Maria Callas ist die größte Sängerin ihrer Zeit und steht 1957 auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie hat ein Stimmvolumen, dass drei Oktaven umfasst, wie keine andere Opernsängerin und sie singt die Arien nicht nur, sie lebt sie auf der Bühne und das zeugt von einem so außergewöhnlichen Können und einer eisenharten Disziplin, der sie sich seit frühester Kindheit unterwirft. Maria lebt für ihre Kunst. Als zweite Tochter einer griechischen Familie, die jedoch nicht glücklich ist, lebt sie als Kind auf zwei Kontinenten, in Amerika und in Europa, in Griechenland. Ihre Mutter, eine unglückliche und umso ehrgeizige Frau, sieht das ungewöhnliche Talent in Maria und fördert es, egal was es kostet. Mutterliebe bekommt Maria indes nicht, die ist für ihre ältere Schwester reserviert und so versucht sie zeitlebens ihre Mutter mit ihrem Können zu beeindrucken in dem Bestreben geliebt zu werden. Jedoch wird sie auf ihre Stimme reduziert, auch von ihrem ersten Mann und Manager, einem wesentlich älteren Italiener, der Marias Talent zu melken weis wie eine Kuh.
Die Callas, wie sie überall genannt wird, bringt sich mit ihrer selbst auferlegten Perfektion und den viel zu eng getakteten Engagements in der ganzen Welt an den Rand ihrer Gesundheit. Durch die Überforderung droht immer mehr ihre Stimme zu versagen und ihr schon fast krankhaftes Lampenfieber rauben ihr mehr und mehr den Schlaf. Maria sehnt sich nach Ruhe und Frieden und einer Auszeit um wieder zu sich selbst zu finden. Doch weder das gierige Opernpublikum noch ihr ebenso gieriger Gatte möchte ihr das zugestehen. Keiner sieht die Frau hinter dieser unglaublichen Stimme, die an ihrer Kunst zu zerbrechen droht.
In dieser Zeit begegnet sie dem Reeder Aristoteles Onassis, dem mächtigsten und reichsten Mann seiner Zeit. Sie sind griechische Landsleute und verstehen sich auf eine Weise, die für beide neu ist. Onassis lädt Maria zu einer Kreuzfahrt über das Mittelmeer ein in diesem Sommer 1959 und der Leser wird in die Anfangsphase einer der größten Liebesgeschichten des letzten Jahrhunderts mit hineingenommen, die oftmals eine Tiefe beinhaltet, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Zwei Alpha-Tiere ihrer Zeit begegnen sich als Mann und Frau auf eine tiefe und sensible Art und Weise und alles könnte so schön sein, doch wir befinden uns ja nicht nur in einem Roman, sondern auch in der Wirklichkeit und da schaut es so aus, dass beide verheiratet waren und erst nach sehr schmutzigen Scheidungen miteinander leben konnten, wenn auch nicht offiziell und auch nicht glücklich bis an ihr Lebensende, denn Onassis genügt Marias Liebe nicht. Da kommt eine andere sehr bekannte und reiche Frau daher, Jacky Kennedy, und sein Wunsch endlich auch die amerikanische Staatsbürgerschaft zu bekommen, rückt in greifbare Nähe. Und so erleben wir 1968 auch das tragische Ende dieser großen Liebe....doch so ganz scheint sie doch nicht vorbei zu sein.
Michelle Marly hat ein ganz wunderbares Portrait einer Ausnahmekünstlerin geschaffen und ihr Tiefe und Sensibilität geschenkt, auch nicht ihre Schwächen verschwiegen, wie die berühmten Ausraster hinter der Bühne und andere Temperamentsausbrüche. Dennoch kann der Leser einen Blick in die Seele dieser so einsamen Frau erhaschen, die einfach nur um ihrer selbst willen geliebt werden möchte. Die Kapitel lesen sich leicht und spannend und der Leser befindet sich manchmal in 1959 und dann wieder in 1968, mit Ausflügen in die frühe Kindheit und Jugend Marias. Mich hat diese Biografie dieser einmaligen Künstlerin sehr bewegt und ich habe sie sehr gerne gelesen.