Das Buch von Dr. Claudia Brunner "MS und Gesund" begeistert mich, weil es so umfassend, präzise und differenziert auf alles rund um die Krankheit schaut. Weil es eine Kombination aus Fachbuch und Ratgeber ist. Weil es tief in die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu MS einsteigt und gleichzeitig Gesundheit ganzheitlich betrachtet. Was heißt das?
Die Autorin lässt uns an ihrer persönlichen Geschichte teilhaben, wie alles im Alter von 26 Jahren mit einem bohrenden Kopfschmerz nach einer Kündigung in einer Unternehmensberatung beginnt. Wie sie nach der ersten Schockstarre anfängt, ihre Gesundheit in die eigenen Hände zu nehmen. Wie sie Jahre braucht, um ihre Krankheit zu akzeptieren. Wie sie "mein Hamster" zu ihr sagt und es ihr nach und nach gelingt, in friedlicher Koexistenz mit ihr zu leben. Wie sie sich der Lebensstilmedizin zuwendet - ohne die Schulmedizin zu verteufeln.
Claudia Brunner betrachtet Faktoren wie Sonnenexposition, Schlaf, Sport, Stress, Ernährung, das Sozialleben und vieles mehr. Um als Betroffene nicht in Druck und Überforderung zu landen, empfiehlt sie, langsam zu beginnen: mit den beiden wichtigsten Stellschrauben Bewegung und Ernährung. Hier zeigt sich, dass sie weiß, wovon sie spricht, wie erschlagend die vielen Tipps und Empfehlungen am Anfang sein können. Und dass es Willenskraft und einen langen Atem braucht, sein Leben und seine Gewohnheiten umzustellen.
Ebenso selbstverständlich schaut sie auf MS-Medikamente, die die Schulmedizin üblicherweise verabreicht. Sie untersucht ihre Risiken, gibt eine Einschätzung zu den Nebenwirkungen und wägt Vor- und Nachteile ab.
In ihrem Fazit empfiehlt sie, das Beste aus beiden Welten zu nutzen. Dieser entspannte und ganzheitliche Blick auf die Komplexität des Themas ist das, was mir so gefällt. Und dass die Autorin, seit vielen Jahren schubfrei und fast symptomfrei lebt, 3 Töchter bekommen hat, fast ohne Einschränkungen arbeiten kann und sogar ein Zweitstudium in Harvard aufgenommen hat - das alles demonstriert eindrücklich, wie wirksam ihre geballten Erkenntnisse sind.
Selten hat eine Autorin so akribisch wissenschaftliche Studien durchforstet - allein der Anhang besteht aus satten 110 Seiten - und dann die Dinge, die sich belegen lassen, auf weiteren fast 400 Seiten zusammen getragen und vorgestellt. Ein großes Geschenk für alle Betroffenen und ihre Angehörigen.