Ich war dort, wo man mich hingepflanzt hat, wie ein Ziergewächs in einem Topf. Jetzt bin ich hier und wuchere.
Was mich der Geschichtsunterricht in der Oberstufe also gelehrt hat, ist, dass man immer noch kann, wenn man glaubt, dass man nicht mehr kann. Solange man nicht umgefallen ist, geht es.
Marie ist auf der Flucht, sie rennt panisch einen Berg hinauf und hat Angst. Ihr Ziel ist ihre Cousine Johanna. Sie lebt seit Jahren in einer abgelegenen Hütte auf dem Berg, ein perfekter Ort um sich zu verstecken. Besonders gut hat Marie Johanna aber noch nie verstanden, sie ist ganz anders. Johanna liebt Tiere mehr als Menschen und redet nicht viel.
Der Roman kommt daher wie ein Kammerspiel, mit einer ordentlichen Wucht, hart, schonungslos und manchmal wieder ganz zart. Marie reflektiert ihr Leben. Zum Großvater hatte sie kein gutes Verhältnis aber sonst mochten sie alle, sie war die Goldmarie. Sie ist schön, klug und erfolgreich. Ganz anders war es bei Johanna, sie war eher still und zurückhaltend, galt als nicht besonders schlau. Nun treffen die beiden unterschiedlichen Frauen wieder aufeinander und Marie sucht nach Antworten. Das Annähern ist nicht leicht, sie umkreisen sich, finden schwer zueinander. Nach und nach erfahren wir warum Marie geflüchtet ist und wie die beiden Frauen aufgewachsen sind. Es geht um Kindheitstraumata, ob die augenscheinliche Normalität wirklich immer so richtig ist und auch um das harte, entbehrliche Leben auf der Alm. Dazu kommt österreichischer Dialekt , wunderbar bildliche Naturbeschreibungen und die manchmal fast raue Sprache. Ein grandioser Roman, den man gar nicht mehr weglegen möchte.