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Das kleine Haus am Sonnenhang

220 Lesepunkte
Hörbuch CD
22,00 €inkl. Mwst.
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Eine Geschichte über die Verbindung von Lebenskunst und schöpferischer Kraft, eine kleine Philosophie der Gelassenheit und des stillen Glücks

Eine kleine Philosophie der Gelassenheit und des stillen Glücks: Alex Capus erzählt eine persönliche Geschichte über die Liebe zur Literatur und ein Leben im Einklang mit sich selbst. - Es sind die neunziger Jahre in Italien. In den Kneipen wird geraucht, an den Tankstellen wird man bedient. Alex Capus bezieht ein einsam stehendes Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs. Dort verbringt er viel Zeit mit seiner Freundin und Freunden, dort sucht er die Einsamkeit, um an seinem ersten Roman zu schreiben. Wie findet man Zufriedenheit im Leben? Warum stets eine neue Pizza ausprobieren, wenn doch die gewohnte Pizza Fiorentina völlig in Ordnung ist? Warum Jagd nach immer noch schöneren Stränden machen, wenn schon der erste Strand gut ist?

Ungekürzte Lesung mit Alex Capus
3 CDs, 3h 53min

Produktdetails

Erscheinungsdatum
14. Februar 2024
Sprache
deutsch
Auflage
Ungekürzte Lesung
Ausgabe
Ungekürzt
Laufzeit
233 Minuten
Autor/Autorin
Alex Capus
Sprecher/Sprecherin
Alex Capus
Verlag/Hersteller
Produktart
CD
Audioinhalt
Hörbuch
Gewicht
137 g
Größe (L/B/H)
145/126/20 mm
GTIN
9783844551303

Portrait

Alex Capus

Alex Capus, geboren 1961 in der Normandie, lebt heute in Olten. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten und Reportagen. Im Hörverlag erschienen »Fast ein bisschen Frühling« (Roman, 2002), »Reisen im Licht der Sterne« (Roman, 2005), »Léon und Louise« (Roman, 2011), »Skidoo: Meine Reise durch die Geisterstädte des Wilden Westens« (2012), »Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer« (Roman, 2013), »Mein Nachbar Urs« (Roman, 2014), »Das Leben ist gut« (Roman, 2016), »Königskinder« (Roman, 2018) und »Susanna« (Roman, 2022).

Pressestimmen

»Alex Capus bricht auf und wir freuen uns auf weitere Geschichten von ihm.« WRD3

»Momentaufnahmen aus der italienischen Provinz, liebevoll langsam erzählt und ausgeschmückt. Da hört man gerne zu [...].« Amazon

»Überraschend amüsant, charmant gelesen von Capus selbst.« Hörzu

Besprechung vom 08.02.2024

Tagediebe sind die Ofendiebe
Alex Capus beschwört in "Das kleine Haus am Sonnenhang" seine prägenden italienischen Lebensjahre herauf

Ein Roman ist dieses Buch nicht. Vielmehr eine schwerelose Plauderei über das eigene Leben, eine Geschichte über die Anfänge als Schriftsteller in italienischer Idylle, eine nostalgische Selbstvergewisserung und eine Reflexion des Schreibens. Der zweiundsechzigjährige Schweizer Schriftsteller Alex Capus hat sich schon oft als Meister des Puzzles aus Fiktion und Realität erwiesen - am bravourösesten 2011 im Roman "Léon und Louise", in dem er die dramatische Lebensgeschichte seines Großvaters im Paris während der Wirren des Zweiten Weltkriegs schildert. Das Buch wurde für den deutschen Buchpreis nominiert.

Auch das kommentiert Capus im neuen Buch "Das kleine Haus am Sonnenhang": die Reaktionen seiner Leser auf den früheren Roman und dass er es erst nach dem Tod seines Großvaters Léon Capus gewagt hatte, den Stoff als literarisches Material auszubeuten. "Das kleine Haus am Sonnenhang" ist allerdings ungleich leichtfüßiger, aber eben auch harmloser, "sonniger", ein Zeugnis von Lebensfreude und Harmonie, nicht ohne in manchen Passagen leicht den Kitsch zu touchieren. Man liest den Text schnell, die Sprache fließt widerstandslos dahin. Hier und dort nickt man zustimmend, nirgends ein Anlass, sich aufzuregen. Man spürt förmlich Capus' Absicht, alles hochgestochen Elitäre zu vermeiden. Es gibt keine Dramen, keine verzweifelten Konstellationen, keine menschlichen Tragödien: Alles wird gut.

Das einsame Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs im hintersten Winkel eines Seitentales bei Alba im Piemont strahlt Lebensfreude aus. Alex Capus hatte es in den Neunzigerjahren gekauft. Zehn Jahre als Journalist in der hektischen Redaktion der Schweizer Depeschenagentur im Bundesbern lagen hinter ihm. Die italienische Wahlheimat markierte eine neue Ära: seine Verwandlung zum Schriftsteller. Das alte Steinhaus mit meterdicken Bruchsteinmauern und geschwärzten Balken, einer Wohnküche mit langem Eichentisch und offenem Kamin steht auf einem Gewölbekeller, in dem aus moosiger Felswand eine Quelle sprudelt. Die Einsamkeit inmitten des alten Rebberges mit Glühwürmchen verlangsamt Capus' Leben. Sie wirft ihn auf sich selbst zurück. Anfangs ist noch Nadja dabei, seine spätere Frau und Mutter der fünf Söhne; sie reist aber bald wieder ab, es ist ihr zu langweilig geworden. Später freundet Capus sich mit den Stammgästen Giuseppe, Mauro, Roberto, Sergio und Mimmo in Pierluigis Bar im Nachbardorf an.

Fünf Jahre behält Capus das Haus und schreibt an seinem ersten Roman. Er bezeichnet das Leben als von den Menschen selbst erfundene Kausalketten, denen sie künstlich Sinn gäben, weil sie sonst die Unübersichtlichkeit des Schicksals nicht aushalten würden - kein unbedingt neuer Gedanke. Die erfundene, scheinlogische Abfolge der Ereignisse vermittele ein wenig Trost. Grimms Märchen würden nach dem gleichen Muster funktionieren, sonst könnten die Kinder am Ende nicht einschlafen. Die Literatur sei genauso konstruiert und wolle nichts anderes.

Auch der Icherzähler hasst Überraschungen; immer die gleiche Pizza Fiorentina zu essen beruhigt ihn. Als er im gleichen Zug dann gleich noch das Christentum, das Judentum, den Islam, aber auch den Marxismus als künstlich geschmiedete Kausalketten entlarvt, runzelt man ob der platten Verkürzung zum ersten Mal die Stirn. Selbst wenn man Capus' neues Buch als eine Art Poetikvorlesung verstehen wollte, würde man plastische Darstellung anstelle theoretischer Behauptungen im Pluralis Majestatis vorziehen, in denen Kausalitäten referiert werden, "denen auch wir Menschen unterworfen sind", oder Sentenzen wie: "Wir wollen nicht einsam sein" oder "Wir wollen belohnt werden für die mühselige Schufterei".

Alex Capus selbst baut drei solcher kausalen Fährten in die Geschichte ein, um ein wenig Spannung im Ereignislosen zu erzeugen. Erstens wird in der Dorfkirche der Opferstock aufgebrochen. Der zuständige Maresciallo, der gerade "Derrick" schaut, möchte das Haus erst gar nicht zu Nachforschungen verlassen. Er weiß schon, dass es Mimmi war, der Sohn des Stadtpräsidenten. Die zweite Fährte ist ein Siebenschläfer, der sich im Dachstock bemerkbar macht und alle Kabel durchfrisst, bis Capus ihn endlich erschießt. Wirklich aus der Fassung bringt den Erzähler das dritte Ereignis: Eines Morgens bemerkt er, dass über Nacht der teure Kachelofen abtransportiert wurde. Die Klischees, die Capus sich vom idyllischen Leben in der italienischen Provinz und seinen Freunden in der Bar zusammengebastelt hatte, brechen plötzlich auf. Es bleibt kein anderer Schluss, als dass ihn seine Kumpels bestohlen haben.

"Das kleine Haus am Sonnenhang" gewährt einen Blick in Capus' Schreibwerkstatt. Lange hat er mit einer Hermes Baby geschrieben. Da er die ersten Versionen jeweils mehrfach zu überarbeiten pflegte, bot sich bald das Schreiben mit einem Computer an. Eingelassen ins Buch sind immer wieder Anmerkungen zur eigenen Poetologie: dass ein Autor nur über das glaubhaft schreiben könne, was in ihm selbst liege; dass er selbst sehr selten andere porträtiere, obwohl ihm manche Leser die eigene Lebensgeschichte als Stoff antragen; dass, wenn er ausnahmsweise einmal eine reale Figur karikiere, diese es nicht bemerke, denn "der Mensch erkennt sich nicht, wie schon Sokrates sagte". Diese Allusion gehört mit zu den recht zahlreichen Sentenzen, welche die Plauderei ebenfalls offeriert.

Wie sehr man Capus' Hang zur Einfachheit nachvollziehen kann, so verblüfft ist man über manche Gemeinplätze, mit denen gleich auch noch große Kunst erklärt wird. Gewiss, dass Künstler nicht unbedingt gute Menschen sein müssen, gehört inzwischen zum Allgemeinwissen. In einem Rundumschlag werden Anne-Sophie Mutter, Glenn Gould, John Lennon, Anton Tschechow als "Neurotiker" entlarvt, die mit Kunst ihr Defizit kompensierten. Sie hätten eine "Meise" gehabt, die sie als Motor antrieb. Vieles von dem, was Capus über andere Künstler sagt, enthält ein Körnchen Wahrheit, kommt aber doch als Plattitüde daher: Gauguin als Sexualneurotiker, der junge Mädchen schwängerte; Musil, der Proletarierinnen mit Geld gefügig machte; Simenon wiederum, der vor allem mit Prostituierten schlief, habe zwar die Welt der Männer einfühlsam geschildert, Frauen aber in all seinen Werken ausnahmslos als Prostituierte, Heimchen am Herd oder Psychopathinnen geschildert. Alex Capus hofft auf ein künftiges Pantheon, in dem die "Sexualneurotiker" neuen Helden mit "ethischem Standard" Platz machten. Eine These, die die Insignien des moralisch verkürzten Zeitgeistes in sich trägt.

"Ich war glücklich in dem kleinen Haus", schreibt der Icherzähler Capus. Als der Opferstockdieb gefasst, der Siebenschläfer eliminiert und der Ofen verschwunden ist, ist auch das Buch beendet. Das Haus wird verkauft. Alex Capus' neues Buch offeriert für ein paar Stunden mehrheitsfähige Harmonielektüre. Es wird sich verkaufen. PIA REINACHER

Alex Capus: "Das kleine Haus am Sonnenhang".

Hanser Verlag, München 2024. 159 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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