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Couscous mit Zimt

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Drei Generationen, eine mitreißende Lektüre, ein Familienroman voller emotionaler Wärme, Empathie und sprühender Lust am Erzählen.
Elsa Koester porträtiert drei charakterstarke Frauen, deren Schicksale von gesellschaftlichen Umbrüchen und Krisen gezeichnet sind. Die hinreißende Leichtigkeit, mit der sie die Perspektiven von drei Generationen verwebt, die gewinnende Eigenwilligkeit ihrer Figuren und der gesellschaftlich-scharfsichtige Blick der Autorin machen »Couscous mit Zimt« zu einer mitreißenden Lektüre, ein Familienroman voller emotionaler Wärme, Empathie und einer sprühenden Lust am Erzählen. Zigaretten, Cognac und Bücher - ihre letzten Jahre verbringt die über hundertjährige Lucile am liebsten lesend im Bett ihrer Pariser Wohnung. Als kurz nach Luciles Tod auch ihre Tochter Marie stirbt, erbt Lisa das Appartement in der Avenue de Flandre. Ihr bleiben nur noch die Erinnerungen an die zwei eigenständigen, vom Leben gezeichneten Frauen der Familie. Das Verhältnis von Mutter und Großmutter war explosiv. Die starke, aber auch selbstbezogene Französin Lucile musste nach der Unabhängigkeit Tunesiens mit ihren Töchtern überstürzt nach Frankreich fliehen, ein Heimatverlust, den die in Tunesien geborene, temperamentvolle Marie nie verwunden hat. »Fische haben empfindliche Füße«, pflegte Marie zu sagen, die immer wieder ins Straucheln geriet bei dem Versuch, im neuen Land Fuß zu fassen. Der schmerzhafte Abschied von Tunesien, die erste dramatische Liebe im Pariser Mai 1968, die Flucht vor den Übergriffen Luciles nach Berlin, wo Lisa Jahre später zur Welt kam - von all dem hat Marie ihrer Tochter erzählt. Doch kann Lisa den Erzählungen ihrer Mutter trauen?

Produktdetails

Erscheinungsdatum
27. August 2020
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
448
Reihe
Debütromane in der FVA
Autor/Autorin
Elsa Koester
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
562 g
Größe (L/B/H)
213/144/40 mm
Sonstiges
Mit Lesebändchen
ISBN
9783627002787

Portrait

Elsa Koester

Elsa Koester wurde 1984 als Tochter einer französischen Pied-noir mit tunesischer Kolonialgeschichte und eines norddeutschen Friesen mit US-amerikanischer Auswanderungsgeschichte in Berlin geboren, wo sie heute lebt. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaft sowie Soziologie und engagierte sich über 15 Jahre in sozialen Bewegungen. Heute arbeitet sie als politische Redakteurin bei der Wochenzeitung »Der Freitag«. Die neu entflammte Debatte über Identität und Heimat inspirierte sie zu ihrem Romandebüt »Couscous mit Zimt«, in das ihre Erfahrungen aus einer diversen kulturellen Identität, als Journalistin und Aktivistin mit einfließen.

Pressestimmen

Besprechung vom 12.12.2020

Mais quand même, Vivienne!
In Elsa Koesters Debütroman sucht eine Berlinerin in Paris nach ihrer Familiengeschichte

Den jungen Mann, der ihre Wohnung mit den anderen Partygästen betritt, kennt Lisa nicht. Er sieht aus wie der deutsche Dichter Ronald M. Schernikau, stellt sie fest, was doppelt irritiert, schließlich ist Schernikau in diesem Moment bereits ein Vierteljahrhundert tot, und was hätte er auch zu Lebzeiten in dieser Wohnung im 19. Bezirk von Paris zu suchen gehabt? Der Mann jedenfalls erzählt von der Vorbesitzerin der Wohnung, einer alten Frau, deren zwei Töchter sich gar nicht um sie gekümmert hätten, und von der Abtreibung, die eine der Töchter in dieser Wohnung erlitten hätte. Wenn Lisa übrigens Genaueres über all das wissen wolle, dann solle sie einfach Adam fragen, der wohne jetzt hier.

Der Partygast scheint sich also auszukennen. Was er nicht weiß, ist, dass es Lisas Wohnung ist, in der er sich so aufbläst, dass er ausgerechnet Lisa von ihrer eigenen Großmutter erzählt, und zwar entstellte Fragmente von Episoden, die wiederum Lisa zuvor ihrer Mitbewohnerin Larissa mitgeteilt hatte, über die sie dann an jenen Adam gelangten, der hier seit ein paar Tagen Unterschlupf gefunden hat und nun Wildfremde mit seiner Version von Lisas Familiengeschichte traktiert. Und so wie die von der Großmutter geerbte Wohnung zuvor von allen möglichen Verwandten oder Freunden Lisas um Teile des Inventars gebracht worden war, so wie nun, auf der Party, zu der nicht Lisa, sondern der Mitbewohner Adam geladen hatte, der schöne Holztisch, den Lisa ins heimische Berlin mitnehmen will, ruiniert wurde, so erlebt die Doktorandin nun, wie ihr auch die Familiengeschichte genommen werden soll: indem ein Fremder sie auf das Skandalträchtige reduziert.

Was das eigentlich für eine Geschichte ist, darum ringt Lisa, Protagonistin im ersten Roman der 1984 geborenen Journalistin und Aktivistin Elsa Koester, spätestens seit dem Krebstod ihrer Mutter Marie. Von der erbt sie die Wohnung in Paris, die einmal der Großmutter Lucile gehört hatte und die auf Marie und deren Schwester Solange übergegangen war, während Lucile weiterhin dort wohnte, im Bett las, ihre jahrzehntealten Rituale fortführte und eigentlich niemanden sehen wollte, schon gar nicht ihre Töchter.

Lucile gehören die ersten Seiten des multiperspektivischen Romans: Sie resümiert aus dem Jenseits ihr Leben, das fast hundert Jahre währte, jetzt ist die Agnostikerin aus christlichem Haus offenbar bei Allah, was eine hübsche Pointe ist. Ihr Name fällt fast nie auf den mehr als vierhundert Seiten des Romans, meist wird sie "Mamie" genannt, aber dass "Lucile" nicht weit von "Lucifer" ist, wird ihre Tochter Marie, auch sie eine besessene Leserin, genau registriert haben - jedenfalls muss sich Lisa oft genug von ihrer Mutter anhören, die Großmutter sei buchstäblich der Teufel selbst, und manchmal ist sie dabei, wenn Marie Fotos von Lucile verbrennt, um sie zu bannen.

Maries Erzählungen, gerichtet offenbar an ihre Tochter, bilden den einen Strang des Buches, kapitelweise durchschossen vom anderen, der hauptsächlich im Sommer 2016 angesiedelten Gegenwart des Romans, wiederum durchbrochen von wenigen Erinnerungen Lisas an meist schwierige Momente mit der alkoholkranken Mutter. Die Doktorandin - sie forscht über die Epoche Sturm und Drang - ist nach Paris gekommen, um die geerbte Wohnung zu verkaufen und zuvor noch einmal zu sichten, was sie gebrauchen kann. Dort wohnt gerade Larissa, eine Freundin von Lisas Mitbewohnerin Anne. Es sind die Wochen der "Nuit Debout"-Proteste, die sich gegen die Arbeitsmarkt-Politik der französischen Regierung richten (als Journalistin hatte Koester darüber berichtet); Lisa und Larissa nehmen daran teil und erleben auch, wie die Polizei gegen die Unterstützer obdachloser Migranten vorgeht. Zugleich wird Lisa mit ihrer Familiengeschichte konfrontiert, denn Lucile brachte ihre beiden Töchter im damals französisch beherrschten Tunesien zur Welt, wo ihre Familie einiges Land besaß. Zu den frühen Erinnerungen Maries gehört dann auch die Freundschaft mit einem arabischen Mädchen, die von beiden Familien nicht gern gesehen wird. Ihre Freundin jedenfalls sagt sich von ihr los, als die Franzosen nach den Spannungen im Algerienkrieg, die auch Tunesien betreffen, das Land verlassen müssen - "Koffer oder Sarg" lautet die Alternative.

Koester packt eine Menge in diesen Familienroman über drei Generationen: die Kolonialismus-Debatte sowieso, aber auch Feminismus und Islamkritik, den Streit ums Kopftuch, die Folgen von ganz unterschiedlichen Wellen der Migration und nicht zuletzt die Frage, wie sich Erinnerung konstituiert, wenn sie auch aus zweiter Hand stammt und dabei aus verschiedenen Quellen gespeist wird - besonders dies zeigt die Autorin virtuos, wenn sie mit bemerkenswerter Sicherheit Positionen über den Roman hinweg mit ihren Gegenpositionen konfrontiert und keine Entscheidung darüber fällt.

Dabei erscheinen Lisas Mutter, Großmutter, Tante und Cousine sehr konturiert, auch die Nebenfiguren prägen sich ein, nur Elsa selbst bleibt blass, obwohl durch deren Augen vieles gesehen wird und sie zudem die Adressatin der Geschichten ihrer Mutter ist. Dem Roman schadet das nicht, zumal Lisas äußerlich verhaltene Reaktionen auf das Erlebte und Gehörte bisweilen von einer deutlich erregteren Innenwelt kontrastiert werden.

Allerdings leidet der Roman an seiner Sprache, und das nicht zu knapp. Mit ganz viel "bof", "putain", "mondieu", "hein" und "Oh làlà" wird Frankreich-Atmosphäre in die auf Deutsch wiedergegebenen Dialoge gepustet, und völlig kurios sind dann Sätze, die unter Frankophonen geäußert werden wie "Mais quand même, Vivienne, aber wirklich! Mit dir kann man echt nicht ausgehen!". Schwerer wiegt der Hang jeder der unterschiedlichen Erzählstimmen des Romans zu bedeutungsschwangeren Wiederholungen: "Sie hat angerufen. Sie hat Tata Solange angerufen", heißt es dann geschwätzig, oder: "Es wurde geräumt, das Lager muß geräumt worden sein. ,Sie haben es geräumt?', fragt sie die Frau." Und die antwortet: "Geräumt, geräumt, natürlich, ständig räumen sie!" So geht es oft.

"Studierst du Geschichte?", fragt das Schernikau-Double auf der Party, als Lisa seine Darstellung genervt korrigiert. Nein, sagt sie, Literatur. Dass dieser Zugang zu den Dingen nicht bedeutet, die familienhistorischen Realien zu vernachlässigen, zeigt "Couscous mit Zimt" sehr schön. Und leider auch, dass aus dem Hintergrund eines Literaturstudiums nicht zwingend ein ästhetisch überzeugender Roman erwächst.

TILMAN SPRECKELSEN

Elsa Koester: "Couscous mit Zimt". Roman.

Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2020. 448 S., geb., 24,- [Euro].

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Eine Geschichte von drei Frauen und drei Generationen - mitreißend, berührend und interessant erzählt.

Es geht in dem packenden Debutroman von Elsa Koester um drei aufrechte, respektable und eigenwillige Frauen, die in ihrem Leben so allerlei mitgemacht haben. Lisa kommt in den Genuss einer Eigentumswohnung in Paris, nachdem ihre Großmutter Lucile mit über 100 Jahren und kurz danach ihre Mutter Marie an Krebs gestorben sind...zwei charakterstarke und unabhängige Frauen, deren Verhältnis alles andere als harmonisch war. Lucile hat ihre letzten Jahre zurückgezogen in dem Pariser Apartment verbracht. Ihre Begleiter waren Zigaretten, Alkohol und Bücher. Lisa weiß von ihrer Mutter Marie so Einiges aus ihrer Vergangenheit. Aber es ist eben nur eine Sicht der Dinge und wer weiß schon, ob ihr vollständig und wirklich zu trauen ist. Ihre willensstarke Großmutter Lucile musste nach der Unabhängigkeit Tunesiens mit ihren Töchtern Marie und Solange Hals über Kopf die Heimat verlassen. In Frankreich wurden sie sesshaft, aber die energiegeladene lebhafte Marie verkraftete den Weggang aus ihrem Geburtsland nie zur Gänze. Immer wieder geriet sie in der neuen Heimat aus dem Tritt, nie gelang es ihr, wirklich anzukommen und Fuss zu fassen. Marie hatte nicht nur diese qualvolle Entwurzelung, sondern auch eine aufwühlende erste Liebe zu verdauen, bevor sie schließlich vor ihrer zudringlichen Mutter Lucile nach Berlin floh, wo schließlich Lisa zur Welt kam. Nachdem Lisa nach dem Tod der beiden Frauen in Paris ankommt, um sich um den Nachlass zu kümmern und das Notwendige zu regeln, wird sie von Erinnerungen an ihre chaotische und komplizierte Familie eingeholt. Die Autorin erzählt einfühlsam, feinfühlig, voller Natürlichkeit und mit spürbarer Freude und Wärme, die die Lektüre zu einem Genuss machen. Mit scheinbarer Leichtigkeit verknüpft sie die Schicksale ihrer in all ihrer Vielschichtigkeit gezeichneten Figuren, so dass ein harmonisches und stimmiges Ganzes entsteht. Gut herausgearbeitet hat sie die transgenerationale Weitergabe von Konflikten und das Nach- und Hineinwirken vergangener Erfahrungen und Geschehnisse in die Gegenwart. Zeitweise ist es harte Kost, die es zu verdauen gilt, aber das ist der schonungslos offenen, ehrlichen und schnörkellosen Schilderung geschuldet, was meines Erachtens ein Pluspunkt des Buches ist. Die 1984 in Berlin geborene Elsa Koester hat mit ¿Couscous mit Zimt¿ einen bewegenden, authentisch wirkenden, bildgewalt