Jojo Moyes ist eigentlich eine Garantin für gute Unterhaltung, ihre Romane sind zwar meist ein bisschen seicht, aber fast immer voller Gefühl, mit ein wenig Spannung und oft auch einem besonderen Hintergrundthema.
So ist auch der neue Roman nicht wirklich enttäuschend, doch eben auch von vornherein absehbar, durchsetzt mit altbekannten Zutaten, dazu aber auch voller liebenswerter und sehr menschlicher Figuren.
Lila, 42 Jahre alt, Mutter der 16-jährigen Celie und der 8-jährigen Violet sowie Hüterin des ständig bellenden Hundes Truant, muss ihr Ehe-Aus verarbeiten. Ihr Mann Dan hat eine neue Frau, natürlich jünger und attraktiver, und diese ist nun auch noch schwanger. Zusätzliche Herausforderung ist ihr Stiefvater, der, obwohl Besitzer eines eigenen Hauses, nach dem Tod ihrer Mutter nun mehr oder weniger permanent bei Lila im Haus wohnt.
Das Haus, in welchem sie leben, ist altersschwach, der Garten quasi im Urzustand, für alles fehlt Lila jedoch das Geld. Das verdient sie sich mit Schreiben. Ihr erstes Buch, eine ausführliche Beschreibung ihres eigenen damals noch glücklichen Ehelebens war ein Bestseller und ihre Agentin verlangt immer dringender eine Fortsetzung des Erfolgs. Doch Lila hat eine waschechte Schreibblockade, ihre Ehe- und alle sonstigen Probleme hemmen den Schreibfluss.
Mit all dem noch nicht genug, taucht plötzlich auch noch ihr leiblicher Vater auf, der seit Jahren nichts hatte von sich hören lassen. Nach und nach stellt sich heraus, dass der Schauspieler ziemlich pleite und dringend auf der Suche nach neuen Engagements ist. Selbstverständlich sind Gene, der leibliche, und Bill, der Stiefvater, alles andere als Freunde und so fliegen erstmal die Fetzen.
Und weil all das noch nicht reicht, hat Celie auch noch mit Mobbing in ihrer Schule zu kämpfen. Wie gut, dass Lila nun den attraktiven Gabriel kennenlernt, mit dem sie unbedingt anbandeln möchte. Dabei übersieht sie den netten Jensen aus der Nachbarschaft, der während all dieser Ereignisse im Auftrag von Bill den Garten gestaltet.
Schon diese Zusammenfassung zeigt, dass der Roman im Grunde ein Konglomerat aus Klischees und alten und abgedroschenen Versatzstücken solcher Genreromane ist. Man ahnt sozusagen schon auf Seite zwei, wie es ausgehen wird, denn natürlich landet Lila bei Gabriel, natürlich ist der Kerl (Achtung Spoiler!!!) nicht das, wonach es aussieht und natürlich vergrault sie den viel sympathischeren Jensen erstmal kräftig, bevor sich am Ende alle beseelt in die Arme sinken.
Trotz dieser Kritik hat sich der Roman durchaus schnell, leicht und flüssig lesen lassen. Was selbstredend an dem wie immer gelungenen Stil der Autorin, ihrer Fähigkeit, den Figuren Leben einzuhauchen, sie wahrhaft, authentisch und real wirken zu lassen, liegt. Wer also leichte Unterhaltung ohne zu viel Tiefgang, eine amüsante und gefühlvolle Geschichte mag, für diejenige ist der Roman auf jeden Fall zu empfehlen.
Jojo Moyes - Zwischen Ende und Anfang
aus dem Englischen von Karolina Fell
Wunderlich, Dezember 2024
Gebundene Ausgabe, 527 Seiten, 26,00 €