Kirmes pur, das ist das Ziel des heranwachsenden Leon. Das Ereignis im Jahr im kleinen Dorf. Viele Menschen, bunt, laut, Leckereien, Karussell, alles, was das Kinderherz begehrt. Und in aller Öffentlichkeit verschwindet Leon doch. Einfach so. Was umgehend den Ermittler im Ruhestand, Hans Stahl, auf den Plan ruft. Denn Leon ist nicht das erste Kind, das in diesem kleinen Dorf "verloren geht". Und wird im Verlauf der Ereignisse des Falles auch nicht der letzte Heranwachsende sein, den dieses Schicksal ereilt. Aber wer steckt dahinter? Und das schon über einen so langen Zeitraum. Könnte es mit der Klinik in der Nähe zu tun haben, die sich auf psychische Erkrankungen spezialisiert hat? Man weiß ja nie bei solchen Patienten. Wobei, wären dann die Bewohner des Dorfes nicht an sich auskunftsfreudiger? Motivierter, Licht ins Dunkle der verschwundenen Teenager zu bringen? Und nicht nur, dass Desinteresse vorherrschen würde, eher schon eine aktive Behinderung der Versuche Stahls, den Ereignissen auf den Grund zu gehen. Für Spannung ist somit also von Beginn an gesorgt. Wenn es darum geht, junge Menschen noch lebend zu finden, bevor es zu spät ist. Eine Spannung, die Leon durchweg zu erhalten versteht, indem er den Fall aus verschiedensten Perspektiven erzählt und Lesern und Leserinnen fast von Beginn an schon mit auf den Weg gibt, dass die Wahrheit und Lösung des Falles inmitten all der verschiedenen Perspektiven, Erläuterungen, Ausreden, inmitten all des merkwürdigen Verhaltens zu finden sein wird, dass die Atmosphäre im Dorf nachhaltig prägt. "Eine seltsame Gestalt taucht zwischen den Bäumen auf, leicht schwankend durch den dichten Wald, wie an Bord eines Schiffes. Das Wesen hat lange, dürre Arme. Struppige, abstehende Haare. Und einen wilden Bart. Und es läuft merkwürdig gebückt". Und wer möchte so einer Gestalt schon im Wald begegnen? Doch eine gewisse Vorsicht bei vorschnellen Verdachtsmomenten sollte man bei der Lektüre des Kriminalromans schon mitbringen, denn vieles ist am Ende nicht so, wie es zunächst erschienen hat. Trotz mancher stereotyper Übertreibungen bei der Skizzierung gerade einiger Einheimischer legt Leon doch ein gutes Tempo mit sich steigernder Spannung vor und bietet mit der "Sicht des Täters" zusätzliche Aha-Momente. Alles in allem eine durchaus unterhaltsame und spannende Lektüre.