- Vorsicht, diese Rezension kann spoilern. -Meine Rezension soll nicht gegen die Autorin persönlich gehen. Ich habe sie in einem Interview gesehen und fand sie sehr sympathisch. Leider muss ich "Keeping Secrets" aus verschiedenen Gründen kritisieren.LOVESTORYErstmal zum positiven Punkt. Mir hat gefallen, wie Anna Savas das Gefühl beschreibt, wenn man frisch verliebt ist. Das konnte ich nachempfinden und fühlte mich zurückversetzt in eigene Erlebnisse. :-) Dieser Punkt spricht für das Buch.Leider wurde mir als Leserin nicht klar, warum Tessa und Cole sich verlieben. Aus meiner Sicht haben sie nichts gemeinsam. Beide kommen aus schwierigen Familienverhältnissen, die sich aber so stark unterscheiden, dass ich das nicht nachvollziehen konnte. Vor allem verlieben sie sich meiner Meinung nach zu früh -vor wichtigen gemeinsamen Erlebnissen.TESSAS & COLES JOBSTessa ist eine berühmte Schauspielerin, Cole ein Journalist: Dieser Konflikt steht ihrer Liebe entgegen. Ich bin selbst in der Pressearbeit tätig und konnte über einige Ereignisse nur den Kopf schütteln. War es unzureichende Recherche oder Absicht im Sinne des Konflikts?Zum einen vermittelt das Buch - wie so viele Bücher, Filme und Serien - ein unrealistisches Bild darüber, wie man im Journalismus oder der Filmbranche Fuß fassen kann. Wie konnte Tessa ein berühmter Hollywoodstar werden - aus einer schwierigen Familiensituation heraus und ohne jegliche Förderung oder Kontakte? Hat man als Journalist wirklich die Chance auf eine Festanstellung, wenn man nicht gerade aus der Familie der Verlagseigentümer stammt (wie Cole)?Da finde ich es doppelt schwierig, dass Cole und Tessa Coles junger Nichte empfehlen, Schauspielerin zu werden. Sie leidet darunter, wie ihre Familie mit ihrer Lese-Rechtschreibschwäche umgeht und da rät man ihr, in ein Berufsfeld zu gehen, wo noch viel mehr Ablehnungen auf sie warten, bevorvielleicht mal eine Zusage kommt... Außerdem fürchtet Tessa die ganze Zeit, dass Cole einen anderen Artikel veröffentlicht als den, zu dem sie ihr OK gegeben hat. Ein solches Vorgehen erfüllt nicht den Anspruch einer Unizeitung und wäre journalistisch unterste Schublade.Tessas Management hätte auch überprüfen sollen, ob der spätere Skandalbericht gegen ihre Persönlichkeitsrechte verstößt. Dagegen hätte sie sicher mit einem Anwalt vorgehen können. Der Tipp ihrer Managerin - "Rede mit der Presse und stelle es richtig, wenn du so weit bist; lass dir Zeit" - ist jedenfalls nicht ratsam.TESSAS BACKGROUNDDiesen Teil finde ich am problematischsten: In der Triggerwarnung wird man auf eine Familientragödie vorbereitet. Allerdings kamen mir Tessas Gefühle in Bezug auf ihre Vergangenheit zu kurz. Wer so etwas erlebt hat wie sie, kommt in der Regel nicht mit gelegentlichen Panikattacken am Ort des Geschehens davon, so meine Erfahrung.Auch Tessas Werdegang, dass sie eine berühmte und vermögende Hollywood-Schauspielerin geworden ist, nimmt dem Thema die Tragik. Kinder aus kaputten Familien haben nicht die gleichen Chancen auf Erfolg im Leben, sondern haben es oft viel schwerer.Da frage ich mich, will Anna Savas Betroffenen solcher Familientragödien wirklich eine Stimme geben? Or is it all about the drama? An dieser Stelle kann auch der Verlag eingegriffen haben, damit es "allgemein verträglich" ist. Aber das finde ich solch einem ernsten Thema nicht angemessen.Viele Betroffene haben außerdem kein Umfeld, das alle zehn Minuten fragt: "Geht's dir gut?" - das fiel mir im Buch auf und hat mich genervt.KLEINKRAMNoch zwei kleine Punkte zum Ende:Die Geschichte spielt in den USA. Da müsste man auch so ehrlich sein und kurz ansprechen, dass Tessa ihre Krankenhaus- und Therapie-Rechnung wahrscheinlich komplett aus eigener Tasche zahlen darf. Sonst denken junge Leserinnen fälschlicherweise, dass in den USA alles super-glamourös wäre - was es in Wirklichkeit nicht ist...Zweiter Punkt: Wer hat den Skandalbericht über Tessa geschrieben? Wird das im zweiten Band der Reihe noch aufgeklärt? Ich hoffe...FAZIT2 von 5 Sternen.