausforderungen verschiedener Frauen-Generationen. brisant und wichtig. Juliane Bergmann, NDR Kultur, 03.02.22
Kim Hye jin erzählt in ihrem Roman die Sorgen der Mutter mit einer nüchternen Direktheit, die teilweise verstört, Leserinnen und Leser gleichzeitig aber dazu einlädt, mit sanftem Druck ganz in diese unbequeme, ja homophobe Gedankenwelt einzutauchen. Nicht immer gelingt es, Verständnis für die Mutter zu entwickeln zu unbelehrbar ist sie in ihren Ansichten. Doch auch das zeigt der Roman: Das selbstbestimmte Leben erwachsener Kinder zu akzeptieren, ist für Eltern, egal mit welchen Wertevorstellungen, nicht einfach. Maxi Beigang, Berliner Zeitung, 30.01.22
Es zeigt sich, was die meisten von uns hoffentlich schon vorher wussten: dass man auch ohne heteronormative Familie, sogar gänzlich ohne Mann und Kind, nicht zwingend allein sterben muss. Und dass es in all dem Elend des vergänglichen irdischen Daseins, das Kim Hye-jin uns derart schonungslos vor Augen führt, doch so etwas wie Trost und Gemeinschaft gibt. Andrea Heinz, Der Standard, 07.05.22
Kim Hye-jin erzählt leise von großen Umbrüchen, von Fremdheit im eigenen Leben und von der Möglichkeit, selbst das Korsett starren Denkens abzuwerfen. Meike Schnitzler, Brigitte Wir, 17.01.22
ein schmaler Roman, der gesellschaftliche Prozesse rigoros auf den Punkt bringt und dessen Geschichte sich in vielen anderen Ländern ganz ähnlich abspielen könnte." Ulrich Noller, Cosmo, 02.02.22
Der Konflikt, den Kim Hye-jin in `Die Tochter` beschreibt, ist stellvertretend zu lesen für eine ganze Gesellschaft. Carsten Schrader, Kulturnews, 05.04.22
Hinreißend, wie die selbst queer lebende Kim Hye-Jin hier die beiden Generationen in Unverständnis, Verzweiflung und Liebe aneinandergeraten lässt (und durch die herbe Arbeit der Mutter im Pflegeheim auch eine dritte auftauchen lässt). Ein kleines, großes Buch. Stefanie Wirsching, Augsburger Allgemeine, 20.04.22
Buch und Autorin sind eine Entdeckung. ... Der Leser bekommt Einblicke in ein Land, in dem Homosexualität immer noch ein Tabu ist. Es ist interessant, diese Lebenseinstellungen und die Lebensumstände der einfachen Koreaner kennenzulernen. Ebenso wie der zweite, vielleicht auch berührendere Aspekt des Romans: Was läuft schief in vielen Familien?... Es bleibt der innere Drang, darüber nachzudenken: Wie ist das in meiner Familie? Ute Krebs, Freie Presse, 19.03.22