Dieser Roman 1973 erschienene Roman, in Deutschland allerdings erst sehr spät publiziert, ist ein Klassiker der modernen arabischen Literatur, der viele Themen miteinander kombiniert.
Es ist ein eigentümlicher Roman.
Da ist die ewige Wüste mit ihrer Faszination der Weite und der Leere. Da sind die Bewohner der Wüste, die Beduinen, die seit Urzeiten dort heimisch und mit ihr mythisch verbunden sind.
Und dann sind da die Neuankömmlinge, angezogen von den unterirdischen Geheimnissen der angrenzenden Berge: Europäer und einheimische Emporkömmlinge, die sich gern als Elite sehen. Jeder möchte auf seine Weise seinen Teil an Reichtum und Ruhm abschöpfen.
Und dann ist da die menschliche Gier: Gier nach Geld und Macht, nach Titeln und nach Sex. Eine uralte Gier und ein uraltes Spiel.
Sabri Mussa verbindet gekonnt die urzeitlichen Mythen mit einer Prise Mystik und dem Fortschritt: Die Moderne präsentiert sich nicht nur durch die Technik, sondern auch durch das Planende, durch die Unterwerfung der Natur, ihre Schändung und die entsprechenden umweltlichen Konflikte.
Und natürlich gibt es auch liebe-volle Zutaten: Vater-Tochter-Liebe, erotische Liebe und Freundes- Liebe. Und weniger liebliche Zutaten: Geilheit, Orgien und die Opfergabe jungfräulicher Töchter an den Monarchen, dessen Namen nicht erwähnt wird, der aber eindeutig König Faruk ist.
Höchst persönliche Dramen werden überspitzt in einer für mich oft zu melodramatisch überfrachteten Sprache präsentiert. Und doch geht eine gewisse Faszination von diesem Roman aus, für mich jedoch weniger wegen der Hauptprotagonisten, sondern eher wegen Nebenfiguren und Szenen wie Issâ und seine Sorgensaat, die zu Setzlingen unterdrückter Wut und Zorn wurden, und dessen Sohn Abschor, der Beischlaf einer Nixe coram publico durch Adrabbo, die getrockneten Fisch fressenden Kamele der Krischâb, Den Naturbeschreibungen wenn die Wüste sich im ersten Schimmer entschleiert, zwischen Frühlicht und Morgendämmerung, zwischen Silber und Gold, vollkommenes Glück. Den uralten Vorfahren des Stammes der Bega Koka Lanka, der sich in einen Fels verwandelt hatte, zu dem sie pilgern und ihre Nöte und Sorgen vortragen.
All die anderen Mitwirkenden in diesem Drama sind irgendwie austauschbar, denn sie alle sind vereint durch ähnliche Motive. Bis auf Nicola, den Suchenden, der in der Wüste Heimat sah, der sie aber zugleich durch seine Bergbaupläne schändete, Nicola, der frei sein wollte, aber Opfer inzestuöser Albträume wurde. Der einer Fata Morgana erlag, der Fata Morgana von Heimat und Freiheit und Liebe.
Gekonnt hat Mussa das klassische menschliche Thema von Schuld und Sühne mit der existenziellen menschlichen Einsamkeit mit der Einsamkeit einer einzigartigen Landschaft verbunden.
Empfehlenswert für Leserinnen und Leser, die sich für die tieferen Schichten der inneren Bergwerke der menschlichen Seele interessieren und ihre Archetypen, für die Diskrepanz zwischen Natur, Umwelt und technischem Fortschritt.