Herbert Clyde Lewis' "Gentleman über Bord" ist eine literarische Perle. Mit subtilem Humor, feiner Ironie und tiefer existenzieller Tragik erzählt Lewis die Geschichte von Henry Preston Standish, einem wohlhabenden, kultivieren Gentleman, der durch einen scheinbar banalen Moment der Unachtsamkeit über Bord eines Luxusdampfers fällt.Was zunächst wie eine klassische Abenteuer- oder Überlebsgeschichte anmutet, entpuppt sich als meisterhaft komponierte Charakterstudie und Meditation über die Absurdität des Lebens. Standishs Versuche, sich an seiner eigenen Würde und gesellschaftlichen Konventionen festzuhalten, während er im offenen Meer treibt, sind zugleich tragisch und bewegend. Lewis schafft es, die menschliche Zerbrechlichkeit mit erstaunlicher Leichtigkeit und Eleganz darzustellen. Die Sprache ist schlicht, aber äußerst wirkungsvoll - jeder Satz sitzt, jede Beobachtung trägt zur dichten Atmosphäre des Romans bei. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Lewis die Gleichgültigkeit der Welt gegenüber dem individuellen Schicksal inszeniert. Während Standish um sein Leben kämpft, geht das Schiff einfach weiter, und das Leben an Bord nimmt unbeirrt seinen Lauf.Ein Buch, das man in einem Rutsch liest, aber das noch lange nach hallt. Absolut empfehlenswert!