Bodiesist ein Sachbuch zum Thema Körper in fortlaufender Romanform geschrieben. Der Grundgedanke des Buches ist, dass unser Körper nicht mehr als biologischer Organismus mit entsprechenden Begrenzungen angenommen wird, sondern als Projekt der Selbstpräsentation. Der heutige Fokus auf das, was an unserem Körper nicht "stimmt", führt zu Unzufriedenheit mit dem Körper. Aus Angst, er sei ausser Kontrolle geraten, wird er zum Arbeits- und Optimierungsprojekt. Indem ich erlange, was als akzeptierter Körper gilt, gewinne ich wieder Kontrolle über das verlorene Körpergefühl. Wir sehen uns als Handelnde, nicht als Opfer. Nicht die Bilder werden als falsch wahrgenommen, sondern die Frau fühlt sich falsch, weil sie den gängigen Bildern nicht entspricht. Ihre Perspektive hat sich verkehrt. Die neuen Bilder werden zum Leitbild und sie tut alles, um dieses zu erreichen. Die Kehrseite dieser Einstellung ist der Glaube, dass so gut wie alles am Körper vom Individuum verändert werden kann. Biologische Gegebenheiten waren einmal.Es sind unsere eigenen Unsicherheiten, an denen die kommerziellen Interessen ansetzen. Einen grossen Einfluss auf unser Schönheitsideal und die Destabilisierung des Körpers beruht auf dem "Krieg", den hochprofitable Industrien für Kosmetik, Mode, Ernährung, Gesundheit, Anti-Aging, Wellness, Schönheits-Op, Pharma und Fitnessindustrie gegen uns führen. Die Züchtung von Körperunsicherheit macht uns anfällig für Ausbeutung in vielerlei Form. Körperunsicherheit und Körperinstabilität wecken den Wunsch nach Körpertransformation, von Muskelaufbau, über Schönheitsoperationen, bis hin zur Aufweichung unserer Geschlechtszugehörigkeit, die Frage bin ich Mann, Frau oder etwas dazwischen. Für alles scheint es Lösungen und Operationen zu geben.Körperhass ist mittlerweile ein heimlicher westlicher Exportschlager. Warum ist Zufriedenheit mit dem eigenen Körper so schwer zu erlangen? Kann der Körper durch Perfektionierung erlöst werden? Das beginnt beim Retuschieren von Fotos. Kinder lernen ihre Fotos zu bearbeiten und sehen den Körper, den sie nach Vorstellung anderer hätten haben sollen. Mädchen bearbeiten ihren Körper in Apps und unterhalten sich, was sie alles durch Schönheits-OPs ändern werden....Die Vielfalt der Körper geht verloren. Diese Probleme anzugehen und den Körper wieder zu einem verlässlichen Ort zu machen, von dem wir leben können, setzt voraus, dass wir unsere jetzigen Vorstellungen und Idealbilder vom Körper hinterfragen. Vielfalt und Individualität statt Konformität. Das Buch hat sehr viele Gedanken die wachrütteln, zum Weiterdenken anregen und erschreckende Fallbeispiele. Ansatzweise geht die Autorin darauf ein, dass mit dem Verfall der christlichen Ethik und der Freiheit des Körperlichen das Umdenken über den Körper begann. Da bleiben mir viele Fragen offen. Wenn ich gewollt bin, ein einzigartiges Geschöpf, eine Persönlichkeit, mit ihrem eigenen Charakter, ihren Begabungen, ihren Stärken und Schwächen, wenn ich verwurzelt bin in einem Schöpfer, hat dann mein Leben einen Sinn und Auftrag, der nicht so leicht zu kippen ist? Oder liegt der Sieg doch in der Freiheit, in Sexualisierung, in Körperanalysen und Transformation?Für mich als Laien wäre das Lesen leichter gewesen, wenn der Text mit Illustrationen, Tabellen, Zusammenfassungen veranschaulicht ergänzt wäre. Trotzdem lohnt es sich dieses Buch zu lesen. Viele Aussagen dieses Buches haben meine Beobachtungen der vergangenen Jahre bestätigt und in vielem meine Gedanken erweitert.