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Das Requiem ist die letzte Messe, die man auf Erden erwarten darf: Sie ist eine Liturgie fürs Ende. Doch nirgends steht geschrieben, dass es bei dieser ernsten Angelegenheit nicht auch heiter zugehen kann.

requiem ist eine mitreißende, poetische Erzählung, die zur lustvollen Traumreise wird: Von einer Wohnung mit Blick auf den Teufelsberg fallen wir durch die Zeiten, schweben über Berge und Täler, fahren quer durch die Mark und die Meere. So kommen wir zu den Delfinen im Landwehrkanal und bis an den Santa Catalina Beach in Kalifornien - bevor sich an einem ganz unerwarteten Ort die Pforten der Unterwelt öffnen. Und hin und wieder blinzeln wir hinüber ins Paradies.

In einer atemlosen Geschichte zeigt Alexander Schnickmann, wozu Literatur imstande ist. requiem ist ein Buch für eine Nacht und die Ewigkeit.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
29. August 2024
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
173
Autor/Autorin
Alexander Schnickmann
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
280 g
Größe (L/B/H)
200/124/21 mm
ISBN
9783751809856

Portrait

Alexander Schnickmann

Alexander Schnickmann


, geboren 1994 in Lünen, aufgewachsen in Bergkamen im Ruhrgebiet, schreibt über Pflanzen und Tiere, Maschinen und Gespenster und wurde 2023 mit dem Leonce-und-Lena-Preis ausgezeichnet. Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften und Sammelbänden.

requiem

ist Alexander Schnickmanns Debüt.


Pressestimmen

Besprechung vom 04.02.2025

Du wolltest doch wissen, wo die Toten sind
Lyrisches Hochrisikodebüt: Alexander Schnickmanns mitreißendes "requiem"

Anders als etwa in Friederike Mayröckers "Requiem für Ernst Jandl" geht es im vorliegenden Band nicht (oder nur ganz am Rande) um das höchstpersönliche Gedenken an eine geliebte Person. Sondern dieses "requiem" liest unserer bestehenden Welt die Totenmesse. In einem Wort- und Sprachrausch ergießt es sich ohne Punkt und Komma, ohne Überschrift und Absätze. Strukturiert einzig durch die graphische Anordnung der Verse, reißt es seine Leser mit in einen Sog Richtung Ewigkeit. Dorthin, wo die berühmten Eingangsverse "Ewige Ruhe gib ihnen Herr / und ewiges Licht leuchte ihnen" des Requiems Aeternam wie schon bei Mozarts "Introitus" seines Requiems in D-Dur den Grundton bilden.

Alexander Schnickmanns Gesang ist betörend schön, obgleich er doch um den Tod kreist: "du wolltest doch wissen / wo die Toten sind was der Plan ist / wann die Erlösung kommt", erinnert eine numinose Stimme den Protagonisten dieses Totengebets im entscheidenden Offenbarungsmoment, der bezeichnenderweise im unterirdischen Maschinenraum unseres Weltendaseins stattfindet. Und die Stimme ergänzt: "die Toten sind willst du wissen wo / die toten sind sagt die Stimme / sie sind hier und siehe." Sehen, Hören, Stehen, Singen - das sind die Grundelemente dieser Totenmesse. Zwischen dem 6. Juni und dem 18. August 2023 greift sie Raum. Sie beginnt harmlos vertraut mit einem bloßen Fensterblick, um in eine bedrohliche Anders- und Unterwelt zu münden, in der auf unheimliche Weise über längere Zeit der 1. August einfach nicht vergehen will, sondern wieder und wieder beginnt.

Schnickmann arbeitet mit einer virtuosen Kunst der Polyphonie und Bildüberlagerung: Die Fensterblicke, die man sich als Leser mit dem Requiemsänger auf den Berliner Teufelsberg teilt, interferieren mit Erinnerungsbildern (etwa an Reisen nach Breslau, an das Marschland bei Burg Berum, an ein Bergwerk in Sachsen oder an Kalifornien). Sie überschneiden sich mit den unablässigen Kontrollblicken aufs Handy und in den Fernseher, die beide Bilder von Waldbränden in Kanada oder dem Fischsterben in der Oder anschwemmen.

Als müsste eine weitere Welle das Fass der Interferenzen zum Überlaufen bringen, hat der Protagonist auch noch ständig sein Ohr am Radio. Bis sich die Katastrophenmeldungen zu einem himmelhohen Trümmerberg häufen (wie es der Berliner Abhör- und Teufelsberg ja auch in Wirklichkeit ist). Ein Requiem anstimmen, bedeutet in diesem Fall, die Todesmeldung zu bändigen (tendenziell zwanghaft): "muss mir jedes Unglück notieren / muss alles zitierbar machen / weil ich es sonst wieder vergesse / weil sich die Trümmer häufen". Reichtum und Fülle des Totgesagten kollidieren mit einer unheimlichen Lust, die sich beim Beschauen der Trümmerberge entfaltet.

In dieser Lust beim Bestaunen des um sich greifenden Overkills liegt das Skandalon dieses Bandes. Das andererseits dazu führt, dass die Hauptfigur von den Bild- und Informationsgewalten überspült in den Minimalbetrieb purer Körpererhaltung kippt: "an manchen Tagen fass ich gar keinen / überhaupt keinen Gedanken mehr nur / jetzt musst du atmen und jetzt musst / du essen und jetzt musst du trinken / atme ein." Aber Schnickmann kann nicht nur das Existenzielle evozieren, sondern auch das Urkomische. Inmitten des Untergangsszenarios erhält zum Beispiel als Ordnungsgarantin eine gewisse Brünnhilde ihren Auftritt: "zweiter Juli will sofort einen Hund / ich überlege mir einen Hund zu kaufen oder / einen Staubsaugerroboter / ich nenne ihn denke ich / ich nenne ihn Brünnhilde." Nur zwei Tage später hat Brünnhild sich perfekt in den Untergangskosmos eingefügt: "dritter Juli kaufe mir einen Staubsaugerroboter / und nenne ihn Brünnhilde / vierter Juli bleibe mit dem Fuß / nach dem Aufstehen gleich / in Brünnhilde stecken / zig Prellungen überall Sterne".

Vom Staub zu den Sternen - es wirkt, als hätte da jemand das Sprichwort "per aspera ad astra" absichtlich auf falschem Fuß erwischt. So geht Heldendämmerung. Alexander Schnickmann hat mit einem Auszug dieses Textes 2023 den Darmstädter Leonce-und-Lena-Preis für sich entschieden. Nun ist aus dem damals schmalen Textauszug ein Hochrisikodebüt entwachsen. Bewundernswert rasant, betörend in seiner poetischen Eigenart, entfaltet es einen Abgesang auf unsere Kultur der Dinge und das nicht enden wollende Krisenstaccato der heutigen Zeit. Wir sind dem Sog von "requiem" so erlegen, dass wir ihm Flutwellen von Lesern wünschen, die ihm in das elaborierte Katastrophenszenario folgen mögen. CHRISTIAN METZ

Alexander

Schnickmann:

"requiem".

Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2024. 180 S.,

geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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