Der zweite Davids- und Martin-Thriller ist nichts für Zartbesaitete, soviel gleich mal vorweg. Marc Davids und Zoé Martin haben es mit einer Bestie zu tun, denn die Opfer weisen nicht nur Bisswunden auf, die von einem Wolf stammen könnten, sie sind daneben auch dermaßen schlimm zugerichtet, dass man sich beim Lesen direkt die Augen zuhalten möchte.
Alles beginnt vor zwanzig Jahren. Nach der Abi-Feier wird Michelle H. auf dem Heimweg überfallen und getötet, sie weist Bisswunden auf, die allem Anschein nach von einem Wolf stammen könnten.
Und nun, zwanzig Jahre danach, geht es wieder los. Die 23jährige Altea Mema, eine albanische Staatsbürgerin, wird tot aufgefunden. Sie wurde bestialisch ermordet, ihre Leiche dürfte schon sechs bis sieben Tage hier liegen. Der alte Lagerkomplex gehört den Albanern, er dient als Umschlageplatz für Kokain und dergleichen. Es folgen weitere Morde, allesamt waren sie Prostituierte, sie weisen Bisswunden auf und zudem wurden sie regelrecht ausgeweidet.
Das AS9 folgt einer Fährte aus Blut und Tod im Frankfurter Rotlichtmilieu, Marc und Zoé arbeiten mit der Abteilung Bandenkriminalität zusammen. Zum Team gehören Ayman Elmalah und die IT-Spezialistin Nicole Unger, unterstützt werden sie hier von dem Kriminaloberkommissar Bernd Konstantin, der sich mit Marc so manchen Schlagabtausch liefert. Die beiden scheinen so gar nicht miteinander auszukommen, bei ihren schon hart ausgeführten Dialogen musste ich so manches Mal schmunzeln, wenngleich ich dann wieder ziemlich erbost über diesen Konstantin war. Gerade diese halbprivaten Einschübe sind es, die das knallharte Prozedere um die Mordaufklärung und die gnadenlosen Machtkämpfe zwischen der albanischen Mafia und einer Rockergruppierung ein wenig auflockern.
Wie schon im ersten Buch um die beiden Ermittler spielt auch hier Social Media eine Rolle, was unserer realen Welt schon sehr nahe kommt. Hier kommt Leon ins Spiel, der während eines Video-Drehs für eine Band seine Drohne über das weitläufige Hafengelände kreisen lässt und dabei so manche Szene festhält, die für Marc und Zoés Arbeit von Bedeutung sein könnte.
Auch der zweite Davids- und Martin-Thriller hat mich ziemlich geschockt, ich war gefühlt direkt dabei, die detaillierte Beschreibung der Opfer hat mir schon einiges abverlangt, auch ging es hochexplosiv zur Sache, was mir dann doch etwas zu viel an Dramatik war. Nichtsdestotrotz empfehle ich jedem Thriller-Fan diesen Narbensommer und nun bin ich auf Band drei gespannt, denn auch das nächste Buch von Chris Dominik will ich mir nicht entgehen lassen.