"Damals waren wir frei" ist ein bewegender Roman über Freundschaft, Familie und die Herausforderungen der Vergangenheit. Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen, besonders die Geschichte rund um Elli konnte mich von Anfang an fesseln. Ich konnte mich hervorragend in sie hineinversetzen, ihre Entscheidungen nachvollziehen und ihre gemeinsame Woche mit Ulli hat mich zutiefst berührt. Die Art, wie die beiden miteinander umgehen, hat für mich eine ganz besondere Tiefe und Wärme ausgestrahlt.Wen ich dagegen anfangs überhaupt nicht greifen konnte, waren Mina und Jan. Vielleicht lag es daran, dass sie noch so jung sind, aber besonders Jan blieb für mich leider zu blass. Ich konnte keine Verbindung zu ihm aufbauen, weil er mir einfach nicht genug ausgearbeitet erschien. Hier hätte ich mir mehr Gespräche zwischen ihm und Mina gewünscht, um seine Gefühle und seine Persönlichkeit besser kennenzulernen.Auch hatte ich ein wenig andere Erwartungen an die Geschichte. Wenn ich das Cover sehe, dann hatte ich das Gefühl, das Buch handelt überwiegend von der Suche nach Minas Vater. Irgendwie ging mir das alles zu schnell und hätte noch besser ausgearbeitet werden können. Minas Flucht, die ein zentrales Element des Romans ist, ging mir viel zu schnell und wirkte fast zu einfach - hier hätte ich mir mehr Dramatik und Hindernisse gewünscht. Gerade Minas Vater, Uli, hätte hier mehr Aufmerksamkeit verdient, denn seine Perspektive fand ich besonders spannend.Trotz kleiner Kritikpunkte ist "Damals waren wir frei" ein sehr lesenswertes Buch, das tief berührt und vor allem mit Elli eine Protagonistin bietet, die lange nachhallt.