Dass leitende Gerichtsmediziner eigene Ermittlungen in Kriminalfällen anstellen, dürfte im wahren Leben eher selten, wenn nicht gar ausgeschlossen sein. Wahre Kriminalfälle erweisen sich wohl auch selten als ausgeklügelte Inszenierung einer brutalen Tötung von Menschen, sondern vielmehr als das Ergebnis von Affekthandlungen oder lange angestauter und plötzlich ausbrechender Wut. Ganz anders stellen sich die Kriminalfälle in Romanen wie diesem dar, der zu den sehr guten seiner Art zählt. Selbstverständlich gestattet sich der Autor dabei zahlreiche Ausflüge ins Ungewöhnliche, Absonderliche, in das Seelenleben von Psychopathen. Anders würden Kriminalromane schließlich langweilen. Doch Luca Ferraro gelingt es, all diese Dinge glaubhaft in seine Geschichte einzuflechten.Und diese Geschichte beginnt auch gleich mit Ungewöhnlichem, nämlich mit einer Frauenleiche, deren Reste gerade aus einem Piranha-Becken des Genueser Aquariums gefischt wurde. Als Johann Sorbello ein Foto der Frau gezeigt bekommt, reagiert sein Körper mit einen Panikanfall, weil das Bild ihn an einen Wendepunkt in seinem Leben erinnert. Gleichzeitig schürt dieses Foto einen Drang in ihm, selbst herauszufinden, was mit dem Opfer vor seinem schrecklichen Tod passierte. Das ist eine der Stellen, an denen der Autor seinen Figuren eine gewisse Glaubwürdigkeit zuordnet. So gelingt es ihm auch, der ganzen Handlung nur eine geringe Abweichung von der Wirklichkeit zu verschaffen, die dem Buch sehr gut tut.Trotzdem bleibt die Spannung durchgängig hoch. Das liegt vor allem an den vielen verwirrenden Fakten, die sich dem Pathologen Sorbello erst nach und nach offenbaren. Der Autor legt zudem falsche Spuren. Doch selbst dabei erfährt der Leser immer noch Interessantes. Beispielsweise über die gängige Panscherei bei Olivenöl. Erst am Ende gelingt es Sorbello das Puzzle wirklich zusammenzusetzen. Allerdings ist dann fast schon zu spät, denn die Schlinge zieht sich auch um seinen Hals zusammen. Ein typisches Finale, in dem alles in immer höherem Tempo auf den Leser einstürzt.Mit der Riviera hat das Geschehen übrigens wenig zu tun. Vielleicht soll der Titel auch nur einen Anker im Kopf potentieller Leser setzen. Mich hat dieser Roman angenehm überrascht. Die Handlung ist schlüssiger als in manch anderem Krimi und lässt dennoch nichts zu wünschen übrig. Dieses Buch zeigt darüber hinaus, dass man auch ohne übertriebene Stilmittel mit einem geradlinigen Handlungsaufbau und einer einfachen, aber handwerklich hervorragenden Erzählweise einen sehr guten Kriminalroman schreiben kann.Das Buch ist vor einigen Jahren unter einem ähnlichen Titel bereits im Selbstverlag erschienen.