Die Endvierzigerin Annett lebt allein in einem Dorf bei Husum. Ihr Mann ist mit Anfang 30 gestorben, die Tochter Linn längst aus dem Haus. Nach einem Schwächeanfall während eines Vortrags kehrt Linn in ihr Elternhaus zurück, um sich zu erholen und sich darüber klar zu werden, wie sie ihr weiteres Leben gestalten will. Annett ist einerseits froh, die Tochter bei sich zu haben, andererseits ist die Stimmung angespannt, denn Linn weicht ihren Fragen aus und Annett versteht nicht, was die Krise bei Linn ausgelöst hat. Sie war doch immer so selbständig und unabhängig, wie kann es sein, dass sie sich jetzt stunden- und tagelang in ihr Zimmer zurückzieht und nicht weiß, wie es weitergeht? In Gedanken bespricht sie sich mit ihrem verstorbenen Mann Johan, sie weiß genau, welche Fragen er ihr gestellt und welche Ratschläge er ihr gegeben hätte. Kristine Bilkau hat mit "Halbinsel" einen sehr berührenden Roman geschrieben, der viele Denkanstöße gibt. Wie erziehen wir unsere Kinder richtig? Kann es zu viel Fürsorge geben? Ein Satz ist mir in Erinnerung: "Aus Fürsorge erwächst Hoffnung, Hoffnungen verwandeln sich in Erwartungen." Auch Annett sieht ihre Erwartungen an Linn nicht erfüllt. Langsam beginnen die beiden Frauen sich einander wieder anzunähern und besser zu verstehen. Das Buch behandelt mit viel Feingefühl und leisen Tönen eine Vielzahl an Themen, die nicht nur Annett und ihre Tochter umtreiben. Verantwortung für die Umwelt, wie möchte ich leben, was erwarte ich vom Rest meines Lebens sind nur einige davon. Unbedingte Leseempfehlung für dieses Buch, das zu Recht mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für den Bereich Belletristik ausgezeichnet wurde!