In mehren Erzählsträngen beschreibt Andrea Heuser einfühlsam die Geschichte von Barbara und Augusta. Durch Rückblenden erfährt man aus dem Leben der Mutter und man ahnt, warum sie ihrer Tochter nicht die Wahrheit erzählt. Hat sie doch selbst eigene schlechte Erinnerungen, die sie Augusta ersparen möchte. Dann aber führt uns Augusta in ihre eigene Welt eines Kindes und beschreibt ihre Sicht auf die Dinge, die um sie herum geschehen. Sie flüchtet in ihre eigene Traumwelt, ihren imaginären Garten. Diese leichte Erzählweise aus der Sicht Augustas ist ganz wunderbar, denn man erinnert sich plötzlich an die eigene Kindheit, in der Schatten etwas Merkwürdiges darstellten und die Phantasie mit einem durchging. Barbara wollte Augusta die Wahrheit über die Trennung von ihrem Vater nicht direkt sagen, leider hat sie so in Augusta Hoffnungen geweckt, die nicht erfüllt werden konnten. Doch Kinder verstehen mehr, als Erwachsene häufig annehmen. Man sollte ihnen zuhören und die Wahrheit sagen, auch wenn sie schwer anzunehmen ist. Ansonsten weckt man ungeahnte Hoffnungen, die dann nicht zu erfüllen sind. Der teilweise poetische Erzählstil hat mir gut gefallen. Die Personen werden dem Leser einfühlsam näher gebracht und man liest die wichtigen Dinge fast zwischen den Zeilen. Fast subtil werden sie erst langsam klar, wenn man die verschiedenen Sichtweisen von Mutter und Tochter liest und daraus die Zusammenhänge erkennt. Wie beide Halt in ihrer Familie suchen und nicht finden können. Wie sie aneinander vorbei reden und sich nicht annähern können. Dieses Buch ist ganz wunderbar, es ist traurig, berührt und lässt den Leser nachdenklich zurück. Gleichzeitig aber erfreut man sich an den Ausflügen in Kindheitserinnerungen und wird von einer melancholischen Stimmung erfasst. Ein absolut einmaliges Leseereignis einer Autorin, von der sicher noch zu hören sein wird.