Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
Jetzt unser Bookcycling entdecken: Gebrauchte Bücher ganz leicht verkaufen
Alle Infos
mehr erfahren
product
product
product
product
product
product
product
product
product
product
product
product
product
cover

Heilung

Roman | Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024

(33 Bewertungen)15
220 Lesepunkte
Buch (gebunden)
22,00 €inkl. Mwst.
Zustellung: Di, 11.03. - Do, 13.03.
Sofort lieferbar
Versandkostenfrei
Empfehlen

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024

Ein dubioses Spa, ein entkräfteter Mann und die Frage, was es heute bedeutet, glücklich zu sein

Ein Mann kann nicht mehr schlafen. Mit den Kräften am Ende, fürchtet er, alles zu verlieren: seine Ehe, seinen Status, das Leben. Seine Frau Imogen schickt ihn ins San Vita, ein mysteriöses Nobelresort in der verschneiten Stille der Dolomiten. In Obhut von Prof. Trinkl soll er dort zu sich selbst finden. Doch er sträubt sich aus Angst, sich in die Seele schauen zu lassen. Und zu Recht: Trinkl verspricht ihm zwar Heilung, flüstert ihm aber ein in der Vergangenheit begründetes Unbehagen ein, das die Ursache seiner Probleme sein soll.
Verängstigt und doch voller Hoffnung flieht der Mann zu seinem besten Freund aus Kindertagen. Und ahnt noch nicht, wie weit er gehen muss, um endlich von allem geheilt zu werden.

Ein überraschender Roman. Schlafwandelnd und doch hellwach. Zwischen Traum und wahrster Wirklichkeit.

»Die schönste Bergklinik der Literatur seit dem Zauberberg, mysteriöse Schlaflosigkeit und eine abenteuerliche Erstverschlimmerung. Beim Lesen beginnt die Heilung aber schon auf Seite 1. Ganz herrlich! « - Eckhart Nickel

»Ein glänzend geschriebener, ein unterhaltsamer und intelligenter deutscher Roman, das hat man nicht alle Tage« - Denis Scheck über »Die Geschichte eines einfachen Mannes«

»Der beste Roman des Frühjahrs« - Die Zeit

Produktdetails

Erscheinungsdatum
01. Februar 2024
Sprache
deutsch
Auflage
8. Auflage
Seitenanzahl
208
Autor/Autorin
Timon Karl Kaleyta
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
322 g
Größe (L/B/H)
207/132/26 mm
ISBN
9783492071710

Portrait

Timon Karl Kaleyta

Timon Karl Kaleyta ist Schriftsteller, Kolumnist und Drehbuchautor. Sein hochgelobter Debütroman »Die Geschichte eines einfachen Mannes« stand auf der Shortlist des aspekte-Literaturpreises und wurde mit dem Fuldaer Literaturpreis ausgezeichnet. An den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt erhielt Kaleyta 2021 den 3sat-Preis. Er lebt und arbeitet als Ehemann einer erfolgreichen Kunsthändlerin in Berlin.


Pressestimmen

»Der vielleicht eleganteste und humorvollste deutschsprachige Roman der Frühjahrssaison. « Iris Radisch, Die ZEIT - Wissen

»Was ist das für ein gekonnt überzeichneter Roman, der den Helden durch die Trugbilder eines sinnhaften Lebens führt? Einer zum Wachbleiben! « Stefanie Wirsching, Augsburger Allgemeine

»Die Fantasie, die sehr prägnanten Figuren, die denkwürdigen Szenen, die Verbindung von Grusel und Komik haben mich an diesem Buch sehr beeindruckt. « Cornelius Pollmer, ZDF Das Literarische Quartett

»Der vermutlich interessanteste Roman dieser Saison: Timon Karl Kaleytas Heilung , ein mit allen Wassern der Ironie, der Gegenwartskritik und der literarischen Parodie gewaschener Roman eines jungen Autors, der das Zeug hat zum deutschsprachigen Michel Houellebecq zu werden. « Die ZEIT - Was liest du gerade?

»Kaleyta hat mit seinem Roman eine schöne Parabel auf den Achtsamkeits- und Selbstoptimierungswahnsinn unserer Gegenwart geschrieben. « Gerrit Bartels, Tagesspiegel

»Timon Karl Kaleyta hat einen Roman über wohl niemals versiegende Sehnsucht nach Eindeutigkeit, nach Wahrheit, nach den ganz großen Gefühlen geschrieben, nach einer Idylle, die schnell in einen faschistischen Fiebertraum abgleiten kann, über das Böse, das sich als Gutes, Schönes und Poetisches, vor allem aber als Vitales und Gesundes tarnt. « Adam Soboczynski, Die Zeit

»Bis zur letzten Seite lässt er offen, an was genau sein Ich-Erzähler (. . .) leidet, was ihn in einen fast apathischen Zustand getrieben hat. Er ist Symptomträger für die Krise der Moderne, die nahezu alle Gewissheiten auflöst, auch den Glauben daran, dass alle Probleme sich mit kühler Rationalität klären lassen, es auf alles befriedigende Antworten gibt. « Michael Hirz, Kölner Stadt-Anzeiger

»Eine hochkomische Entlarvung der Versprechungen der modernen Glücksindustrie. « Oliver Pfohlmann, WDR 3 - Lesestoff

»Viel Literatur, viel Empfindsamkeit und Heilung im neuen Roman von Timon Karl Kaleyta. « Deutschlandfunk Kultur Lesart

»Ein wunderbarer Roman. « Knut Cordsen, Bayern 2 - Diwan

»Kaleytas Protagonist wandelt auf seiner Reise durch die verschiedenen Facetten einer Selbstfindungsobsession des Gegenwartsmenschen. « Der Spiegel

»Kaleytas Icherzähler ist eine eigenständige Figur. Er symbolisiert die Allgemeingültigkeit der Suche nach dem Glück in der heutigen Zeit. « Gisela Pelz, Freie Presse

»Symbolgesättigt verhandelt der Autor und Musiker Kaleyta (. . .) in seinem zweiten Roman die Themen Männlichkeitsideale sowie Selbstoptimierungswahn und kontrastiert hintersinnig die unheimliche, sterile Wellness-Welt in den Dolomiten mit dem naturverbundenen Alltag auf dem Bauerngut. « Christoph Feil, Heilbronner Stimme

»Eine abenteuerliche, aber vor allem höchst originelle Geschichte, erzählt der Autor ( ) in seinem Roman Heilung . « radioeins Nur für Erwachsene

»Ein phänomenaler Roman« Süddeutsche Zeitung

»Eine wirklich spannende Geschichte um Schuld, Glück und um die Suche nach sich selbst. « Radio F

»Eine Auszeit brauchen wir doch alle. Am liebsten ganz weit weg. Und für immer. Timon Karl Kaleyta legt in Heilung den Horror dieses Traums frei. « Süddeutsche Zeitung online

»Man sollte Timon Karl Kaleytas Heilung genießen. (. . .) eine Komödie im Ton einer Ironie, die höflich bleiben und sich lieber lustig machen als draufhauen will. « Welt am Sonntag

»Natürlich ist es erwartbar, dass das Glück der körperlichen Arbeit nicht von Dauer sein kann. Wie Kaleyta das umsetzt, liest man doch begierig ( ) 5/5 Punkte. « Berliner Zeitung

»Ein glänzender Roman (. . .) Mühelos trägt er den Leser von Szene zu Szene. Und er lässt diesen Leser am Ende mit der erschreckenden Erkenntnis zurück, dass der Ausweg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit wohl auch heute nicht ohne Gewalt zu haben ist. « Deutschlandfunk Büchermarkt

»Spielerisch elegant und ohne jegliche Schwere jongliert Timon mit zeitkritischen Betrachtungen zu Achtsamkeit, Selbstverwirklichung, Entfremdung (. . .) Es macht einfach unheimlich viel Spaß. « Papierstau Podcast

»Vielleicht muss ein zeitgenössischer Sanatoriumsroman genau so aussehen: Eine Irrfahrt durch ausgelöschte Visionen. « NDR Kultur Neue Bücher

»Kaleyta hat einen Sinn für Dramaturgie. Immer wieder findet er Spannungsmomente. Er verdichtet sie im letzten Kapitel « MDR Kultur Unter Büchern

Besprechung vom 15.06.2024

Fangen wir den Morgentau in unseren Netzen
Castorps letzter Winter: Timon Karl Kaleyta schickt einen modern entkräfteten Helden ins Bergsanatorium

Berge altern anders. Jahrmillionen sind für Felsmassive ein Wimpernschlag, hundert Jahre für einen "Zauberberg" nahezu nichts. So wirkt Thomas Manns Gedankengebirge bis heute taufrisch. Es ist die Ironie, die diese monumentale Abschiedszeremonie für die bürgerliche Selbstzufriedenheit so jung hält. Im Jubiläumsjahr nun kreißt und kreißt dieser Überberg, gebiert die ulkigsten Formationen, eine feministisch angestrengte Parodie der Parodie bei Olga Tokarczuk etwa. Auch Heinz Strunk und Norman Ohler legen ihre sicher lesenswerten Fortschreibungen in Kürze vor. Bei Timon Karl Kaleyta hat man es mit einer luftgespiegelten, allerdings arg eingeschrumpften Variante der Vorlage zu tun: ein Zwerg von Berg, der seine Abkunft - bis hinein in den gehobenen Erzählton - dafür umso stolzer vor sich her trägt. Es geht gleich los mit kolossal viel Schnee: "Schon seit Tagen fiel der Schnee ohne Unterlass aus den Wolken, es war einer der kältesten Winter der vergangenen Jahrzehnte."

Kaleytas Held, geplagt von Schlaflosigkeit und Impotenz (sind das die Geißeln unserer Zeit?), sucht auf Anraten seiner Frau das Sanatorium San Vita in der alpinen Abgeschiedenheit der Dolomiten auf. Die Traumlosigkeit des Patienten kontrastiert sofort mit der traumartigen, surrealen Atmosphäre dieses bis ins Berginnere unterkellerten Heilorts unter der Leitung, nein, Herrschaft des allmächtigen Professors Trinkl, einer Koryphäe der ganzheitlichen Naturheilkunde. Die gesamte erste Hälfte des Romans spielt in dieser Edelklinik, deren Achtsamkeitsabsolutismus amüsant karikiert wird. Gerade in der Abwehr der Zudringlichkeiten scheint der Held ansatzweise zu sich zurückzufinden.

Über eine milde Satire geht dies freilich nicht hinaus. Dafür fehlt den Dialogen zwischen dem auf Abschottung, Totalüberwachung und übergriffige Methoden setzenden Heilkundler und dem sich zu Recht gegängelt fühlenden Erzähler die Tiefe. Es ist eben kein zynisch-intellektueller Hofrat Behrens, der uns da begegnet, sondern ein Scharlatan in seiner Maske. Auch die verführerische Patientin Mana wirkt wie eine blasse Wiedergängerin von Thomas Manns Madame Chauchat. Ebenso viel Aufhebens wird zwar um einen Kuss Manas gemacht, doch statt wie die "tatarische" Sirene einen Mynheer Peeperkorn anzuschleppen, der in seiner entleerten Kolonial-Majestät für ein ganzes Zeitalter einsteht, scheint Mana bloß insgeheim mit Trinkl verbündet zu sein; halb Hure, halb Verräterin. Sie fragt gleich: "Lieben Sie ihre Frau eigentlich?" Da zuckt es bereits in den impotenten Lenden.

Dass der egozentrische Erzähler permanent zwischen Begierde und Furcht, zwischen Zutrauen und Verschwörungsdenken changiert, gehört noch zu den interessanteren Ebenen des Buchs. Dass die Behandlung so leicht anschlägt, hingegen nicht. Kaum wird der Erzähler mit sich allein in ein dunkles Zimmer gesperrt oder zum eigenhändigen Abschlachten eines Bären genötigt ("Ihre Frau kann stolz auf sie sein"), kehren die Träume zurück ("ich spürte, dass etwas lange Verdrängtes zurück an die Oberfläche gespült worden war"), und sie enthüllen ein denkbar schlichtes Geheimnis. Schuldig fühlt sich der Held, weil er den Kontakt zu einem guten Jugendfreund trotz dessen Briefen abgebrochen hat. Peinlich war ihm dieser Jesper noch zu Schulzeiten geworden, weil der alles infrage stellte und sich "von nichts und niemandem beherrschen" lassen wollte.

Das führt über eine erzählerisch holprige Zwischenstation in die zweite Hälfte des Romans, in der unser Held diesen Jesper aufsucht, der mit seiner Frau und im Einklang mit der Natur einen wiederum abgeschiedenen Selbstversorgerhof bewirtschaftet: halb Rousseau (oder Thoreau), halb Hermann-Hesse-Figur (in seiner enthusiastischen Freundschaftsliebe), aber auch er mehr dekoratives Imitat als authentischer Charakter.

Der taumelnde Protagonist, der den unverwundbaren Jesper anbetet, möchte nichts lieber, als für immer auf diesem Hof zu bleiben und in nichtentfremdeter Arbeit sein Glück zu finden. Es ist ein Problem, dass die Ironiesignale dieser an sich wenig aufregenden Aussteigerutopie uneindeutig sind. Soll hier nur lustvoll parodiert werden, oder will Kaleyta der angestaubten Konstellation doch einen hermeneutischen Mehrwert abgewinnen, gar auf eine Zeitdiagnose hinaus? Wie auch immer, es wird früh klar, dass die Sache - die Heilung - so bruchlos nicht vonstattengehen kann. Bald schon führen körperliche Beschwerden, Ängste und Neid zum Umschlag der Stimmung auch hier, bis die Situation vollends eskaliert. Auch im Streben nach dem Ideal der Einfachheit lauert das Totalitäre, das Ausmerzen aller Schwächen, sollen wir womöglich erkennen. Das abgeschmackte, aber visuell eindrückliche Finale erweckt endgültig den Eindruck, es mit einem Drehbuch zu tun zu haben.

Das würde auch die narrativ wenig gefüllte, aber sehr bildhaft evozierte Atmosphäre zwischen Lebensgier und Todesschatten erklären, die vage an das zerrissene moderne Individuum in "Der Steppenwolf" oder den romantisch-letalen Narzissmus in "Klingsors letzter Sommer" gemahnt: "Glauben Sie, es war das letzte Mal, dass wir so einen Winter hatten?" Das Pathos kann hier gar nicht groß genug sein. So fangen die beiden Freunde mit Netzen den Morgentau, um dann den Kelch des jeweils anderen zu leeren. Wie die überdeutliche Symbolik (zumal in den Traumszenen) wirken auch die vielen Klopstock-Zitate bedeutungsheischend hineingeworfen, ohne Auswirkung auf das Erzählte zu haben; dabei wäre es leicht gewesen, darüber ins Nachdenken über das Dialektische an der Empfindsamkeit zu kommen. Vor allem aber bleibt das Buch in allen Belangen - Humor, Geist, erzählerische Raffinesse - weit hinter dem "Zauberberg" zurück. Das mag zwar für einen Großteil der deutschen Literatur gelten, aber die arbeitet sich auch nicht so unbescheiden an diesem Vorbild ab. OLIVER JUNGEN

Timon Karl Kaleyta: "Heilung". Roman.

Piper Verlag, München 2024. 206 S., geb.,

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

Bewertungen

Durchschnitt
33 Bewertungen
15
31 Bewertungen von LovelyBooks
Übersicht
5 Sterne
6
4 Sterne
11
3 Sterne
13
2 Sterne
3
1 Stern
0

Zur Empfehlungsrangliste
LovelyBooks-BewertungVon YviLesemaus am 05.02.2025
Ganz ok für Zwischendurch
LovelyBooks-BewertungVon Maggi201 am 04.02.2025
Als ich das Buch auf der Liste zum Deutschen Buchpreis entdeckt habe, hat es mich sofort angesprochen und ich wollte es unbedingt lesen. Es war ein interessantes Leseerlebnis, am Ende sind aber viele Fragen offen geblieben.Worum geht es in "Heilung"?Nach monatelanger Schlaflosigkeit und Unmöglichkeit, ein Kind zu zeugen, die sich aufs gesamte (Beziehungs)-Leben auswirken, reist der Ich-Erzähler in ein mysteriöses Nobelresort namens San Vita. Professor Trinkl soll direkt in die Seele von Menschen schauen und den Erzähler heilen können. Nachdem im Resort einiges nicht stimmig ist, reist der Erzähler zu seinem alten Freund aus Kindertagen, zu dem er schon lange keinen Kontakt mehr hat, der ihm aber immer wieder während seines Aufenthalts im San Vita (in Gedanken, Träumen) erschienen ist. Wird er durch ihn Heilung finden? Gibt es eine Lösung für sein Leiden?Die Rezension wird Spoiler enthalten.Der Schreibstil hat mich sofort in den Bann gezogen und ich konnte zu Beginn gar nicht aufhören zu lesen. Unbedingt wollte ich wissen, was in diesem mysteriösen Resort passiert, der Autor deutet immer wieder Dinge an (der Erzähler beobachtet jemanden, der ein Tier/einen Menschen aus dem Wald schleppt, die Kommunikation mit der Frau gerät aus unerklärlichen Gründen ins Stocken etc.) Solche Ausführungen sind letztendlich aber ins Leere gelaufen und wurden nicht auserzählt. Die mysteriöse Stimmung wurde stets aufrechterhalten, aber ich wusste nie genau, was nun wirklich passiert. Ich habe es auch für möglich gehalten, dass am Ende alles nur ein Traum war. Durch diese Erzählweise war das Buch aber spannend und auch schnell zu lesen.Was/wen ich nicht ganz verstanden habe, war die Figur Mana, ebenso eine Patientin im San Vita. Sie taucht stets (fast wie aus dem Nichts) dort auf, wo sich der Erzähler herumtreibt und hat auch was Mysteriöses an sich. Ich habe mich gefragt, wie sie es immer wieder schafft, den Erzähler zu finden, und was sie überhaupt von ihm will. Diese Beziehung hat sich mir nicht erschlossen. Es hätte Sinn für mich ergeben, wenn Professor Trinkl sie engagiert hätte, aber das ist im Dunkeln geblieben. Professor Trinkl selbst fand ich in interessant, aber sehr ambivalent. Das sollte so sein, denke ich. In meiner Vorstellung gab es durch diese Ambivalenz immer wieder unheimliche Szenen, beispielsweise wenn Trinkl dem Erzähler über die Wange streicht oder ihn umarmt, das hat sich für mich beim Lesen unangenehm angefühlt statt tröstend. Oder wenn Trinkl mit dem Erzähler zur Bärenjagd aufbricht und ihn am Ende zwingt, den Bären zu töten. (Und das wiederum bringt dem Erzähler dann Erlösung. Ich frage mich wirklich: Hat der Autor keine andere Möglichkeit gesehen, um Erlösung auszudrücken, als ein Tier umzubringen? Für mich hat das weder etwas Erlösendes noch etwas Männliches an sich.) Ich war froh, als der Erzähler San Vita verlassen hat, von dem ich übrigens nie eine genaue Vorstellung hatte. Es blieb in meiner Vorstellung immer ein grauer Schleier zurück und ich konnte mir absolut nicht vorstellen, wie jemand im San Vita behandelt, geschweige denn geheilt wird.Zunächst fand ich das Zusammentreffen mit Jesper angenehm, er ist eine Figur, die vollkommen frei ist und zu sich selbst gefunden hat. Er lebt im Einklang mit der Natur und hat sich offenbar als Selbstversorger zurückgezogen. Was der Erzähler zu Beginn auch noch faszinierend findet, am Ende will er aber fast wahnhaft so sein wie Jesper und verliert sich dabei vollkommen (seine Allergien und Neurodermitis behandelt er mit zahlreichen Medikamenten und redet sich ein, dass das Leben bei Jesper für ihn passend ist, dabei setzt er sogar die Katzen aus, damit er nicht mehr so unter seiner Allergie leidet). Von Heilung keine Spur. Am Ende braucht es wieder einen Tod, damit der Erzähler erkennt, wer er ist und wer er sein will (zumindest glaubt er das, ich bin mir da nicht so sicher). Warum er dann tatsächlich glaubt, dass er seiner Frau ein Kind schenken kann, wenn er sich monatelang nicht bei ihr gemeldet hat und komplett untergetaucht ist, erschließt sich mir auch nicht. Die Frau wird wohl etwas ganz anderes im Sinn haben, als ihn einfach so zurückzunehmen. Ich stelle mir auch die Frage, ob der Erzähler denn nun wirklich frei ist, wenn er mit dem Ziel aus der ganzen Sache rausgeht, dass er seiner Frau ein Kind schenken kann. Dabei geht es ja nur wieder um seine Frau, nicht um ihn selbst. In meinen Augen ist seine Heilung gescheitert, aber vielleicht soll das so sein, um zu zeigen, dass man immer auf der Suche bleibt und sich stets weiterentwickeln muss.Anschließend empfehle ich das Buch gerne weiter, da ich glaube, dass hier ganz verschiedene Interpretationsmöglichkeiten vorhanden sind und es dadurch erst interessant wird, sich auf die Geschichte einzulassen.