Ein zerbrochenes, von Kriegen erschüttertes Reich, zwischen Menschen und Drachen geteilte Magie und eine Balance der Magie, die sich verändert hat. Nachdem in der Kristallmine ein schreckliches Unglück geschehen ist, sich Jasovs verborgene Magie offenbart hat, und dabei viele Menschen ums Leben kamen, muss er lernen, wie er mit der ungezügelten Magie, die in ihm wohnt, umgehen kann. Der einzige Ort, an dem er unterrichtet werden kann, ist Burg Zwielicht. Unversehens gerät er in den Konflikt zwischen Menschen und Drachen, Intrigen und Verrat. Die ersten Kapitel haben mich wirklich begeistert. Ich spürte von den ersten Zeilen an, die Liebe und die Detailverliebtheit, die I. B. Zimmermann in dieses Buch gelegt hat. Da wir schon auf den ersten Seiten die Magie auf der einen Seite, Fragmente der Welt auf der anderen und Jasov, den Protagonisten kennen lernen, fühlte ich mich gut aufgehoben. Ich mochte die Magie, ich mochte die magischen Kristalle und wie der Zauber als Stimme und Melodie, nach der die Magiekundigen horchen, beschrieben wird. Dieser Aspekt des Buches war faszinierend. Die Autorin hat sich viele Gedanken um den Aufbau der Welt, um die Kartierung und um die herrschenden Konflikte gemacht. Das Buch enthält zwei wunderschöne farbige Karten, auf die ich immer wieder gerne zugrückgriff, wenn die Gemeinschaft unterwegs war. Gleich zu Beginn ereignet sich ein Unglück, durch das Jasovs Vertrauen in sich selbst zutoiefst erschüttert wird. Unsicherheit und Schuld sind die Gefühle, die ihn über viele Seiten des Buches begleiten. Einerseits ist der Gefühlscocktail verständlich angesichts der Ereignisse, mir persönlich wurde seine mentale Selbstgeisselung irgendwann zu viel. Ich verstehe die Intention der Autorin und habe in Jasov viel Entwicklungspotential gesehen, hätte ihn aber auch oft schütteln können. Da mochte ich seinen alten Mentor mehr, der gutmütig und schusslig, aber auch mit einem hintergründigen Humor versehen war. Generell waren mir die Nebencharaktere ein bisschen näher - wahrscheinlich insbesondere deswegen, da die Autorin bei ihnen gezwungen war, das was sie ausmacht zu verknappen und sie schärfer umrissen hat, als die Figuren, die die Flagge trugen. Ich habe ihre Liebe zum Weltenbau gespürt, zum Magiesystem und zu den wunderbaren Kreaturen. Über weite Strecken machte es mir auch Spaß, mehr über All'Ein zu erfahren, keine Frage. Auf die Länge des Buches gemünzt, hätte ich mir aber gewünscht, dass sie sich ein bisschen kürzer gefasst hätte. Natürlich will sie uns die Welt näher bringen - aber ich habe so manches Mal tief ausgeatmet, wenn sie zu einer neuen Erklärung angesetzt hat. Kürzungen wären wohl nicht verkehrt gewesen, insbesondere bei dieser optisch wunderschönen Neuauflage. Der Fokus war mir einfach nicht scharf genug - wie bei einer Landschaftsaufnahmen, bei der der Fotograf alles erfassen wollte und sie deshalb nur verschwommen auf dem Bildschirm erscheint. So kommen mir viele Passagen einfach zu ausufernd vor. Der mangelnde Fokus stahl mir das Lesevergnügen vom Anfang - leider. Ich hätte das Buch so gerne geliebt, so blieben mir nur Aspekte, die ich wirklich gerne mochte, wie die Idee und die Beschreibungen der Magie. Gänzlich mitnehmen und begeistern konnte mich das Reich des Todesdrachen jedoch nicht.