Der Roman Das Mauerblümchen und der Duke bietet einen gelungenen Einstieg für den Band 2, der die Herausforderungen der Protagonistin Chastity sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene anschaulich darstellt. Die Autorin versteht es, relevante gesellschaftliche Themen der Epoche geschickt in die Handlung einzuflechten, was dem Buch eine gewisse Tiefe verleiht.
Die Dynamik zwischen Chastity und Lucien ist angenehm zu lesen und erinnert stellenweise an die Beziehung zwischen Daphne und Simon aus der bekannten Bridgerton-Reihe, wobei Chastity charakterlich eher Eloise ähnelt. Diese Parallelen empfinde ich jedoch nicht als störend, sondern als charmante Hommage an das Genre.
Was mich allerdings störte, war die übermäßige Betonung von Luciens "hohen Wangenknochen" ein Detail, das in aktuellen historischen Liebesromanen geradezu inflationär verwendet wird. Seine Charakterisierung folgt zudem oft dem Klischee des typischen aristokratischen Junggesellen, und sein dargestellter Selbsthass wirkt an manchen Stellen schwer verdaulich.
Sprachlich fällt die Übersetzung gelegentlich negativ auf, besonders die Verwendung des veralteten Begriffs Lakeien anstelle zeitgemäßerer Bezeichnungen wie Personal oder Bedienstete erscheint unpassend und unterbricht den Lesefluss.
Die zentrale Handlung um eine Wette, die zur Verwandlung von Chastity führt, bringt zwar eine gewisse für die Regency-Ära typische Oberflächlichkeit mit sich, jedoch bleibt die Beziehungsentwicklung insgesamt zu oberflächlich. Es fehlt an emotionaler Tiefe, die den Charakteren mehr Authentizität verleihen würde. Besonders die romantischen Szenen zwischen den Protagonisten sind stellenweise mit zu viel Schmalz und Pathos angereichert.
Fazit: Das Mauerblümchen und der Duke ist ein unterhaltsamer Zeitvertreib für Fans von Regency-Romanzen, der jedoch an Tiefgang vermissen lässt. Wer nach einer leichten Lektüre für zwischendurch sucht und über einige Klischees und Übersetzungsschwächen hinwegsehen kann, wird mit diesem Roman dennoch seine Freude haben.