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Hedy Lamarr

Filmgöttin - Antifaschistin - Erfinderin

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Der Weltstar aus Wien

Hedy Lamarr (1914-2000): Ein Teenager aus Döbling wurde in den 1930er-Jahren durch "skandalöse" Nacktszenen und die erste Darstellung eines weiblichen Orgasmus in der Filmgeschichte zum Arthouse-Filmstar. In Hollywood stieg sie kurzfristig zur größten Leinwandgöttin aller Zeiten auf. Als Jüdin und Hitler-Gegnerin erlebte sie die Zäsuren und Brüche fast des gesamten 20. Jahrhunderts. Heute gilt sie als "Mrs. Bluetooth".
Die Historikerin Michaela Lindinger entkräftet auf Basis neuer Quellen gängige Klischees und Falschinformationen, porträtiert eine Frau mit Ecken und Kanten und zeichnet so völlig neues Bild der ehemals "schönsten Frau der Welt".

Produktdetails

Erscheinungsdatum
23. September 2019
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
255
Reihe
Reihenweise kluge Frauen, 1
Autor/Autorin
Michaela Lindinger
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
722 g
Größe (L/B/H)
235/164/27 mm
ISBN
9783222150395

Portrait

Michaela Lindinger

Michaela Lindinger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft, Ägyptologie, Ur- und Frühgeschichte. Die Autorin und Kuratorin arbeitet für das Wien Museum . Neben der Wiener Stadtgeschichte und Frauengeschichte begeistert sie sich für die Themen Tod und Mode, die immer wieder in ihre Bücher einfließen.

Pressestimmen

Besprechung vom 13.12.2019

Die Hautevolee-Prinzessin aus Wien
Hollywoods Frau für verwegene Begierden: Michaela Lindinger beschreibt Leben und Karriere von Hedy Lamarr

Zum zweiten Mal wurde kürzlich in Wien der Hedy Lamarr Preis vergeben. Bei dem Namen einer berühmten Schauspielerin würde man eigentlich erwarten, dass auch die ausgezeichneten Persönlichkeiten einschlägig hervorgetreten sind. Der Hedy Lamarr Preis aber würdigt "innovative Leistungen im Bereich neuer Informationstechnologien". Die Namenspatin wird als Technologieentwicklerin bezeichnet, sie habe Erfindungen gemacht, die als "Vorläufer für heutige Bluetooth- und WLAN-Anwendungen" gelten sollen. Dass die gebürtige Wienerin Hedwig Kiesler, die in Hollywood als Hedy Lamarr berühmt wurde, eine bahnbrechende Erfinder gewesen wäre, wird in der neuen Biographie von Michaela Lindinger allerdings eher brüsk zurückgewiesen: "Ein Lochstreifen macht noch keinen Computer", und das Frequenzsprungverfahren, das auch rüstungstechnologisch von Interesse gewesen sein soll, wäre in etwa so wirkungsvoll gewesen, als wollte man "ein Klavier in einen Torpedo einbauen".

Tatsächlich hatte sich Lamarr während des Zweiten Weltkriegs gemeinsam mit George Antheil an einem "Secret Communication System" versucht. Antheil war ein musikalischer Pionier, der vor allem durch seine Arbeiten für automatisiertes Klavier hervortrat. Auf entsprechenden Papierrollen beruhten auch die Ideen, die Hedy Lamarr immerhin eine Schlagzeile als "Inventor" in der "New York Times" einbrachten.

In dem Buch von Michaela Lindinger werden diese Geschichten gleich zu Beginn als "Legenden aus dem World Wide Web" entzaubert. Für die Stadt Wien, die sich aus nachvollziehbaren Gründen lieber mit einer datentechnologischen Pionierin als mit einer Skandalschauspielerin zu schmücken versucht, muss das kein Drama sein. Legenden sind hartnäckig, und Hedy Lamarr hat selbst wenig dazu beigetragen, einen realistischen Blick auf ihr Leben und ihre Karriere zu befördern. Michaela Lindinger stellt ihrem Buch drei Begriffe im Untertitel voran: "Filmgöttin - Antifaschistin - Erfinderin". Bei allen dreien ließe sich im Detail darüber diskutieren, ob sich damit auch eine plausible Wahrheit verbindet. Antifaschistisch war in den frühen 1940er Jahren nahezu das ganze Hollywood, und über das jüdische Selbstverständnis von Hedy Lamarr würde man gern in einer aus umfangreicheren Quellen gearbeiteten Biographie einmal noch mehr lesen.

Dass Hedy Lamarr eine Filmgöttin war, lässt sich leicht behaupten, wenn man von einem entsprechend großen Pantheon solcher Göttinnen ausgeht. Ihre Karriere in Hollywood war keineswegs unproblematisch. Inwiefern ihr Auftritt in Gustav Machatýs "Ekstase", in dem sie 1933 sieben Sekunden lang nackt zu sehen war, ihre Möglichkeiten in Amerika beeinträchtigte, lässt sich wohl schwer im Detail festmachen. Lindinger beschreibt jedenfalls eine "Filmgöttin", die trotz ihrer "Schwachstelle Oberweite" als erotisches Idol verkauft wurde - und zwar für eher verwegenere Begierden. Leider fehlt es der Biographin ein wenig an Gespür für filmhistorische Nuancen, so dass kontroverse Rollen wie die der Tondelayo (in der Dschungelphantasie "White Cargo") zwar ausführlich besprochen werden, dabei aber doch eher unterbelichtet bleiben. Ähnlich verhält es sich mit Edgar G. Ulmers "The Strange Woman", einem Höhepunkt des B-Kinos und einer wichtigen Begegnung von Emigranten in Hollywood.

Von ein wenig mehr Mut zu psychologischer Deutung hätte das Buch wohl auch profitiert. Das Leben von Hedwig Kiesler, die als "Hautevolee-Prinzessin aus Döbling" die Welt der reichen Männer und jene des Kinos betrat, ließe sich wohl als eine lange, verunglückte Autonomiebestrebung lesen: in dem Männermachtsystem Hollywood, in dem der Mogul Louis B. Mayer ihr eine Chance gab, die sie - laut Lindinger - auch aus Mangel an schauspielerischem Talent nur bedingt nützte.

Dass später das Umfeld von Andy Warhol auf Lamarr aufmerksam wurde und man ihr in der Factory einen Film widmete, verdeutlicht ihren besonderen Status. Man kann sie ohne weiteres als paradigmatisches Opfer einer entfesselten Popkultur mit Glückspillen und Schönheitsoperationen, mit oligarchischen Ehemännern und radikaler Sexualisierung sehen. Michaela Lindinger "begeistert sich für die Themen Tod und Mode", schreibt sie in ihrer Kurzbiographie am Ende des Buches. Vor allem der Akzent auf Modethemen prägt diese populäre Biographie deutlich und ist zweifellos ein guter Schlüssel zu dieser Figur. Aber neben der großen, vor allem filmhistorisch interessanten amerikanischen Biographie von Stephen Michael Shearer lässt das Buch von Michaela Lindinger den Wunsch nach einer Lebensdarstellung, die dieser Figur in ihrer ganzen Vielschichtigkeit gerecht wird, eher wachsen.

BERT REBHANDL

Michaela Lindinger:

"Hedy Lamarr".

Filmgöttin - Antifaschistin - Erfinderin.

Molden Verlag, Wien 2019. 256 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Bellis-Perennis am 03.01.2020

EIne gelungene Biografie

"Ich bin die schönste Frau der Welt. Ich bin eine große Erfinderin. Wenn jemand mein Leben erfindet, dann bin ich es." Dieses eindeutige Selbstbild der Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr versucht die Autorin Michalea Lindinger zurecht zu rücken. Wer war sie nun die Hedy Lamarr? Sie ist als Hedwig Maria Kiesler 1914 in eine Wiener jüdische Familie hineingeboren und in einem großbürgerlichen Haushalt mit Bediensteten aufgewachsen. Wie damals üblich kümmern sich die Eltern wenig um ihre Tochter. Die Mutter scheitert mit ihren Versuchen dem verzogenen Kind Grenzen zu setzen, da der Vater seiner hübschen Tochter jeden Wunsch erfüllt und jede Marotte durchgehen lässt. Sie bricht die Schule ab und versucht sich als Schauspielerin. 1933 ist ein bedeutendes Jahr für die junge Hedwig Kiesler: Sie dreht den Film "Ekstase", in dem sie für knappe 7 Sekunden nackt über die Leinwand flimmert und heiratet den reichen Waffenproduzenten Fritz Mandl. Diese 7 nackten Sekunden begründen ihren "Weltruhm", denn der Film schockiert Publikum und Eltern. Fritz Mandl, pathologisch eifersüchtig versucht, alle Film-Kopien aufzukaufen. Ausgerechnet jene, die im Besitz von Großkunden Benito Mussolini ist, wird er nicht bekommen. Die Ehe scheitert und Hedwig Kiesler flüchtet 1937 nach Amerika. Schon auf der Überfahrt ändert sie ihren Namen in Hedy Lamarr. Ihre Schauspielkunst hält mit ihrem Aussehen nicht mit. Sie gilt als schwierig und stürzt sich von einer Ehe in die andere, von einer Liebschaft in die nächste - Hollywood eben. Das "Who is Who" des Filmgeschäfts liegt ihr zu Füßen von Frank Sinatra bis zu Pablo Picasso. Vermutlich wäre ihr als Model mehr Erfolg vergönnt gewesen. Sie ist größer als die durchschnittliche amerikanische Schauspielerin und hat, für die Ansprüche Hollywoods, viel zu wenig Busen. Dass sie eine Brustvergrößerung, wie ihr die Filmbosse nahe legen, verweigert, spricht für sie, genauso wie jenes Zitat. "Jedes Mädchen kann glamourös sein. Du musst nur still stehen und dumm dreinschauen." Sie ist insgesamt sechs Mal verheiratet und hat zwei leibliche Kinder, die sie - ähnlich wie ihre eigene Mutter - dem Personal überlässt. Die Traumfabrik Hollywood ruiniert ihre Gesundheit wie die von Dutzenden anderen Schauspielerinnen und Schauspielern. Berühmt berüchtigt sind die "Vitamin-Cocktails" des Dr. Feelgood genannten Arztes, der seine Klienten mit Tranquilizern und Aufputschmitteln versorgt. Michaela Lindinger geht auch Hedy Lamarrs Ruf als Erfinderin des "Frequenzsprungverfahrens", für das sie gemeinsam mit dem Komponisten George Antheil ein Patent bei der US-Patentanwaltschaft eingereicht und erhalten hatte, nach. Anders, als immer wieder behauptet, ist weder die Erfindung neu noch wirklich bahnbrechend. Der Grund für die Geheimniskrämerei der US-Militärs liegt wohl darin, dass man sich im Krieg gegen Nazi-Deutschland befand und sich jede auch nur entfernt mögliche technische Spielerei für einen Vorteil nützen wollte. Man ließ Hedy Lamarr in dem Glauben, eine tolle Erfindung getätigt zu haben, um mit ihrem Namen und ihrer Schönheit amerikanische Soldaten für den Krieg zu begeistern. Nach dem Zweiten Weltkrieg verblasst der Ruhm des "schönsten Gesichts" Hollywoods, langsam. Der langjährige Abusus von Psychopharmaka zeigte seine Wirkung. Hedy Lamarr stirbt im Jänner 2000 in Florida. Meine Meinung: Michaela Lindinger ist eine umfassende Biografie von Hedy Lamarr gelungen, die ich gerne gelesen habe. Sie stellt eine objektive Ergänzung zu "Hedy Darling" dar, jener Biografie von Jochen Förster, die auf den Erzählungen von Hedy Lamarrs Sohn Anthony Loder, basiert. Die Autorin verwendet Begriffe aus der Filmsprache wie Vorspann und Abspann, um die acht Kapitel der Biografie zu verbrämen. Das Buch ist in einer gediegenen Aufmachung im Verlag Molden erschienen. Zahlreiche offizielle und private Fotos ergänzen diese Biografie. Fazit: Eine gelungene Biografie, die das Leben der Hedy Lamarr "Filmgöttin, Antifaschistin, Erfinderin" ein wenig zurecht rückt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.
LovelyBooks-BewertungVon Bellis-Perennis am 03.01.2020
Wie aus Hedwig Maria Kiesler die "Filmgöttin, Antifaschistin und Erfinderin" Hedy Lamarr wurde ..