Enactment beschreibt das erneute In-Szene-Setzen früher emotionaler Modellszenen und Beziehungsmuster, die auf paradoxe Weise eine biografische Bedeutung für Patient*in und Therapeut*in haben. Letztere werden in einer Weise involviert, die sie nicht beabsichtigt hatten. Trotz bester Absichten verfangen sie sich in eben jenem relationalen Netz, das sie zu erforschen anregen möchten. Das Konzept Enactment taucht in nahezu allen zeitgenössischen psychodynamischen Schulen auf, aber speziell in der relationalen Psychoanalyse steht es im Zentrum des theoretischen und klinischen Interesses. Die subtile Interdependenz von Übertragung und Gegenübertragung wird in dieser ko-konstruierten Beziehung neu gedacht. Jens Tiedemann betrachtet das Enactment aus der Perspektive der zeitgenössischen Psychoanalyse und veranschaulicht anhand verschiedener Fallbeispiele seine klinisch-praktische Relevanz.