Für Sektionsassistentin Cassie Raven sind die Toten in der Rechtsmedizin immer etwas Persönliches. Sie geht liebevoll mit ihnen um, teilweise "sprechen" die Leichen sogar mit ihr und ihr Job liegt ihr sehr am Herzen. Doch dieses Mal wird es noch persönlicher für Cassie, denn sie erfährt, dass ihre Eltern gar nicht bei einem Autounfall gestorben sind, sondern dass ihr Vater ihre Mutter umgebracht hat, als sie selbst 4 Jahre alt war. Kurz darauf taucht ihr Vater, der 17 Jahre im Gefängnis saß, bei ihr auf und behauptet unschuldig zu sein. Wie gut, dass Cassie selbst neugierig ist und DS Phyllida Flyte an ihrer Seite hat, um endlich die Wahrheit zu ermitteln. Mit "Tote schweigen nie" hat die Reihe um Cassie Raven, die toughe Expertin der Gerichtsmedizin, und die sehr korrekte Detective Flythe begonnen. Band zwei vermag genau mit den gleichen Dingen zu überzeugen, wie der Auftakt. Beide Figuren sind sehr interessant und sympathisch, vor allem ihren Kampfgeist mochte ich sehr. Es fließt stets medizinisches Fachwissen -vor allem aus der Forensik- in die Handlung ein, und drumherum befindet sich eine toll ausgearbeitete Geschichte. Cassie muss viel Neues über ihre sogenannte Familie erfahren, als Leser kann man Miträtseln, wird vom Geschehen gefesselt und das Ende überzeugt, weil alle Ereignisse gekonnt und logisch miteinander verknüpft wurden. Für mich ist bisher keins der Bücher ein Thriller. Dafür gibt es zu wenig Spannungsmomente. Trotzdem vermag die Geschichte zu fesseln und ist niemals langatmig. Da ich, wie geschrieben, auch Band eins nicht als Thriller eingestuft hätte, hatte ich hier auch kein Buch aus diesem Genre erwartet. Alle anderen Erwartungen wurden jedoch erfüllt und ich freue mich jetzt schon auf Band drei, der gerade (07/2024) erschienen ist. Fazit: Wer einen nervenaufreibenden Thriller sucht, sollte weitersuchen. Wer jedoch toughe Frauenfiguren als Protagonisten mag, Lust auf eine gut konstruierte Geschichte hat, deren Geheimnisse erst nach und nach offenbart werden, und dazu noch Spaß an Insiderwissen aus der Pathologie hat, ist hier genau richtig.