Dieses sehr kurze Büchlein hat die emotionale Gewalt und den Ausdruck eines 500 Seiten Buches. Die Autorin beschriebt hier die letzten Stunden einer jungen Frau, die im Irak lebt. Sie hat den Fehler begangen, sich auf einen Mann einzulassen ohne mit ihm verheiratet zu sein. Er hatte es ihr versprochen, sobald er aus dem Krieg wiederkommt, wollen sie heiraten. Doch er stirbt und nun ist sie unverheiratet und schwanger, was in dieser Kultur die größte Schande der Familie darstellt. Der große Bruder, der die Rolle des Vaters eingenommen hat, nach dem dieser verstarb, hat nun die Aufgabe die Ehre der Familie zu retten. Dies endet also im Tot für die junge Frau und ihrem ungeborenen Kind. Die Autorin lässt die einzelnen Familienmitglieder sprechen und berichten, wie sie die Sache wahrnehmen und wie sie dazustehen, dass die Ehre gerettet wird. Auch der Fluss Tigris kommt zu Wort und berichtet von einem einst fruchtbaren und schönen Land, welches jetzt voll Blut ist. Die Geschichte ist sehr lyrisch geschrieben und intensiv. Uns wird gezeigt, dass die Frauen, wenn sie verheiratet sind nur im Haus sein dürfen, die Aufgaben dort erledigen, immer mit einem Schleier sich verdecken müssen und nie laut lachen und nur wenig reden dürfen. Sie soll für den Mann da sein und ihm gehorchen und Kinder bekommen, mehr braucht sie nicht im Leben. Und die Familienehre geht hier über alles. Es ist also besser eine tote Tochter zu haben, deren Erinnerungen ausgelöscht werden, als eine Tochter, die lebt und ein Kind zur Welt bringt, obwohl sie unverheiratet ist.