»Mit seinem Humor und dem gewissen Augenzwinkern lesen wir über einen Mann, der oft bescholten und viel verehrt wurde, je nachdem wie ein Urteil das manche Mal ausfiel. Seine Liebe zur Provence und der französischen Küche kommen nicht zu kurz und diese 240 Seiten sind kurzweilig und voller Liebe zum Leben. [ ] Wer den Siebeck mochte, der sollte sich dieses Buch [ ] nicht entgehen lassen. « @buchstabensammlerin / Instagram
»Geeignet für: Freunde der spitzen Feder. «
Der Feinschmecker
»Ohne Siebeck wäre das mediale Kochen heute vermutlich ganz woanders. «
Mein Magazin
»Sein Buch ist überhaupt ein Staffellauf an Prominenz aus Film, Presse, Kunst und Küche, in selbstironischem Duktus durchgehalten, und in alledem bleibt Siebeck ein amüsanter Anwalt von Offenheit gegenüber dem Zufall, aber streng gegen Geschmacksingenieure . «
Erhard Schütz / Der Freitag
»Nun ist das wohl letzte Buch des Gourmets und Kritikers erschienen. Es ist aus der Zeit gefallen und liest sich auch deswegen erfrischend. «
Dominik Bloedner / Badische Zeitung
»In
Ohne Reue und Rezept
reflektiert [Siebeck] auf amüsante Weise, nostalgisch und selbstironisch, über seine abwechslungsreiche berufliche Laufbahn, den hartnäckigen Geschmack der Deutschen und den langjährigen Versuch, die Gaumen eines Landes zu verfeinern und die kulinarische Neugier zu wecken. «
Lavinia Kiessler / FAS
»[Siebeck verstand es] meisterlich seine Freude am Essen und Trinken mit Scharfsinn und Witz zu Papier zu bringen. Dieses große Talent macht die Lektüre seiner verspäteten Memoiren zu einem echten Genuss. «
Dr. Hans-Peter Siebenhaar / Focus Money
»Man hört diesen klugen Gourmet, der nie ein Gourmand war, förmlich aus diesem Buch sprechen, denn Siebeck hatte die kulinarische Welt nicht nur mit seinen Texten, sondern eben auch mit seiner unnachahmlichen Stimme einem sehr wirkungsvollen Sprechen übers Essen geprägt. «
Carsten Otte / Deutschlandfunk
»Wolfram Siebeck stürzte sich in die Freuden des Lebens und verteidigte sie bis zum Schluss. «
Christoph Amend / ZEIT
»Erstmals sind [ ] Siebecks späte Lebenserinnerungen zu lesen, in denen sich sein humorvoller Biss mit alterskluger Selbstironie verbindet. «
Tim Schweiker / Sindelfinger Zeitung - Böblinger Zeitung
Besprechung vom 18.01.2025
Ein sehr gut verdienender Restaurantkritiker
Um Kulinarik geht es hier allerdings eher nicht: Wolfram Siebecks postum edierter Lebensrückblick
"Ohne Reue und Rezept" ist eine Art Autobiographie des 2014 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Restaurantkritikers Wolfram Siebeck. Das Manuskript wurde erst nach seinem Tod gefunden und nun mit nur geringen Eingriffen veröffentlicht. Zum Verständnis sollte man sich klarmachen, dass Siebecks kulinarische Texte nicht nur in der "Zeit", im "Stern" und im "Feinschmecker" erschienen sind, sondern auch ohne Konkurrenz durch andere Medien und flächendeckende Bewertungen im Internet. Das hat Siebeck (wie auch den fast gleichaltrigen Gert von Paczensky) zu einer Art Alt-Influencer gemacht. Zudem lebte er in einer Zeit, in der die Werte der klassisch-französischen Haute Cuisine zumindest in den entsprechend disponierten Ländern noch komplett dominierten. Man wusste, wo qualitativ oben und unten war, und hat aus dieser Position der subjektiven Stärke geurteilt.
Von alledem erfährt man in diesem Buch kaum etwas, dafür mehr von den Folgen, die die Position Siebecks auch für ihn persönlich gehabt hat. "Seitdem ich für Die Zeit und den Stern schrieb, gehörte ich zu den gut verdienenden Journalisten", heißt es da, und: "Ich habe natürlich immer über meine Verhältnisse gelebt." Man hört von der Vorliebe für gute Anzüge und schnelle Autos und davon, dass er in Paris immer nur in den besten Hotels abgestiegen ist.
Siebeck hatte einen Vater, der unter anderem für die NSDAP arbeitete, und ansonsten anscheinend eine eher diffuse Kindheit und Jugend bis hin zum Flakhelfer und einer kurzen Internierung nach dem Krieg. Er schildert das unterhaltsam, manchmal aber auch mit einer etwas bemüht wirkenden Selbstironie. Es sei dann jedenfalls alles sehr schnell gegangen "vom Schildermaler zum Kunststudenten, zum Pressezeichner, zum Trickfilm-Experten, zum Filmjournalisten, zum Esskritiker, zum Kolumnisten". Im Buch wird das detailliert erzählt - immer im Wechsel mit mehreren Kapiteln rund um Erlebnisse an seinem Zweitwohnsitz in der Provence. Ein wichtiger Aspekt - auch mit späteren Auswirkungen im kulinarischen Fach - ist nach dem Krieg eine starke West-Orientierung in Richtung der Siegermacht USA, als "die Kultur des Westens über Deutschland hereinbrach", wie es bei ihm heißt. Verfolgt man das weiter, taucht dann als Synonym für die westlich-kulinarische Kultur Frankreich auf - zuerst in Form der geliebten Weine, dann auch in Form von gutem Essen.
Der Blick auf die kulinarische Kultur Deutschlands scheint verstellt und geradezu von Verachtung geprägt. Weder nach dem Krieg noch Jahrzehnte später und teilweise bis zum heutigen Tag wird eben kaum daran gedacht, dass man die Verfeinerungen gerade mit einem entwickelten kulinarischen Bewusstsein auch auf die eigene Kultur anwenden könnte. Siebeck bewegte sich zunehmend in Kreisen, die er "Journalistenmilieu" nennt, in denen aber auch viele Leute aus dem kulturellen Bereich eine Rolle spielten. Viele Namen werden genannt, und man kann sich schon darüber wundern, dass Siebeck sich an alle möglichen Begegnungen so gut und in so vielen Details erinnert hat. Sollte das der Fall gewesen sein, weil sie ihn so beeindruckt haben, scheint das bei den kulinarischen Begegnungen dagegen nur eher selten der Fall gewesen zu sein.
Ganz allgemein erfährt man in diesem Buch erstaunlich wenig über das Essen und schon gar nichts Differenziertes. Was bleibt, ist vor allem der einseitige Bezug auf die klassisch fundierte französische Spitzenküche und eher knappe bis harsche Kommentare etwa zur "Molekularküche". Siebeck und seine Anhänger haben dabei eine recht einseitige, eher banale Vorstellung von "Sinnlichkeit", die sie durch Adrià abgeschafft sehen, und erkennen nicht die Möglichkeiten zu enorm differenzierten sinnlichen Wahrnehmungen gerade beim Essen. Und so verurteilt Siebeck das, was er als "das eitle Gerede von 'Textur, Textur'" bezeichnet - obwohl doch gerade die perfektesten Gerichte der Meister der Kochkunst als Ergebnis einer wahren Texturregie erachtet werden können.
Dass er etwa seit Beginn der Neunzigerjahre und vor allem seit der Jahrhundertwende damit in Schwierigkeiten kam, ist vor dem Hintergrund dieser Biographie verständlich und schmälert nicht seine bis dahin erbrachten - nur eben im Buch nicht erwähnten - Leistungen als kulinarischer Lehrer und Vorkoster. Man fragt sich bei der Lektüre, warum Siebeck den kulinarischen Bereich so knapp passieren lässt und eher die vielen Begegnungen oder auch alltäglichen Verstrickungen wie mit seinem Haus in der Provence in den Vordergrund rückt. Vielleicht wollte er deshalb dieses Manuskript nicht herausbringen, weil es ihm doch zu unvollständig vorkam. Es gibt bereits Bemühungen, eine Siebeck-Biographie zu verfassen. Von ihm stammen schließlich mehr kulinarisch interessante Aussagen, als sie in diesem Buch zu finden sind Und er hatte glänzende, gerade auch kulinarisch einfühlsam mitgeteilte Zeiten, etwa mit seinen beiden Bänden über die Pariser Bistros von 1990 und 1993 - bei deren Abfassung er, siehe oben, in einem Luxusappartement auf der Île Saint-Louis residierte und gerne empfing. JÜRGEN DOLLASE
Wolfram Siebeck: "Ohne Reue und Rezept". Mein Leben für den guten Geschmack. Nachwort von Vincent Klink.
Schöffling & Co. Verlag, Frankfurt am Main 2024. 240 S., Abb., geb.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.Es wurden noch keine Bewertungen abgegeben. Schreiben Sie die erste Bewertung zu "Ohne Reue und Rezept" und helfen Sie damit anderen bei der Kaufentscheidung.