Der Ostseeküste droht eine verheerende Sturmflut, der die Deiche nicht standhalten werden. Vor diesem Katastrophenszenario spielt sich der fesselnde Thriller von Stina Westerkamp ab, der von der ersten Seite an für Spannung sorgt.
Elisa gelingt es nicht den kleinen Küstenort rechtzeitig zu verlassen und kommt in letzter Sekunde bei ihren Nachbarn unter. Während der Deich bricht und das Wasser unaufhaltsam steigt, wird schnell klar, dass jeder etwas zu verbergen hat. Doch die wachsende Bedrohung kommt nicht nur von den Naturgewalten aus der nahegelegenen JVA sind Häftlinge ausgebrochen, und einer von ihnen hat es auf Elisa abgesehen.
Westerkamp überzeugt mit einem packenden Schreibstil, der die düstere Atmosphäre perfekt einfängt. Die Naturgewalten sind nicht nur Kulisse, sondern ein treibender Faktor, der den Nervenkitzel konstant hochhält. Der Autorin gelingt es die über die Küste hereinbrechende Naturkatastrophe so detailliert und realistisch zu beschreiben, dass ich das Gefühl hatte mittendrin zu sein und Sturm, Regen und das stetig steigende Wasser selbst zu spüren.
Mit der unerbittlich ansteigenden Flut treffen schließlich mehrere Figuren aufeinander, deren Perspektiven sich abwechseln. Da ist zuerst die Protagonistin Elisa, die seit dem tödlichen Bootsunfall ihrer Schwester unter Panikattacken leidet und deswegen tablettenabhängig ist. Ihr Exmann Max, der beim THW im Einsatz ist und sich durchschlägt um sie zu retten. Und ihr Schwager Paul, der aus dem Gefängnis geflohen und auf dem Weg zu ihr ist. Außerdem sind da noch Elisas rätselhafte Nachbarn Vera und Joachim . Scheinbar haben alle etwas zu verbergen und nicht jeder ist der, der er zu sein vorgibt. Leider war mir die Protagonistin Elisa wenig sympathisch. Ich konnte mit ihr einfach nicht warm werden.
Die Umsetzung der Geschichte ist durchweg gelungen, auch wenn manche Wendungen für mich etwas vorhersehbar waren. Dennoch sorgt der rasante Erzählstil dafür, dass keine Längen entstehen. Eingefügte Tagebucheinträge geben Rätsel auf und erst am Schluss wird klar von wem sie stammen. Kleinere Kritikpunkte waren für mich leider die unsympathische Protagonistin und das etwas überhastete Ende, dass mir nicht so gut gefallen hat da es etwas offen lässt. Aber das ist Geschmacksache.
Dennoch ist Nachtflut ein mitreißender und atmosphärischer Thriller, der mich trotz kleiner Kritikpunkte sehr gut unterhalten hat und den ich allen Fans von atmosphärischen Spannungsromanen gerne weiterempfehle.