"Daily Soap" der Debütroman von Nora OsagiobareVerlag: Kein & Aber Das Cover und der Klappentext haben mich sofort gecatcht. Die Autorin liefert eine schrille Satire über Familienchaos, Rassismus und Homosexualität - voller Absurditäten.Toni hat stechende Kopfschmerzen, und ihre Mutter - eine Impf- und Abtreibungsgegnerin - behandelt diese abartigen Schmerzen mit Globuli. Ruhe für ihren Kopf findet Toni nur beim Fernsehen.Sie liebt die Soap "Sturm der Triebe" und verdrängt damit die chaotischen Verhältnisse in ihrer Familie, in der ständig Streit herrscht. Ihr Vater Thor, ein zeugungsunfähiger Nigerianer, und ihre Schweizer Mutter leben in einer Ehe aus Leidenschaft und Eifersucht. Nach der Trennung ziehen Toni und ihre Mutter mit dem Pornodarsteller und Schwager Prince Okiti zur betrügerischen, jedoch reichen Tante Frieda.Gleichzeitig gerät das Modeunternehmen Banal & Bodeca in einen Shitstorm aufgrund von Rassismusvorwürfen. Die eiskalte Geschäftsführerin Zita Bodeca versucht verzweifelt, das Image zu retten - auf Kosten ihres Sohnes Paul. Doch die Farce wird Realität, und das Chaos nimmt seinen Lauf.Als sich die Wege beider Familien kreuzen, überschlagen sich die Ereignisse. Der Roman erinnert an eine überdrehte TV-Serie mit grotesken Figuren.Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig; erst im letzten Drittel fand ich Zugang dazu. Die Geschichte selbst ist mit schrägem Humor ausgestattet, was nicht jedermanns Sache ist. Auch gibt es viele fragwürdige Fußnoten, die teils lustig, teils sarkastisch sind.Die Charaktere sind sehr außergewöhnlich gezeichnet - alle ProtagonistInnen sind schräge und ungewöhnliche Persönlichkeiten.Schallend lachen musste ich nicht; vielleicht fehlt mir hier der Humor für diese Satire.Man wird unterhalten, und sobald man sich an den extravaganten Schreibstil der Autorin und ihre Erzählweise gewöhnt hat, plätschert die Story dahin. Man möchte erfahren, wie diese chaotische Geschichte weitergeht bzw. endet. Ob die Liebe oder die Scham siegt, ob Leidenschaft von Obsession zu Liebe wird und ob eine tief verwurzelte Liebe die Krater des verrückten Alltags überbrücken kann.Jedoch wurde es mir im letzten Drittel zu viel an bizarren Handlungen.Ich verstehe die satirische Überspitzung: Die Kritik an Rassismus, alten Denkmustern, Homöopathie, Machtgier und Abhängigkeiten ist klar erkennbar. Dennoch konnte mich die Geschichte nicht vollends überzeugen.Das Ende war für mich eher traurig. Auf jeden Fall ein ungewöhnliches Buch, das sicherlich seine Fans findet.Auf dem Cover wird es als "das lustigste, schlaueste, coolste Buch in diesem Frühjahr" angepriesen - für mich trifft das leider nicht zu.Für LeserInnen von skurrilen Satiren sicher ein Lesegenuss, für mich jedoch zu chaotisch.3,5 Sterne.