Bisher gab es die "Chroniken des Magnus Bane" und "Die Legenden der Schattenjäger-Akademie", die in zehn einzelnden Kurzgeschichten mehr über Cassandra Clares magische Schattenwelt erzählen. In ihren bisherigen Bücherreihen Chroniken der Unterwelten und Chroniken der Schattenjäger gab es genügend Material, über das man als Leser gerne noch mehr erfahren hätte, wie z.B. gewisse Andeutungen über längst vergessene Heldentaten oder lustigen und gefährlichen Anekdoten. Aber auch weiterführende Handlungsstränge, wie z.B. Simons Weg durch die Akademie. Kurzum sind es Geschichten, die es einfach verdient haben erzählt zu werden und nach denen man als Leser lechzt. Und auch wenn man diese Geschichten als für sich abgeschlossen betrachten kann, führt als richtiger Fan von Clare's Welt kein Weg an ihnen vorbei. Und nun fügen sich mit "Die Geiheimnisse des Schattenjäger Marktes" weitere zehn tolle Kurzgeschichten in dieses große Universum ein, die ich regelrecht verschlungen habe.Dieses Buch ist keins für Neueinsteiger, die noch nie Die Chroniken der Unterwelt und Die Chroniken der Schattenjäger gelesen haben, denn hier vermischen sich diese beide Welten. Und Fans der Reihen sollten zumindest auch die komplette Trilogie Die Chroniken der dunklen Mächte beendet haben. Das ist eine Grundvorraussetzung, wenn man sich nicht Spoilern lassen möchte.Handlung: Jem Carstairs ist Bruder Zachariah. Nach seinem Beitritt zur Bruderschaft der Stille ist er der Welt jedoch näher geblieben als es sich sonst für einen Bruder ziehmt. Seine Liebe zu seinem Parabatai Will Herondale und seine Liebe zu Tessa Gray sind die Fäden seines Universums, die ihm trotz zunehmener Abgestumpftheit und erkaltendem Herz wie ein Licht den Weg erleuchten. Sein Weg über die Schattenmärkte der Welt - auf der Suche nach den verschollenen Herondales - ist geprägt von vertrauten Menschen wie z.B. Matthew Fairchild, dem Sohn von Charlotte und Henry, die Jem damals im Institut aufgenommen haben. Auch Anna Lightwood, die Nichte seines geliebten Parabatai Will, kommt er unerwartet zu Hilfe, als diese sich in Männerkleidung auf verbotenen Unterweltversammlungen aufhält. Sogar auf Céline Montclaire, damals siebzehn Jahre alt, wird er aufmerksam, weil sie sich auf dem Schattenmarkt für eine Kette interessiert, die das Familienwappen der Herondales trägt. Diese kurzen Begegnugen geben Hintergrundblicke, die es nie zuvor gab und trotz dem Wissen, was in der Zukunft passiert, können diese kurzen Augenblicke für Überraschungen sorgen, bei denen Gänsehaut garantiert ist.Ganz ohne Hilfe kommt Jem bei seiner Suche nach den verschollenen Herondales aber nicht aus: Tessa findet er zufällig in London, das gerade durch den zweiten Weltkrieg in Flammen steht und einige Jahre später muss er Alec Lightwood bitten ihm Zutritt auf dem Schattenmarkt in Buenes Aires zu verschaffen, da man dort nur dem Nephilim vertraut, der die Schattenjäger und Schattenweltler Allianz gegründet hat. Außerdem trifft Jem unverhofft auf einen Dämonenfürsten, der behauptet mehr über Tessas Abstammung zu wissen.Einstieg: Bruder Zachariah nimmt seinen persönlichen Auftrag, der nichts mit der Stillen Bruderschaft zu tun hat, sehr ernst und es entsteht eine Suche über die Jahre hinweg. Doch jeder Anfang ist schwer und wenn man plötzlich unsterblich ist, begegnet man einigen Bekannten. Die erste Geschichte dreht sich um Matthew Fairchild, von dem man zum ersten Mal in Die Legenden der Schattenjäger Akademie etwas erfährt. Der Junge ist auf dem Schattenmarkt, tanzt unbeschwert mit Feenwesen und ist Feuer und Flamme für die Begegnung mit Onkel Jem, wie er Bruder Zachariah nennt. Fröhlich, witzig, geradezu feixend benimmt er sich so als würde er an den Ort gehören, an dem er als Schattenjäger eigentlich nichts zu suchen hat. Was erheiternd beginnt, endet dramatisch und schon ist die erste Geschichte vorbei. Irgendwie war es schön neue Einblicke in die Familienbande zu bekommen und wie Jem immer noch mit allen verbunden ist, aber diese Geschichte liest sich nur wie ein Lückenfüller, genauso wie der nächste, in der Anna Lightwood, Tochter von Cecily Herondale und Gabriel Lightwood, ihr wahres Ich entdeckt. Trotzdem sind diese Geschichten schön zu lesen, wenn man sich bereits in Die Chroniken der Unterwelt und Die Chroniken der Schattenjäger in die Charaktere verliebt hat. Quasi Einblicke in das Leben der erwachsenen Versionen, die man als Leser in ihrer Jugend kennen gelernt hat.Schnell wird klar, dass der Titel des Buches etwas fehlleiten kann, denn der Schattenmarkt ist nicht immer in den Mittelpunkt gerückt. Gerade in den Geschichten mit Matthew und Anna ist es eher der Fall, dass man Familiengeschichten liest - was ich persönlich gar nicht schlimm finde.Stimmung beim lesen: So viele vertraute, geliebte Charaktere! Mein Leseherz war bis zum bersten mit Liebe gefüllt und ich konnte viel lachen und sogar ein paar Tränchen verdrücken. Es gab einige Überraschungen und Hintergründe, die mich völlig fasziniert haben und dadurch bekannte Ereignisse in einem neuen Licht erscheinen lassen. Und auch wenn es abgeschlossene Kapitel sind, baut manches aufeinander auf.Protagonisten: Alles dreht sich um Jem/Bruder Zachariah, den ich schon in Chroniken der Schattenjäger gern gehabt habe. Er ist der Leihm, der die Geschichten über die Jahre hinweg zusammen führt. "Die Geheimnisse des Schattenmarktes" erzählt quasi Jems Geschichte weiter. Auch dutzende weitere Charaktere kommen vor und am meisten habe ich mich über Magnus Bane und Alec Lightwood gefreut, die einem Einblicke in ihr kleines Familienleben mit ihrem Sohn Max geben und man erfährt wie Rafael zu ihnen gefunden hat. Lily Chen, die Anführerin des New Yorker Vampirclans nimmt ebenfalls in verschiedenen Jahren an den Ereignissen teil und ihre eigene Lebensgeschichte ließ mir die Haare zu Berge stehen. Ihre tiefe Verbundenheit mit Raphael Santiago ist zu spüren und weil sie in der einen Geschichte mit ihm zusammen und Bruder Zachariah auf einer Mission ist und in der anderen noch die Auswirkungen von dem Tod Raphaels spürt, erhält man als Leser sehr gute Einblicke in ihre Seele.Schreibstil: Cassandra Clare hat dieses Buch zusammen mit vier weiteren Autoren geschrieben, was man nicht wirklich merkt. Nur in den ersten Geschichten, wenn Jem mal von sich als Bruder sprach und dann wieder von Jem, fand ich es etwas verwirrend. In einer späteren Geschichte erklärt Jem aber selbst, wann er sich selbst als Zachariah und wann als Jem sieht, was eine sehr gute Erklärung war.Positiv: Wo soll ich da anfangen? Allein die ganzen vertrauten Charaktere, die man trifft, sorgen dafür, dass ich aus dem Grinsen gar nicht mehr rauskomme.Negativ: Trotz meiner Schwärmerei für dieses Buch und die neuen Eindrücke, die mich noch mehr mit der Schattenwelt verwurzelt haben, gibt es auch einen Punkt, der mich etwas gestört hat. Kurzgeschichten sind einfach zu kurz. Gerade, wenn es spannend wurde und der Sinn der Geschichte deutlich wurde, war sie meist auch schon vorbei. Allgemein könnte man dieses Buch eher als Unterstützung zu den bisherigen Reihen sehen, denn auch wenn die dunklen Ecken nun ausgeleuchtet sind und einige Wie's und Warum's erklärt werden, handelt es sich um Lückenfüller, oder - positiver ausgedrückt - um kleine Lesehappen der Unterwelt, die Fans der Bücher für einen kurzen Moment den Tag versüßen. Fazit:Sogar ein Wiedersehen mit Ty und Livvy sorgt für Aufregung und verspricht dem Leser, dass das Ende von Queen of Air and Darkness noch lange nicht das letzte Buch ist, was Clare über die Schattenwelt schreiben wird.