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Sehr geehrte Frau Ministerin

Roman | Der neue Roman der vielfach ausgezeichneten Gewinnerin des Deutschen Buchpreises

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»Frau Ministerin, ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Sohn. «

Ein radikal gegenwärtiger Roman über die abgründigen Beziehungen zwischen Söhnen und ihren Müttern. Mit einer Sprachkraft, die Staunen macht, erzählt die preisgekrönte Schriftstellerin Ursula Krechel von symbiotischer Mutterschaft, von existenziell gefährdeten Frauen und von politischer Gewalt.

Mit seiner Mutter sprechen zu müssen, ist für den Sohn von Eva Patarak ein Staatsverbrechen. Für Eva hingegen ist es ein Verbrechen, dass ihr Sohn und sie offenbar ausspioniert werden. Welches Ziel verfolgt die Lateinlehrerin Silke Aschauer mit ihrer Observation? Will sie etwa einen Roman schreiben? Bieten die grausamen Familienverhältnisse der Antike, die sie für den Unterricht aufbereitet, nicht ausreichend Stoff für Faszination? Fest steht nur: Silke hält längst nicht alle Fäden in der Hand, denn ihr eigener Körper hat einen blutigen Aufstand gegen sie angezettelt, der sie in die Rolle der Patientin zwingt. In ihrer Ohnmacht wenden sich beide Frauen an die Justizministerin - ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie die Staatsvertreterin damit bringen. Ursula Krechel schreibt in ihrem hoch politischen und stilistisch herausragenden Roman eine Kulturgeschichte aller Frauen - von einer römischen Kaisermutter zu einer Studienrätin, von einer Verkäuferin in einem kleinen Kräuterimperium zu einer Ministerin. Es ist die Geschichte ihres Widerstands gegen die Gewalt, die ihnen physisch und psychisch zugemutet wird.

»Niemand erzählt so formbewusst wie Ursula Krechel. «
Andreas Platthaus, FAZ

Produktdetails

Erscheinungsdatum
11. Januar 2025
Sprache
deutsch
Auflage
2. Druckaufl., 2025
Seitenanzahl
368
Autor/Autorin
Ursula Krechel
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
460 g
Größe (L/B/H)
208/133/34 mm
Sonstiges
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN
9783608966534

Portrait

Ursula Krechel

Ursula Krechel, geb. 1947, war Theaterdramaturgin. Sie lehrte an der Universität der Künste Berlin, der Washington University St. Louis und ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Sie lebt in Berlin.


Pressestimmen

»Krechels Buch ist gewaltig und es ist feministisch. Mit einer messerscharfen Sprache seziert sie den (männlichen) Blick auf die Frau; auf die fruchtbare und nicht (mehr) fruchtbare Frau, auf die ohnmächtige und die mächtige Frau, die leidende Frau und die Mutter, die am Anspruch der optima mater , der besten Mutter, scheitert. Ein kluges, lesenswertes Buch, das Lust auf Konzentration voraussetzt. «Andrea Zuleger, Aachener Zeitung, 17. Februar 2025 Andrea Zuleger, Aachener Zeitung

»Sie ist eine unfassbar gute Erzählerin. Ihre Sprache ist wirklich messerscharf und passt immer genau zu den Dingen, die sie erzählt. [ ] [E]s macht total Spaß. «Andrea Zuleger, Aachener Zeitung Auslese , 14. Februar 2025 Andrea Zuleger, Aachener Zeitung "Auslese"

»Ein komplexer, vielschichtiger Roman, der vor allem von einem lebt: der facettenreichen Erzählkunst seiner Autorin. «Herbert Schorn, Oberösterreichische Nachrichten, 03. Februar 2025 Herbert Schorn, Oberösterreichische Nachrichten

»Es ist eines jener ganz seltenen Bücher, die je länger man über sie nachdenkt, eigentlich immer besser werden. [ ] [L]iterarisch sehr, sehr beeindruckend. «Denis Scheck, WDR 3, 27. Januar 2025 Denis Scheck, WDR 3 Mosaik

»Krechel entfaltet bei seiner Beschreibung eine veritable literarische Kampfkunst. Gegen manches autofiktionale Barmen ist dieser hochpoetische und hochpolitische Roman ein hochwillkommenes Gegengift. «Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Januar 2025 Andreas Platthaus, FAZ

»Ursula Krechels Roman Sehr geehrte Frau Ministerin bringt politisches Erzählen auf ein neues Niveau. Ein erster Höhepunkt der deutschsprachigen Literatur dieses Jahres. «Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Januar 2025 Andreas Platthaus, FAZ

»Jedes Wort in Ursula Krechels Roman Sehr geehrte Frau Ministerin ist wohlplatziert [ ] Die Autorin setzt eine hoch artifizielle verbindende Klammer vom blutgetränkten Lebensweg der machtbesessenen Agrippina bis hin zur zunehmenden Radikalisierung im Alltag der Gegenwart. Dies ist kompositorisch perfekt gelungen. Man folgt der Autorin bereitwillig durch die Jahrhunderte. «Peter Mohr, Augsburger Allgemeine, 19. Januar 2025 Peter Mohr, Augsburger Allgemeine

»Krechels elegant gebauter, sprachlich bestechender Roman erzählt vielschichtig von einer immer empörungsbereiteren Gesellschaft. Da ist die Blutspur, die sich vom Mord an Agrippina bis zum Anschlag auf die Politikerin zieht. Daneben bleibt auch Raum für die feinen Linien, die den Zerfall des gesellschaftlichen Zusammenhalts andeuten. «Barbara Beer, Kurier, 19. Janaur 2025 Barbara Beer, Kurier

»Zum Ereignis werden die fortwährenden Bewegungen in seiner Tiefe, zu den Lebenswirklichkeiten dreier Frauen aus diesem Land und ihrer raffinierten Verflechtung miteinander, zu einem Ganzen. Eine intensive, tastende Suche über vermeintlich Alltägliches. Und ebenso eine beständige Erkundung dessen, wie sich angemessen literarisch erzählen lässt. «Niels Beintker, NDR Kultur, 16. Januar 2025 Niels Beintker, NDR Kultur

»Die deutsche Buchpreisgewinnerin hat einen hinreissenden Roman über Frauen in der Antike und der Gegenwart geschrieben und ihre missratenen Söhne. [ ] Ein anspruchsvolles, anregendes, bereicherndes Leseerlebnis. «Martin Ebel, Der Bund, 15. Januar 2025 Martin Ebel, Der Bund

»Niemand erzählt so formbewusst wie Krechel. «Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07. August 2024 Andreas Platthaus, FAZ

»[W]er sich darauf einlässt, [wird] mit einem auch sprachlich glänzenden und überaus lehrreichen Kunstwerk belohnt. «Anne Heucher, Trierischer Volksfreund, 07. Februar 2025 Anne Heucher, Trierischer Volksfreund

»In Ursula Krechels Roman Sehr geehrte Frau Ministerin fließt das Blut in Strömen, und Söhne hasslieben die erste Frau ihres Lebens. Es könnte genau das Buch sein, das wir im patriarchalen Backlash unserer Tage brauchen. [ ] Viel später, wenn man dieses Buch schon lange beiseitegelegt hat, geht einem womöglich auf, was man da alles erfahren hat. «Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung, 04. Februar 2025 Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung

»Es ist ein Roman, der immer wieder neu ansetzt, neu befühlt auch sprachlich! Es ist so poetisch und gleichzeitig so eindringlich und unverstellt, wie Ursula Krechel etwa vom Menstruieren erzählt, und davon, was es bedeuten kann, die Gebärmutter entfernt zu bekommen. [ ] Der Roman ist gewitzt und gleichzeitig rigoros zärtlich und genau das macht ihn so widerständig. «Sarah Murrenhoff, rbb radio 3, 23. Januar 2025 Sarah Murrenhoff, Rbb Radio 3

»Zwischen der römischen Antike, einem verlorenen kleinen Kräuterimperium auf dem Land und einem Berliner Ministerium schreibt sie ganz verschiedene Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen, über Gewalt, aber auch über das Urheberrecht. Dabei zeigt sich auch hier, dass sie in vielen Genres zuhause ist. «Hr2, 15. Januar 2025 hr2

»Die Zwangsläufigkeit, mit der hier die Gewalt heranrückt, erinnert stellenweise an einen Thriller, aber es wäre verfehlt, diesem Roman ein derartiges Label zu verpassen. Eher handelt es sich um die Rekonstruktion eines Verbrechens, das jederzeit passieren kann, vor allem aber in einer aufgeheizten politischen Konfliktlage. «Adam Soboczynski, Die Zeit, 15. Januar 2025 Adam Soboczynski, Die Zeit

»Anhand dreier miteinander verschränkter Frauenleben [ ] wird das bröckelnde Fundament unserer Gesellschaft aufgezeigt. «Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07. August 2024 Andreas Platthaus, FAZ

Besprechung vom 23.01.2025

Was Söhne ihren Müttern antun

Autorfiktion statt Autofiktion: Ursula Krechels Roman "Sehr geehrte Frau Ministerin" bringt politisches Erzählen auf ein neues literarisches Niveau.

Dass Ursula Krechels neuer Roman "Sehr geehrte Frau Ministerin" - publiziert sieben Jahre nach "Geisterbahn" und nach einem Verlagswechsel - als Titel eine Anredefloskel trägt, könnte man als Erfolgsanknüpfung ihrer neuen publizistischen Heimat, Klett-Cotta, an Martina Hefters ebenfalls in diesem Hause erschienenen letztjährigen Buchpreisgewinner betrachten, der bei der Titelwahl ja genauso vorging: "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?". Aber als Hefters Roman herauskam und seinen vielfachen Siegeszug durch die Jurys dieser Welt antrat, stand Krechels Titel längst fest; das Manuskript, so kann man der letzten Seite ihrer Geschichte entnehmen, wurde am 29. Februar 2024 abgeschlossen - nach fast zweijähriger Schreibarbeit, denn auch über deren Beginn werden wir informiert: Er erfolgte am 1. April 2022.

Diese Genauigkeit der Datierung passt zur Präzision des Schreibens der 1947 geborenen Ursula Krechel. Kürzlich hat sie ihren Vorlass der Berliner Akademie der Künste übergeben, und anhand dessen akribischer Sortierung wurde deutlich, wie systematisch diese Schriftstellerin an ihre Themen herangeht. Krechel war lange Zeit als Theater- und Lyrikautorin erfolgreicher denn als Prosaistin, und die auf diesen literarischen Feldern erforderliche sprachliche Konzentration hat sie geprägt. Mit dem 2008 publizierten Buch "Shanghai fern von wo" übers deutsche Exil in der chinesischen Stadt zur Zeit des Nationalsozialismus wurde sie dann auch als Romancière bekannt, und 2012 gewann der Nachfolger "Landgericht", der von der Rückkehr eines jüdischen Exilanten ins Nachkriegsdeutschland erzählt, den Deutschen Buchpreis. Aber Ursula Krechel war schon vorher durch Formbewusstsein und gesellschaftspolitische Themenwahl aufgefallen. So hatte sie etwa 1993 die Erzählung "Sizilianer des Gefühls" herausgebracht, das einfühlsame Psychogramm eines homosexuellen Schauspielers vor der biographischen Folie von dessen Vater und Großvater, die sich Kaiser- beziehungsweise Drittem Reich angeschmiegt haben - drei denkbar gegenläufige und doch buchstäblich eng verwandte Leben. Für die Einfühlung einer Autorin in schwule Seelenzustände waren seinerzeit jedoch Kritik und Publikum noch nicht bereit.

Dieser Exkurs gehört deshalb zur Besprechung des neuen Romans, weil Ursula Krechel anlässlich ihrer Vorlass-Übergabe selbst gesagt hat, dass sie in "Sehr geehrte Frau Ministerin" so etwas wie das Komplementärbuch zu "Sizilianer des Gefühls" sieht - statt drei Männern stehen nun drei Frauen im Mittelpunkt, und besonders auffällig ist die motivische Wiederaufnahme eines Schockmoments in beiden Büchern gegen Schluss, bei dem jeweils Protagonisten schwer verletzt werden. Mehr soll hier gar nicht gesagt sein, um den Spannungsbogen des Romans nicht zu beschädigen, doch es gibt überdies noch verblüffende charakterliche Ähnlichkeiten zwischen Carlo Saager, der Zentralfigur aus der 32 Jahre alten Erzählung, und dem einzigen männlichen Protagonisten in "Sehr geehrte Frau Ministerin", dem sechsundzwanzigjährigen Philipp Patarak.

Der ist der berufs- und antriebslos in seinem alten Kinderzimmer vor dem Computerbildschirm sitzende Sohn der alleinerziehenden Verkäuferin Eva Patarak, die im Laufe des Romans ihren Arbeitsplatz verlieren wird - und ihr einziges Kind schon länger verloren hat. Die beiden anderen Frauen, um die es geht, sind Silke Aschauer, eine ohne Familie lebende krebserkrankte Studienrätin für Latein, und die namentlich ungenannt bleibende deutsche Justizministerin, eine verheiratete Mutter von zwei kleinen Kindern. Schauplatz des Geschehens ist Essen als Wahlkreis der Ministerin sowie Standort von Aschauers Gymnasium und jener Filiale einer Kräuterladenkette, die Patarak beschäftigt und nach Übernahme des Unternehmens geschlossen wird.

Was die drei Frauen bei aller Unterschiedlichkeit verbindet, ist der Schreibwillen der Lehrerin. Und hier wird es besonders interessant, denn Ursula Krechels Domäne war zuletzt, von "Shanghai fern von wo" bis "Geisterbahn", die Verbindung von Dokumentarischem mit Fiktionalem. Im neuen Roman ist das anders. Silke Aschauer begibt sich darin literarisch auf die Spur Eva Pataraks, die sie als Kundin von deren Geschäft kennengelernt hat und zum Gegenstand einer Erzählung machen will - zumindest vermutet Patarak das. Und aus dieser Vermutung entsteht das reizvoll Abgründige der Romanhandlung, denn es bleibt unklar, wer sie überhaupt erzählt: Lesen wir tatsächlich das Konstrukt der gebildeten Lateinlehrerin? Zumal eine vierte Frau zweitausend Jahre früher mit im literarischen Spiel ist: Agrippina, die Mutter des römischen Kaisers Nero, die laut den Überlieferungen von Tacitus und Cassius Dio ihre eigenen Probleme mit dem Werdegang des Sohnes hatte. Ursula Krechel entwickelt in ihrem Roman ein ebenso verweis- wie lehr- und geistreiches Spiel mit Autorfiktionen, in dessen Verlauf die Erzählperspektive in einem einzigen Absatz zum Familienleben der Pataraks bisweilen verdreifacht wird. Aus den jeweiligen Ichs von Mutter und Sohn erwächst da eine auktoriale Perspektive: "Sieh mich an, sieh mich doch endlich an, hätte ich ihm zurufen wollen, aber er sah mich nicht an. Mutter wollte, dass ich mit ihr spreche. Er öffnete die Kühlschranktür, nahm eine Packung Fleischsalat heraus . . ." Wer als Leser einen Moment lang nicht aufpasst, verliert den Familienanschluss.

Auch in "Sehr geehrte Frau Ministerin" aber ist das Dokumentarische Teil des Fiktionalen: Eva Pataraks Abrutschen in Arbeitslosigkeit ruft Erinnerungen an die "Schlecker-Frauen" wach, und der politische Alltag der Justizministerin kommt geradezu tagesaktuell daher - mit Gesetzesinitiativen zum Urheberrecht im Zeichen von KI oder Bauernprotesten gegen einen Kabinettskollegen. Ursula Krechel hat in den beiden Jahren ihres Schreibens Augen und Ohren weit offen gehalten; entstanden ist eine Chronik unserer Gesellschaft und deren Zündstoffe am Beispiel des Lebens dieser drei Frauen aus drei Schichten. Zugleich aber auch ein feministischer Roman sui generis, der aus den Erfahrungen seiner Protagonistinnen mit deren biologischer Rolle als Frauen eine geschlechtsspezifische Konstante gewinnt, die sich in Selbstzweifeln artikuliert - ganz anders als bei den drei Männern, die Krechel in "Sizilianer des Gefühls" auftreten ließ.

Dieser Roman ist eine Herausforderung an uns als Leser, aber er fordert auch die Gegenwart in die Schranken und ficht mit ihr einen Zweikampf auf Leben und Tod aus. Dass die drei Frauen am Schluss, anders als Agrippina, den misogynen Bedingungen ihrer Zeit nicht erlegen sind, ist ein Triumph, aber einer, den Ursula Krechels Buch nicht auskostet, sondern als Resultat eben eines Kampfes mit sich selbst und der Umwelt darstellt, der nur deshalb nötig ist, weil eine jahrtausendealte Benachteiligung fortwirkt. Krechel entfaltet bei seiner Beschreibung eine veritable literarische Kampfkunst. Gegen manches autofiktionale Barmen ist dieser hochpoetische und hochpolitische Roman ein hochwillkommenes Gegengift. ANDREAS PLATTHAUS

Ursula Krechel: "Sehr geehrte Frau Ministerin". Roman.

Verlag Klett-Cotta,

Stuttgart 2025.

363 S., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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Von Barbara T. am 13.02.2025

Nicht nur über die Mütter und Frauen - zum Nachdenken

Auf der Rückseite des Buchcovers ist der folgende Satz zu lesen: Ein radikal gegenwärtiger Roman über die abgründigen Beziehungen zwischen Söhnen und ihren Müttern. Mein Interesse an dem Roman wurde sofort geweckt. Ich wollte mehr darüber lesen, über das Gelesene nachdenken und mit den eigenen Erfahrungen als Mutter vergleichen. In dem Roman gibt es eigentlich nur zwei solche Beziehungen, davon nur eine, die in der Gegenwart spielt. Über Philipp, den Sohn von Eva Patarak, lese ich im ersten Teil des Buches, mit dem Titel Eva. Philipp hat sein Studium abgebrochen, lebt auf Kosten seiner Mutter, die als Verkäuferin in einem Kräuterladen angestellt ist. Der arbeitslose Sohn verbringt ganze Tage vor dem PC in seinem Zimmer. Er hat keine Zeit für seine Mutter und will nicht mit ihr sprechen. Gleichzeitig lenkt die Autorin die Aufmerksamkeit des Lesers auf einen anderen Sohn und seine Mutter. Es sind der römische Kaiser Nero und seine Mutter Agrippina, beide kommen in dieses Buch aus der Antike. Agrippina spielte eine bedeutende Rolle in dem Römischen Reich, verhalf ihrem Sohn Nero an die Macht zu kommen, und hat zum Schluss einen hohen Preis dafür bezahlt. In dem zweiten Teil mit dem Titel ab ovo übernimmt die Rolle der Hauptfigur die Altphilologin Silke Aschauer, eine Latein-Lehrerin, die sich stark für Tacitus Annalen interessiert. Silke kann aufgrund seiner schweren Krankheit keine Kinder bekommen. Womöglich deswegen interessiert sie sich brennend für das Leben von Mutter und Sohn Patarak und, wie Eva Patarak behauptet, spioniert sie die beiden aus. In dem drittel Teil als ob wurde der arbeitsreiche Tag der Justizministerin geschildert, über ihren steilen Karriereweg und über ihre Familie gesprochen. Der Mann der Justizministerin, ihre Tochter und Sohn freuten sich jedes Mal auf einen gemeinsamen Tag mit der Frau und Mutter. So viel zu dem literarischen Inhalt des Buches, das von seinem Leser höchste Konzentration verlangt. Denn die Geschichten wurden weder chronologisch noch linear erzählt. Das mehrsträngige Erzählen, in dem ein ständiger Wechsel zwischen Personen und den Zeitebenen stattfindet, macht diese anspruchsvolle Lektüre nicht gerade leseleicht. Dabei geht es in dem Buch nicht nur um verhängnisvolle Mütter-Sohn-Beziehungen. Drei unterschiedliche Frauenschicksale in der Gegenwart, realistisch dargestellt, machen auf die Rechte der Frau in unserer Gesellschaft aufmerksam. Die Autorin spricht viele brisante politische Themen an, erwähnt Probleme, die von der Antike bis aktuell existieren. Es sind Probleme, die uns alle beschäftigen und die gelöst werden wollen. Ein Buch mit solch brisanten Thematik dürfte m. E. nicht nur dem ausgewählten Kreis der Liebhaber des schweren Kosten zugänglich sein, es sollte auch gerne und mit größtem Interesse von allen Lesern gelesen werden. Ich fand das Buch interessant, aber insgesamt sehr schwer zu lesen. Der anspruchsvolle Schreibstil empfand ich an vielen Stellen des Buches als zu kompliziert. Auch der Wechsel zwischen den Personen und Zeitebenen war sehr oft verwirrend. Fazit: interessant, jedoch schwer zugänglich.
LovelyBooks-BewertungVon Eternal-Hope am 03.02.2025
Gibt viel Stoff zum Nachdenken über Mütter und das Patriarchat - aber eher unzugänglich und extrem anspruchsvoll konstruiert