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Propaganda

Roman

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John Glueck ist im Krieg. Tief in Deutschland, im dunklen Hürtgenwald in der Eifel, 1944. Vor kurzem noch war er Student in New York, voller Liebe zur deutschen Kultur seiner Vorfahren; dann, als Offizier bei Sykewar, der Propaganda-Abteilung der US-Army, traf Glueck in Frankreich sein Idol Ernest Hemingway. Für ihn zieht Glueck in den scheinbar unbedeutenden, doch von der Wehrmacht eisern verteidigten Hürtgenwald bei Aachen. Er entdeckt das Geheimnis des Waldes, als eine der größten Katastrophen des Zweiten Weltkriegs beginnt: die «Allerseelenschlacht» mit über 15 000 Toten. Was kann John Glueck noch retten? Sein Kamerad Van, der waldkundige Seneca-Indianer? Seine halsbrecherischen Deutschkenntnisse? Ein Wunder?
Niemand trat unverändert wieder aus dem «Blutwald» heraus, den die Ignoranz der Generäle zu einem Menetekel auch folgender Kriege machte. Zwanzig Jahre später, in Vietnam, erfährt John Glueck: Die Politik ist zynisch und verlogen wie eh und je. Er wird handeln, und sein Weg führt von der vergessenen Waldschlacht direkt zu den Pentagon-Papers.
Steffen Kopetzkys großer Roman spannt einen gewaltigen Bogen vom Zweiten Weltkrieg bis hin zu Vietnam. Ungeheuer spannend erzählt er von Krieg und Lüge, und von einem Mann, der alle falsche Wahrheit hinter sich lässt.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
20. August 2019
Sprache
deutsch
Auflage
6. Auflage
Seitenanzahl
496
Autor/Autorin
Steffen Kopetzky
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
578 g
Größe (L/B/H)
211/134/42 mm
ISBN
9783737100649

Portrait

Steffen Kopetzky

Steffen Kopetzky, geboren 1971, ist Autor von Romanen, Erzählungen, Hörspielen und Theaterstücken. Sein Roman «Monschau» (2021) stand monatelang auf der «Spiegel»-Bestsellerliste, ebenso wie «Risiko» (2015, Longlist Deutscher Buchpreis). «Propaganda» (2019) war für den Bayerischen Buchpreis nominiert, zuletzt erschien «Damenopfer» (2023). Von 2002 bis 2008 war Kopetzky künstlerischer Leiter der Theater-Biennale Bonn. Er lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen an der Ilm.


Pressestimmen

Die raffinierte Verquickung von historischen Fakten, spielerischer Phantasie und filmischem Blick machen "Propaganda" zu Kopetzkys bislang bestem Roman. Martin Halter, Berliner Zeitung

Kunstvoll konstruiert . . . ein faszinierendes historisches Diorama . . . Mit "Propaganda" ist Steffen Kopetzky ein großer Wurf gelungen. Alexander Marguier, Cicero

Ungeheuer elegant . . . Kopetzkys Roman gehört zum Eindringlichsten, was in Deutschland über das Wesen des Krieges geschrieben wurde. Stern

Am Ende des Romans dann auch ein neues Heldenideal: den kritischen, mündigen Whistleblower. Was könnte aktueller sein? Matthias Ubl, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Bei den Kampfhandlungen läuft Kopetzky zu Hochform auf. Wie er hier die historischen Fakten durch Fiktion ergänzt, einen tarantinohaft anmutenden Irokesen auf die Jagd nach Skalps von Wehrmachtsoldaten schickt und das Geschehen mit einer aberwitzigen Spionagestory anreichert, das beweist Chuzpe und Könnerschaft . . . Kopetzky hat mit "Propaganda" einen beeindruckend vielschichtigen Roman geschrieben. Ralph Gerstenberg, SWR 2 "Buch der Woche"

Eine glänzend geschriebene, unterhaltsame und zugleich lehrreiche Abenteuergeschichte, die einen starken Sog entwickelt. Christoph Schröder, Die Zeit

Von bestechender Aktualität . . . das zeigt den genuinen Erzähler Kopetzky auf der Höhe seiner Kunst. Rainer Moritz, Neue Zürcher Zeitung

Ein opulentes, offenkundig aufwendig recherchiertes Panorama . . . mit sinnlicher Kraft und einer gelegentlich aufblitzenden Ironie, die es keineswegs verhindert, Propaganda als spannungsreichen, elegant erzählten Pageturner zu lesen. Deutschlandfunk Kultur "Studio 9"

Dem deutschen Schriftsteller Steffen Kopetzky ist mit Propaganda ein wahrhaft großer amerikanischer Roman gelungen. Ein kluges, lehrreiches, spannendes, unterhaltendes und auch immer mal wieder witziges Buch, das den Leser lange nicht loslässt. Brillant." Andreas Förster, der Freitag

Kopetzkys Sprache ist elegant, aber unmanieriert . . . detailfreudig, flott mit einer fast unmerklichen Ironie. Mit Sprüngen zwischen den Zeitebenen stellt er verblüffende Bezüge her. "Propaganda" kann nicht nur, aber insbesondere dem historisch interessierten Leser wärmstens empfohlen werden. Die Presse

Propaganda" führt fesselnd, unterhaltsam, aufklärerisch und kühn hinein in die Untiefen des 20. Jahrhunderts, des Menschseins . . . Ein virtuoses Stück auch über die Kraft der Literatur. Ein rundum tolles Buch. Wolfgang Schütz, Augsburger Allgemeine Zeitung

Höchst spannend und erkenntnisstiftend zugleich, das ist Steffen Kopetzkys Roman Propaganda. Knut Cordsen, B5 Aktuell

Ein meisterhaft konstruiertes historisches Panorama . . . Selten liest man Bücher, in denen die Wahrheit einer Lebensgeschichte sich am Ende als die beste aller Finten erweist. Kai Müller, Der Tagesspiegel

Steffen Kopetzky ist mit Propaganda ein wahrhaft großer amerikanischer Roman gelungen. Ein kluges, lehrreiches, spannendes, unterhaltendes und bei aller Ernsthaftigkeit auch immer mal wieder witziges Buch, das den Leser lange nicht loslässt. Brillant. Andreas Förster, Frankfurter Rundschau

Packend erzählt. Cornelius Dieckmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Propaganda ist eine Mischung aus Antikriegs- und Künstlerroman. Die Detailverliebtheit hat mich teilweise echt begeistert. Esther Willbrandt, Radio Bremen

Ein gewaltiger Roman, der von einem Mann erzählt, der in der militärischen Propaganda kämpft, als Soldat im Zweiten Weltkrieg in der Propaganda-Abteilung für psychologische Kriegsführung, John Glueck heißt er, er wird 1944 Zeuge der grausamen Schlacht im Hürtgenwald. Bayern 2

«Deutschstunde» hieß mal ein Roman mit ähnlicher Erzählsituation. «Amerikanischstunde» könnte dieser heißen . Steffen Kopetzky kann hörbar gut schreiben: Er hat Tempo, er hat Vorstellungskraft, er kann beschreiben und beschwören, er hat sogar Humor, was in deutschen Romanen bekanntlich eher selten ist, und er hat auch genug Selbstbewusstsein, um Hemingway gekonnt zu seiner Figur zu machen oder allen Ernstes eine der schlimmsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs zu beschreiben. Wieland Freund, WDR 1

Die raffinierte Verzahnung von Kunst und Krieg, historischen Fakten und spielerischer Phantasie macht «Propaganda» zu Kopetzkys bislang bestem Roman. Martin Halter, Badische Zeitung

«Propaganda» liest sich wie ein amerikanischer Roman von einem deutschen Autor . . . Die eindrucksvolle Geschichte des Kampfes für die Demokratie und eine Erinnerung an die Größe der amerikanischen Kultur, so packend zu lesen, dass man zuweilen vergisst, wie aktuell es ist. RBB Radioeins "Favorit Buch"

Besprechung vom 31.08.2019

Sankt Amerika gegen den Teufel
Ist im Krieg und in der Vaterlandsliebe alles erlaubt? Steffen Kopetzkys zutiefst bilateraler Roman "Propaganda"

Wie einfach wären Krieg und Frieden, wenn es keine Schnittmenge zwischen Gut und Böse gäbe? Dann wären die einen die good guys und die anderen die bad guys. Man könnte sich auf die eigene Ehrenhaftigkeit konzentrieren und seinen Feldzug gegen die Niedertracht feiern. So wurde es propagiert in den Vereinigten Staaten der frühen siebziger Jahre, als amerikanische Bomben auf Nordvietnam fielen und unzählige Menschen töteten, um einen Krieg am Laufen zu halten, der da schon ungewinnbar war. "Wegen Hitler ist alles erlaubt", sagt John Glueck in Steffen Kopetzkys "Propaganda" in einer passionierten Anklage gegen sein Heimatland. "Wer gegen den Teufel kämpft, braucht sich keine Schranken aufzuerlegen."

John Glueck ist Patriot im Zwiespalt. Er ist Amerikaner, aber auch Deutscher. 1921 als Nachfahre rheinländischer Einwanderer in der Bronx geboren, wächst er im Banne seiner transatlantischen Herkunft auf. Seine Großmutter spricht Pennsilfaanisch Deitsch mit ihm ("es gebt viele schwatze Schof, awwer sie gewwe all weissi Millich"), später studiert er Germanistik. Thomas Mann liebt er genauso wie Thomas Wolfe. Aus der Ferne scheint ihm Deutschland, dichtend und denkend, ein mythisches Theater- und Burgenland. Als Hitler an die Macht kommt, lässt John Glueck sich von der Army rekrutieren, um gegen das Land zu kämpfen, "das ich, ohne es je gesehen zu haben, inniglich liebte".

Er landet im Department for Psychological Warfare, kurz: Sykewar. Was sich nach Seelenfolterkammer anhört, bedeutet für John Glueck eine Redakteursstelle beim "Sternenbanner" mit Sitz in London. Die vierseitige Zeitung, die amerikanische Flieger über dem Großdeutschen Reich abwarfen, sollte die Bevölkerung über die aussichtslose militärische Lage unterrichten und ihr gleichzeitig klarmachen, dass Rettung naht. Nach Deutschland kommt Leutnant Glueck 1944 im Zuge einer Reportage, die er über Ernest Hemingway schreiben soll, der sich als Kriegskorrespondent in Frankreich aufhält.

Das ist der eine Erzählstrang. Der andere spielt im Jahr 1971 in einem Regionalgefängnis des amerikanischen Bundesstaats Missouri. Wichtigster Insasse: John Glueck. Nach Kriegsende hat er eine Stelle bei der Denkfabrik Rand Corporation angetreten und berät nun das Pentagon. Dort fallen ihm Informationen zu, die ihn erstmals an der Doktrin von Sankt Amerika zweifeln lassen. Ihm wird klar, dass der Krieg in Vietnam heillos und mörderisch ist - und "ein Riesengeschäft". "Ich fühlte mich wie ein sich unschuldig wähnender, buchhalterischer deutscher Offizier im Jahre, sagen wir, 1943, der gerade zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen mehr Zugfahrten in die Lager, zugleich steigenden Kosten für Zyklon B und Gaslieferungen für die Krematorien zu verstehen begann." John Glueck wird zum Whistleblower. Glueck kommt vor Gericht.

Das alles ist packend erzählt. "Propaganda" bespielt zwar, wie schon Kopetzkys Vorgängerroman "Risiko", eindeutig das Gestern der historischen Fiktion: Da murrt Hemingway mal etwas über die Noblesse des Krieges; da schlägt, knapp dreißig Jahre später, der inhaftierte John Glueck eine "Washington Post" auf, die sich dem Publikationsveto der Nixon-Regierung widersetzt. Das ist unriskanter Stoff, abgesegnet durch Erzählung und Wiedererzählung. Das große Verdienst dieses Romans aber ist, dass er eindrucksvoll zeigt, wie viele Berührungspunkte die deutsche Kultur mit der amerikanischen hatte und hat.

Einige sind unmittelbar. An der Westfront etwa kämpften pennsilfaanische Muttersprachler, Amerikaner also, aber "wenn's nicht ihre Aufgabe wäre, sich gegenseitig umzubringen, könnten sie sich mit den Deutschen direkt über das schlechte Wetter hier in dies' finstern Gebirch unterhalten". Andere Verbindungen sind schemenhaft. Der Konzern Monsanto war im Vietnam-Krieg für die Entlaubung von Waldflächen zuständig, um Guerrillakrieger zu behindern. Monsanto war damals Geschäftspartner der Leverkusener Bayer AG, seit vergangenem Jahr gehört das Unternehmen zu Bayer.

Kopetzky bietet überraschende Wissensbissen und Anekdoten. Von einem Weggefährten, der dem Seneca-Stamm angehört, erfährt John Glueck 1944, dass die sechs Nationen der Iroquois seit Jahrzehnten mit Deutschland im Krieg stehen. 1917 hätten sie dem Kaiserreich den Krieg erklärt, seien jedoch in Versailles nicht berücksichtigt worden und folglich noch, beziehungsweise schon, mit der Weimarer Republik verfeindet gewesen.

Müsste man "Propaganda" eines anlasten, dann, dass die Wege des Protagonisten sich mit so vielen Persönlichkeiten kreuzen, dass es sich mitunter wie namedropping ausnimmt. In Whit Burnetts Schreib-Workshop an der Columbia-Universität sitzt John Glueck mit "Jerry" Salinger und "Henry" Bukowski. Im Krieg wird ihm Hemingway gleich so vertraut, dass er ihn "Papa Hem" nennt. Später schreibt er Präsident Kennedy den Satz "ISH-Pin-ain-BurleenAh" auf. Doch selbst wenn das Personal manchmal überbesetzt ist, überwiegt am Ende Kopetzkys Erzählgeist.

Propaganda, dieses Gruselwort: die Wahrheit gewordene Lüge. Mit Blick in die Welt - gerade nach Washington - möchte man dieser Tage fragen: Wann hört man damit auf? Als gelernter Propagandist weiß John Glueck: "Versöhnung mit der Realität gibt es nur am Schreibtisch." Dort entstehen die Klassifizierungen good guys und bad guys. Das verleitet Kopetzky keineswegs zu Apologien der Letzteren. Wohl aber zu der Erkenntnis, dass Erstere fast immer Propaganda sind.

CORNELIUS DIECKMANN

Steffen Kopetzky:

"Propaganda". Roman.

Rowohlt Berlin Verlag,

Berlin 2019. 496 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon Corsicana am 30.10.2023
Die berühmte Schlacht im Hürtgenwald, eines der Traumata der Amerikaner, hat mich schon länger interessiert. Ich komme nämlich aus der Nordeifel und meine Oma aus Vossenack (mittendrin) und mein Vater war im 2 Weltkrieg in dieser Schlacht und ist dort in Amerikanische Kriegsgefangenschaft gekommen. Da mir das Buch "Monschau" von Steffen Kopetzky sehr gut gefallen hatte, habe ich mich als daran gemacht "Propaganda" zu lesen. Der Autor spannt einen weiten Bogen vom 2. Weltkrieg bis zum Vietnamkrieg und den Pentagon Papers. Historisch sehr akribisch recherchiert und ziemlich ausführlich dargestellt. Also durchaus Kritik am Krieg. Aber dann geht es in den Hürtgenwald und die seitenlangen Beschreibungen von Kriegstaktiken, Schlachten, Divisionen usw. langweilten mich zusehends. Alles zwar sehr grausam, das ist mir schon klar. aber eben als Beschreibung ziemlich blutleer. Ich glaube, dafür interessieren sich eher Männer. Vielleicht ein Vorurteil. Ich will auch gar nicht sagen, dass der Autor den Krieg verherrlicht, gar nicht. Er beschreibt auch ziemlich gut, dass selbst Hemingway, Prototyp eines Machos und voller toxischer Männlichkeit, in diesem Massaker sein Verhältnis zum Krieg wohl überdachte, jedenfalls schrieb er nie das geplante Buch über diese Schlacht. Da Hemingway auf dem Weg in den Hürtgenwald auch in meinem Heimatdorf Station macht (wird sogar im Buch erwähnt!) interessierte mich das Thema schon länger. Neu war für mich, dass auch J.D. Salinger Kriegsreporter war. Und der fiktive Erzähler dieser Geschichte lernt sie alle kennen, auch Bukowski in New York. als sie alle noch Schriftsteller werden wollten und dann teilweise in der Propaganda landeten. Dieser Aspekt war interessant: Wie wichtig ist Propaganda (heute würde man PR oder Social-Media-Marketing sagen) für Meinungsbildung und Kriegsgewinn?Ansonsten habe ich mich aber leider ziemlich durch das Buch gequält, obwohl ich viele Orte, Täler und Landschaften kannte und einen persönlichen Bezug hatte. Und ja: Hemingway lese ich jetzt sicher nicht mehr. Salinger aber nochmals.
LovelyBooks-BewertungVon Nicolai_Levin am 15.07.2022
Kurzweilige Tour de Force mit Schwerpunkt um die hierzulande wenig bekannte Schlacht im Hürtgenwald (Herbst 1944)