Egon Erwin Kisch, 1885 in Prag in eine jüdische Familie geboren, war einer der bedeutendsten deutschsprachigen Journalisten. Seit 1906 arbeitete der rasende Reporter für das Prager Tageblatt und die Zeitung Bohemia. Er war Stammgast im Nachtcafé Montmartre, und mit Franz Kafka und dem Schwejk-Autor Jaroslav Hašek befreundet. Bekannt wurde er mit der Kolumne Prager Streifzüge aus der Unterwelt. Er deckte aber auch die Vertuschung des Selbstmords von Oberst Alfred Redl auf, ein russischen Spion.
Schon früh unternahm Kisch Reisen; ins griechische Piräus, nach Konstantinopel und Italien, nach London und Antwerpen. 1913 ging er für das Berliner Tageblatt nach Berlin, wurde aber eingezogen, als Österreich Serbien den Krieg erklärte. Nach einer Verwundung wurde er zur Presseabteilung versetzt. Am Ende des Ersten Weltkriegs schloss er sich der Roten Garde an, partizierte an der Besetzung der Neuen Freien Presse und trat in die KPÖ ein.
Wenig später wies Österreich ihn aus. 1921 landete er wieder in Berlin. Dort gab er Bücher heraus, schrieb Theaterstücke, Gedichte und Erzählungen aus dem jüdischen Prag und arbeitete für mehrere Zeitungen, darunter die Rote Fahne. Er schrieb Reportagen aus der Sowjetunion, Algerien und Tunesien und zuletzt aus China. In die USA reiste er 1928 und 1929, von New York nach Kalifornien, musste als Kommunist aber seine Geschichten unter dem Namen Doktor Becker veröffentlichen.
1933, ein Tag nach dem Reichstagsbrand, wurde er von den Nazis verhaftet und nach Prag abgeschoben. Er floh nach Paris und schloss sich dem Exil-Widerstand an. 1934 segelte er nach Australien; als die Regierung den Kommunisten nicht hereinlassen wollte, sprang er vom Schiff und brach sich ein Bein. Zurück in Europa, solidarisierte er sich mit dem Widerstand gegen den spanischen Diktator Franco. Als ihn Frankreich 1939 unter Arrest stellte, flüchtete er mit seiner Frau Gisela in die USA. Da er in New York aber kaum Aufträge bekam, reisten beide Ende 1940 zur Exilgemeinde in Mexico City weiter, wo er sein letztes Buch Entdeckungen in Mexiko schrieb. Nach dem Krieg kehrte er nach Prag zurück, wo er die Kommunisten und die Beneš-Regierung unterstützte. Kisch starb 1948 in Prag.