Er hatte es seit Jahren nicht lange an einem Ort ausgehalten und Foxgirth stellte, was das anging, keine Ausnahme dar. Jetzt erst recht nicht mehr.
Ein Traum von morgen ist der fünfte und letzte Band der Sturmjahre-Reihe von Lia Scott. Er erschien im Februar 2025 im FISCHER Taschenbuchverlag und ist grundsätzlich unabhängig lesbar. Schöner ist es aber, wenn man die vorherigen Bände kennt.
Kann man traurig sein, wenn der letzte Band einer Buchreihe erscheint? Ich sage ganz klar, ja! Die Reihe um die Familie Dennon hat mich von Anfang an begeistert, sodass ich mich jetzt tatsächlich gar nicht richtig freuen konnte. Schließlich hieß es jetzt: Eine letzte Rückkehr nach Foxgirth, der verlorene Sohn kehrt zurück. Als letzter der Dennon Söhne kommt Ian aus dem Krieg zurück, allerdings ist der Krieg mittlerweile über fünf Jahre vorbei. Was hat er so lange gemacht? Warum ist er nicht eher zurückgekommen? Diese Frage beschäftigte seine Familie bereits in den vorherigen Bänden, denn Kontakt gab es bislang nur zwischen Killian und Ian.
Entsprechend gespalten ist die anfängliche Stimmung, doch wie wir es von der Familie kennen, versuchen schließlich alle, Ian zu unterstützen und ihm ein neues Leben zu ermöglichen.
Schnell hatte ich mich wieder in die Romanreihe eingefunden und habe gebannt verfolgt, wie Ians Weg aussieht. Er trifft in Foxgirth auf Maisie, die Tochter des Mannes, der vermutlich den Vater der ältesten Dennon-Kinder umgebracht hat. Eine entsprechende Feindschaft besteht zwischen den Familien und als Ian und Maisie sich aneinander annähern, steht dies natürlich zwischen ihnen. Als einziger Konflikt, wäre er wahrscheinlich lösbar, doch es prasseln noch deutlich mehr Probleme auf Ian und Maisie ein, sodass eine Zukunft für die beiden unerreichbar scheint.
Ich habe mit den beiden mitgefühlt und gerade mit Maisie gelitten. Sie und ihre Familie ist in den vorherigen Bänden schon öfter aufgetaucht und ich habe mich sehr gefreut, sie nun besser kennenzulernen. Sie hat es mit ihrer Familie nicht leicht, muss einen Großteil der Hausarbeit stemmen und gleichzeitig ihre eigenen Wünsche durchsetzen. Das, was ihr Spaß macht, wird von der Familie nicht immer gutgeheißen - schließlich ist sie eine Frau und sollte nicht angeln oder nachts Schafdieben auflauern
Neben der Haupthandlung bindet die Autorin erneut geschickt den aktuellen Zeitgeist in die Handlung ein. Sie beschriebt die Lage der Menschen und schafft eine authentische Atmosphäre. Sie greift zeitgemäße Themen wie Kriegstraumata und die Lebenssituation der Menschen aber auch Familienfehden und die Suche nach dem persönlichen Glück auf. Gleichzeitig thematisiert sie erneut die Rolle der Frau.
Mir hat der Roman erneut sehr gefallen. Der Schreibstil ist locker und leicht, sodass man nur so durch die Seiten fliegt. Alle Mitglieder der Dennon-Familie tauchen noch einmal auf, was diesen finalen Band abrundet. Gleichzeitig werden zwei Familienrätsel, die in der Buchreihe immer wieder auftauchen, endlich gelöst und aufgeklärt.
Insgesamt ist Ein Traum von morgen damit ein würdiger Abschlussband, der alle offenen Fäden verknüpft und die Geschichte abschließt. Hierzu trägt auch der Ausblick am Ende bei, der verrät, wie es mit den Familienmitgliedern zukünftig weiter oder zu Ende geht. Gleichzeitig finde ich, dass Ian als Person in diesem letzten Band eine weniger starke Rolle bekommt, als seine Geschwister zuvor. Der Fokus der Handlung lag nicht unbedingt auf ihm, sondern auf dem Abschluss der Buchreihe. Natürlich bekommt er seinen Platz, aber für mich blieb er als Person leider ein wenig blass.
Mein Fazit: Ich empfinde den letzten Band der Buchreihe als eine gelungene letzte Reise nach Foxgirth. Offene Fragen der gesamten Handlung werden gelöst und einige unerwartete Wendungen überraschen den Leser. Die Familie Dennon bekommt einen würdigen Abschluss. Ich bin sehr traurig, dass es keine weitere Geschichte geben wird und beende die Sturmjahre-Reihe daher mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für die Buchreihe und für diesen letzten Band 4 von 5 Sterne. Ich ziehe einen ab, weil ich mir von Ians Geschichte ein wenig mehr erhofft hatte und ich finde, dass er als Person in diesem letzten Band, in dem so viel passiert, ein wenig untergegangen ist.