Diese kleine Erzählung ist nicht mehr als ein literarischer "Happs". Dieser aber ist sehr gehaltvoll, so dass es für eine ganze Mahlzeit reicht.Ein kleines Mädchen bekommt ein weiteres Geschwisterchen. Da sie zu Hause sehr viele sind und irgendwie von der Hand in den Mund leben, wird sie vom Vater zu entfernten Verwandten gebracht, wo sie bleiben soll, von ihm aus, solange die Kinsellas es möchten.Das kleine Mädchen erfährt wenig, mus sich selbst einen Reim auf vieles machen. Doch sie genießt die Aufmerksamkeit, die sie bekommt. Neue Kleidung, ausreichend zu essen sogar Bücher! Ohne dass sie es sagen muss, merkt man, wie wohl sie sich fühlt, aber auch wie still sie ist. Die Unsicherheit, wie lang diese Situation dauern wird, überträgt sich auf uns Leser*innen. Es ist ein herantasten, ein beobachten und ein aushalten. Die Miniatur transportiert ganz viel, obwohl sie wenig Worte braucht.Und das ländliche Irland wird erlebbar ohne dass erzählt wird, wie es dort zugeht. Es sind die kleinen Beschreibungen am Rande, die mich die Atmosphäre haben spüren lassen. da quietscht eine Tür, das Licht scheint durch kleine Fenster, und es riecht nach Staub. Wir werden nicht dazu aufgefordert, ein Urteil abzugeben, moralisch zu bewerten oder Gut und Böse zu beurteilen. Das offene Ende macht die Geschichte perfekt. Auch wenn ich lieber eine Lösung gehabt hätte, ist diese Art des Erzählens besser. Ich habe lange darüber nachgedacht, welche Variation mir am besten gefallen würde. Fantasie wird also definitiv angeregt. Eine Lektüre zum mehrfach lesen, die kurz ist aber ein ganzes Leben verändert. Ich empfehle sie ausnahmslos allen die Geschichten lieben.