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Iowa

Ein Ausflug nach Amerika | Roman | "Sehr lakonisch, ziemlich böse und ganz schön lustig." NDR Kultur

(53 Bewertungen)15
220 Lesepunkte
Buch (gebunden)
22,00 €inkl. Mwst.
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Das neue Buch der österreichischen Bestsellerautorin ("Dicht"). Stefanie Sargnagels Blick auf die USA ist so unverwechselbar wie ihr Schreiben: Sarkastisch, schonungslos ehrlich und doch voll Sympathie bringt sie uns das ländliche Amerika nahe und berichtet nebenbei herzerwärmend über die Lebensnotwendigkeit von Frauenfreundschaften.

2022 tauscht Stefanie Sargnagel widerstrebend das bequeme Wiener Sofa gegen ein Flugticket in die USA ein. In Iowa soll sie an einem College mitten im Nirgendwo Creative Writing unterrichten. In der Kleinstadt Grinnell mit ihren 8000 Einwohnern gibt es außer endlosen Maisfeldern: nichts. Mit von der Partie ist Musiklegende Christiane Rösinger, und gemeinsam machen die beiden sich auf, das Nichts zu erkunden. Sie finden übergewichtige freundliche Einheimische, traditionelle Geschlechterrollen, Riesensupermärkte, unglaubliche Würstchen und ein Glas voller eingelegter Truthahnmägen.

Mit korrigierenden Fußnoten von Christiane Rösinger.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
19. Dezember 2023
Sprache
deutsch
Auflage
8. Auflage
Seitenanzahl
304
Autor/Autorin
Stefanie Sargnagel
Weitere Beteiligte
Christiane Rösinger
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
1 s/w Foto
Gewicht
394 g
Größe (L/B/H)
206/136/30 mm
ISBN
9783498003401

Portrait

Stefanie Sargnagel

Stefanie Sargnagel, geb. 1986, studierte in der von Daniel Richter angeleiteten Klasse der Akademie der bildenden Ku nste Wien Malerei, verbrachte aber mehr Zeit bei ihrem Brotjob im Callcenter. Seit 2016 ist sie freie Autorin und verbringt seitdem mehr Zeit bei ihrem Steuerberater. Im selben Jahr wurde sie beim Bachmann-Wettbewerb mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, weitere Preise folgten. Ihre Bu cher Statusmeldungen, Dicht und Iowa waren Bestseller.


Pressestimmen

Eine sehr wienerische Reisereportage aus dem Mittleren Westen. Blamage und Spott gehen dabei Hand in Hand wie ein Pärchen, das besoffen, aber innig verliebt aus dem Saloon torkelt. NZZ am Sonntag

Nun erschöpft sich dieses Buch keineswegs im Ländervergleich, der zuverlässig gute Laune macht. Es ist auch, und vielleicht vor allem, das Manifest einer Freundschaft, für die es kaum kulturgeschichtliche Vorbilder gibt. . . Es wird einem beim Lesen ganz warm ums Herz. Adam Soboczynski, Die Zeit

Stefanie Sargnagel ist nicht nur die Ethnologin eines fremden Volkes, sondernauch ihrer selbst. Das gibt «Iowa» einen herzerwärmend kühlen Blick. Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung

Wie bei jeder guten Reise versteht man am Ende nicht genau, wann und wie dieWochen genau vergangen sind. Saß man nicht eben noch im Flieger nach Chicago? Die Eindrücke, die Sätze, die Menschen verschwimmen, aber woran man sich erinnern wird: Es war eine gute Zeit. MARLENE KNOBLOCH, Süddeutsche Zeitung

Schrullig und grandios. Der Spiegel

Kein Ding ist banal, kein Ort bleibt langweilig, wenn er durch die Feder vonStefanie Sargnagel gegangen ist. Jana Felgenhauer, Stern

Das Buch erzählt auf witzige und kluge Weise, was die Alten von den Jungen lernen können und umgekehrt. myhome. at

So geht Reisen, so geht ein Reisebericht. Die Presse

Das liest sich so unglaublich schön und urkomisch. Überhaupt möchte man sofort zu einem Roadtrip aufbrechen, aber eigentlich nur mit ihr zusammen. Nora Zukker, Tages-Anzeiger

In Deutschland sind solche lustigen, aber eben auch nicht ganz blöden Bücher anders als in angelsächsischen Ländern ja eher eine Seltenheit. Wer also mal nicht unter seinem Niveau lachen will, sollte zu Iowa greifen. Ulrich Rüdenauer, SWR 2 "Lesenswert"

Iowa ist unterhaltsam wie ein österreichisch-berlinerisches Road Movie. Nina Apin, taz

Erfahrungsbericht und zugleich gewitzte politische wie künstlerische Zwischenbilanz. 3Sat "Kulturzeit"

"Iowa" gehört zum Lustigsten, Klügsten und Besten, was der Buchmarkt in den vergangenen Wochen hervorgebracht hat. Marie-Luise Goldmann, Welt am Sonntag

Liebevoll spöttisch, nie überheblich, sehr lakonisch, ziemlich böse und ganz schön lustig. Katja Eßbach, NDR Kultur

Sollte sich schon mal jemand gefragt haben, ob Stefanie Sargnagel nicht nur Wien kann, sondern auch zum Beispiel Amerika? Dann darf man nach der Lektüre von "Iowa" sagen: Und wie! Michael Wurmitzer, Der Standard

Sowohl Sargnagels Entdeckung der USA als auch ihr Verhältnis zur älteren Freundin haben immer wieder fast rührende Momente des Bewunderns und des Staunens. Kurier

Vienna meets Iowa. Bei dieser Begegnung kracht es nicht, es scheppert eher, und die mit großem Sprachwitz und Beobachtungsgabe ausgestattete Autorin lässt den Leser beim Scheppern mitlachen. Irina Kilimnik, Die Presse

Der witzigste Culture-Clash der Saison Welt am Sonntag

Besprechung vom 12.10.2024

Die Ästhetik des Erwartbaren

Reisebericht aus einer rätselhaften Welt: Stefanie Sargnagel zeigt in "Iowa", wie man Bilder im Kopf der Hörer schaffen kann.

Von Ole Kaiser

Von Ole Kaiser

Sie beschreibt präzise. Einerseits die Außenwelt. Das Gesehene, das Geschmeckte und Gerochene, das Berührte. Andererseits ihr Inneres. Das also, was sie bei alledem denkt. Und das ist viel. Glücklicherweise hat sie zugleich den Mut, das Gedachte frei und umfänglich preiszugeben. Gepaart mit einer außerordentlichen Beobachtungsgabe, die man sich als Journalist auch für einen selbst wünscht, führt das zu einem intensiven Erlebnis. Für den Hörer kommen der weiche warme Klang ihrer Stimme und die Wiener Mundart hinzu (sie liest ihr Buch selbst), die einen beruhigen und berühren.

Das Hörbuch zu Stefanie Sargnagels zweitem erzählerischen Werk, "Iowa", nimmt einen mit auf die Reise zweier Frauen in die Einöde des mittleren Westens der Vereinigten Staaten. Die eine Reisende ist Sargnagel selbst, die an einem liberalen, für deutsche Verhältnisse sauteuren College im Örtchen Grinnell in der Pampa "Creative Writing" an Deutschstudenten vermitteln soll. Die andere ist die 25 Jahre ältere Musikerin Christiane Rösinger (die in humorvollen, "Gegendarstellungen" genannten Fußnoten gelegentlich das von Sargnagel Ausgeführte aus ihrer Sicht schildert), die dort einen Auftritt hat.

Der Untertitel gibt Aufschluss über das, was uns während des neun Stunden dauernden Hörbuchs erwartet: "Eine Reise nach Amerika". Sargnagel erzählt eben nicht von einer Reise "in ein gespaltenes Land" oder in ein anderes aufgeblasenes Synonym, das versuchte, aktuelle gesellschaftliche Dramatiken in eine kurze Unterzeile zu klöppeln.

Der Stil hält sich daran. Sargnagel spricht von der Ästhetik des Erwartbaren, das aber penibelst genau. In "Ioah", einem "Corn-State", der dörflich geprägt ist, findet sie sämtliche "Simpsons"-Klischees bestätigt: fettes Essen, fette Menschen, viele Rednecks, MAGA-Schilder im Vorgarten. Gefühlt jeder Einwohner hat ein Waffenarsenal im Wandschrank, geht jagen, trägt Basecap, Flanellhemd und langen Vollbart. Sargnagel versucht erst gar nicht, dem Klischee etwas Besonderes anzudichten.

Gestört wird diese Hinterwäldler-Idylle in Grinnell von besagtem College, das liberal ist, multikulti, queer, feministisch, woke. Zunächst haben diese Welten wenig miteinander zu tun. Sie bestehen vielmehr über weite Strecken der Erzählung parallel, obwohl der Campus mitten im Örtchen liegt, bis Sargnagel gegen Ende hin auffällt, das auch die Akademiker-Bubble zwischendurch in den örtlichen Kaschemmen mit den kleinbürgerlichen Durchschnittsalkoholikern herumhängt.

Die Handlung dümpelt vor sich hin, wie es auch Sargnagel und Rösinger tun. Die beiden latschen durch die Gegend, erkunden das immer weniger als Beobachterin denn als Teilnehmerin erlebte Midwest-Idyll, in dem sich besonders Sargnagel nach anfänglicher Fremdelei immer heimeliger fühlt. Hier fährt jeder für jede noch so kurze Strecke mit dem Auto ("Nicht mal nen Kaffee kriegst du hier ohne Karre"), alles ist groß ("Die kleinsten Becher fassen einen Liter, die größten vier") und fett ("Als Iowa-Breakfast wird eine Kombination aus Spiegelei und einem 300 Gramm schweren Rinderkotelett angeboten"). Langsam kennt sie die Bars, die Frau hinter der Theke eines in Wasser schwimmende Truthahnmägen und "pickled eggs" servierenden Ladens, in dem Light-Beer zwei Dollar kostet und immer die gleichen Besoffenen herumhängen, darunter einer namens "Homer", der diesen Simpson auf den Arm tätowiert hat.

In "Iowa" geht es auch um eine Freundschaft zweier Frauen aus unterschiedlichen Generationen des Feminismus. Rösinger, die als nach wie vor tourende Musikerin und Künstlerin um die sechzig das fleischgewordene Rebellentum verkörpert ("Das einzige Roll-Model in der Literaturgeschichte für cooles Altern als alleinstehende Frau ist die Hexe"), übernimmt in der Beziehung trotz höheren Alters nahezu permanent den Part der unangepassten Adoleszenten, ist bockig, euphorisch, kleinkriminell (sie stiehlt in Drogerien) und findet sich nicht recht in die Einöde ein ("Im Reich der tödlichen Langeweile kann sogar die Qual eine Abwechslung sein"). Sargnagel, die ihr Leben zwar auch nicht im Sinne bürgerlicher Stromlinienförmigkeit im Griff hat (sie raucht und trinkt zu viel, fühlt sich zu dick, lebt oft in den Tag hinein), ist über weite Strecken die Vernünftigere, deren Alltag als immer wieder zu führender Kampf darum dargestellt wird, nicht die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren.

Im Haus, das sie in Iowa bewohnen, entwickeln die beiden Frauen ein fast familienähnliches Verhältnis, zwischen ihnen ist alles harmonisch, eingespielt, klar: "Christiane nimmt ihre Sofaposition ein. Ich setze mich auf meinen Sessel. So war es immer, so sind wir es gewohnt. Seit 50 Jahren."

Sargnagel reflektiert anhand alltäglicher Beobachtungen pointiert gesellschaftliche Verhältnisse und kontrastiert diese mit Erfahrungen aus Wien und Berlin. Ein Waffenladen wird nach Beschreibung in mehreren Zeilen zum "Epizentrum militärischer Männlichkeitsideale", der Vokuhila eines Mannes wird zentraler Bezugspunkt eines Vergleichs des Midwest-Hinterlands mit der hippen deutschen Hauptstadt: "In Berlin trägt man das wieder, in Iowa noch."

So ist "Iowa" nicht einfach ein netter Reisebericht einer sich noch nicht recht selbst gefundenen Künstlerin. Vielmehr erzählt Sargnagel darin die Geschichte zweier Frauen und ihres eigenen Selbstwertgefühls, ihrer Zweifel, aber auch ihrer Freundschaft zueinander und ihrer Lebenslust. Sie freunden sich vor allem deshalb an, weil sie beide die tradierten Geschlechterrollen nicht akzeptieren wollen. Rösinger löst sich davon vollumfänglich, Sargnagel kann das nicht, etwa wenn sie vom Druck einer "tickenden Uhr" spricht, den sie als kinderlose Mittdreißigerin spüre. Aber man hört ihr gerne zu, weil sie das Spannungsfeld auszutarieren versucht, das jeder kennt: das Leben gebacken kriegen, ohne von ihm zermahlen zu werden.

Stefanie Sargnagel: "Iowa". Ein Ausflug nach Amerika. Autorinnenlesung.

Argon Verlag, Berlin 2024. Download, 547 Min.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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