"Ich bin eine Frau, die aus unverbundenen Einzelteilen besteht. Ein Puzzle, in dem nichts zusammenpasst, ein Mosaik. Ich zerfalle."Niki de Saint Phalle - die Frau, die auf ihre Bilder schoss und diese mit Farbbeuteln zum Bluten brachte, die Erfinderin der Nanas, die geniale Partnerin von Jean Tinguely,... Aber wer war diese Frau? Was hat sie zu dieser wütenden, rebellischen, außergewöhnlichen Künstlerin gemacht?Dieser Frage geht die Romanbiographie "Die Künstlerin der Frauen" auf den Grund. Oft genug steht dieses Format für weichgespülte Erzählungen, doch dieses Buch bildet eine erfreuliche Ausnahme. Der Einstieg ist noch ein wenig holprig und enthält viele Zeitsprünge, doch dann taucht man beim Lesen immer tiefer in die Welt und die Persönlichkeit der Künstlerin ein. Es ist ein traumatisierendes Erlebnis im Alter von 11 Jahren, das die kleine Niki völlig aus der Bahn wirft. Sie rebelliert, fliegt von der Schule. Mit 18 brennt sie mit Harry Matthews durch. Immer wieder versucht sie sich auf dem Terrain der Kunst, doch die Ergebnisse stellen sie nicht zufrieden. Der Durchbruch kommt viele Jahre später, nachdem sich der Nebel ihrer Erinnerung nach einem Brief ihres Vaters gelüftet hat und das Trauma offenbart: Sie war im Alter von 11 Jahren von ihrem eigenen Vater missbraucht worden.Nach einem Zusammenbruch und Klinikaufenthalt schafft sie es, die Wut und den Hass in ihrer Kunst zu verarbeiten und kreiert die Tirs, ihre Schießbilder. Doch das Schießen ist Erlösung und Fluch gleichermaßen, und schließlich kanalisiert sie ihre kreative Energie in den Nanas, diesen prächtigen Frauenfiguren.Die Romanbiographie begleitet Niki de Saint Phalle über eine weite Strecke ihres Lebens, beleuchtet Hintergründe und erlaubt tiefe Einblicke in ihr Seelenleben und ihr einzigartiges Œvre. Klare Leseempfehlung für alle, die sich näher mit dem Menschen und der Künstlerin Niki de Saint Phalle auseinandersetzen möchten.