No Hard Feelings hat mich von Anfang an mit seiner authentischen und ehrlichen Darstellung von Themen angesprochen, die viele in ihren 20ern oder 30ern beschäftigen. Die Protagonistin Penny steht im Mittelpunkt einer Geschichte, die sich mit Selbstzweifeln, toxischen Beziehungen und dem Druck der modernen Gesellschaft auseinandersetzt.
Penny wirkt anfangs sehr nachvollziehbar und menschlich, und man kann gut mit ihr mitfühlen. Ihre Emotionen scheinen authentisch und ihr Verhalten ist verständlich. Doch im Laufe der Geschichte wirkt ihre Haltung zunehmend übertrieben und man möchte sie fast schütteln und ihr sagen, sie solle endlich die Kontrolle über ihr Leben übernehmen.
Der Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen. Er ist leicht, locker und doch tiefgründig eine Mischung, die das Buch trotz schwerer Themen sehr angenehm zu lesen macht. Besonders mochte ich den Humor, der immer wieder durchblitzt, ohne dass die ernsteren Momente an Bedeutung verlieren. Die Geschichte selbst ist chaotisch, aber genau das passt perfekt, weil das Leben in den Zwanzigern oft genauso chaotisch ist.
Allerdings hatte ich auch einige Kritikpunkte: Der unreflektierte Umgang mit Alkohol hat mich gestört. Penny und ihre Freunde trinken oft sei es nach der Arbeit, aus Frust oder einfach aus Gewohnheit und das wird nie wirklich hinterfragt, was eine problematische Normalisierung darstellt. Ein weiterer Aspekt, der mir unangenehm auffiel, war die Darstellung des Single-Seins. Es wird häufig mit Einsamkeit gleichgesetzt und als etwas dargestellt, das überwunden werden muss, was dem eigentlichen Ansatz der Selbstfindung und Unabhängigkeit widerspricht. Schließlich wirkte der Schluss auf mich zu einfach und glatt gelöst. Nach all den emotionalen Herausforderungen schien es, als hätten sich Pennys Probleme fast schon zu schnell und mühelos in Luft aufgelöst, was die Tiefe des zuvor erzählten Prozesses etwas geschwächt hat.
Insgesamt ist es dennoch eine lohnende Lektüre, die auf ehrliche und humorvolle Weise zeigt, wie schwer es manchmal ist, seinen Platz in der Welt zu finden.
3,5/5