Seit ich, nach einer längeren krankheitsbedingten Lesepause, wieder in die Welt der Bücher zurückgefunden habe, las ich überwiegend Bücher aus den Genres Krimis & Thriller oder Fantasy. Historische Romane, die früher ebenfalls zu meinen beliebten Beuteschemen gehörten, vernachlässigte ich bislang ziemlich. Da ich das wieder ändern wollte, stöberte ein bisschen bei den Neuerscheinungen.
Als ich dieses Buch dann entdeckte, reizte mich vor allem die Werbung für Leser und Leserinnen von Rebecca Gablé. Die Bücher dieser Autorin habe ich vor meiner Krankheit immer sehr gern gelesen. Die Autorin Petra Schier dagegen, war mir vorher noch nie untergekommen. Da mir aber auch die Inhaltsangabe zusagte, wagte ich den Versuch.
Elsbeth ist die Wirtin des Freudenhauses Zur schönen Frau und seit vielen Jahren mit dem Scharfrichter der Stadt Köln liiert. Im Jahre 1423 muss Letzterer ihr eine sehr traurige Botschaft überbringen. Diese trifft die ehemalige Hübschlerin so hart, dass sie erstmals ihre schmerzhaftesten Erinnerungen mit Johannes teilt.
Im Jahre 1396 war Elsbeth gerade 16 Jahre alt, als ihre Mutter (ebenfalls eine Hübschlerin) starb und sie selbst das Haus in dem sie wohnten und die Mutter ihrem Gewerbe nachging, nicht mehr halten konnte. Weil sie kein anderes Leben kannte, begann die junge Frau im Freudenhaus zu arbeiten. Dort verliebt sie sich in einen ihrer Freier, der ihr ein anderes Leben in Aussicht stellt. Doch der angesehene Ratsherr wird kurze Zeit später vergiftet und Elsbeth als Verdächtige festgenommen.
Ihr Halbbruder Nicolai, der erst vor kurzem von ihrer Existenz erfuhr, bewahrt sie vor der Todesstrafe und wird ihr heimlicher Vertrauter. Mit Hilfe der Informationen, die sie im Freudenhaus für ihn sammelt, wird er zum mächtigsten Mann von Köln und sie zur Wächterin der Unterwelt
Leicht und flüssig konnte ich die in der dritten Person verfasste Geschichte aus der Perspektive von Elsbeth lesen. Der Schreibstil gefiel mir ausgesprochen gut und die Sprache empfand ich der damaligen Zeit gut angepasst. Ihre Bildhaftigkeit sorgte dafür, dass ich mir sowohl die Charaktere, als auch ihr jeweiliges Umfeld sehr gut vorstellen konnte. Der Spannungsbogen wurde durch die gute Mischung aus Geschehnissen in der Gegenwart (1423 und später) und der Vergangenheit (ab 1396) sehr gut gehalten.
Das dem Buch vorangestellte Personenregister brauchte ich persönlich nicht. Ich liebe es, wenn ich die Charaktere, wie hier im Buch, situationsbezogen kennenlerne. Allerdings finde ich ein solches Register trotzdem gut und ich kenne auch etliche Leser, denen so etwas überaus wichtig ist. Ich selbst konnte von Anfang an problemlos die Übersicht über die doch recht vielen in der Geschichte vorkommenden Personen behalten.
Im ersten Viertel des Buches gab es ziemlich viele sehr ausführlich beschriebene Sexszenen, die mich zugegebener Maßen erst einmal etwas konsternierten. Allerdings wurden die mit der Zeit weniger und sie verdeutlichten vor allem die Missstände, mit denen Hübschlerinnen zur damaligen Zeit leben mussten. Im Nachgang gesehen, untermauerten diese Szenen jedoch vor allem den starken Charakter Elsbeths, die allen Widrigkeiten zum Trotz, immer wieder für Verbesserungen im sowieso schon schweren Leben aller in ihrem Gewerbe tätigen Frauen kämpfte.
Allen anderen Geschehnissen und Verwicklungen außerhalb des Freudenhauses folgte ich von Anfang bis Ende sehr gern und interessiert. Längen verspürte ich während der gesamten Lesezeit nicht. Insgesamt gefiel mir die Geschichte in diesem Buch so gut, dass ich mich inzwischen über weitere Bücher der Autorin informierte. Ihre Lombarden-Reihe, in der, wie ich gelesen habe, andere Protagonisten der hier gelesenen Geschichte im Vordergrund stehen, habe ich mir bereits auf meine Wunschliste gesetzt.