Dieter Funke untersucht die unserer Gesellschaft zugrunde liegenden Ideale und stellt einen Zusammenhang zu Krankheiten wie Depression und Persönlichkeitsstörungen her. Mit seiner relational fundierten Theorie des Ich-Ideals, schafft er ein Instrumentarium, mittels dessen er sowohl den destruktiven als auch den konstruktiven Einfluss von Idealen und damit auch ihr entwicklungsförderndes Potenzial aufdeckt.
Unsere Gesellschaft erzeugt verpflichtende Ideale, die die Verbindung zu ihrem Gegenpol verloren haben und in dieser Einseitigkeit zu Dauermobilisierung und Erschöpfung führen. Selbstoptimierungsstrategien und öffentlich geforderte Tugenden wie Transparenz und Erreichbarkeit haben längst religionsähnliche Formen angenommen, und auch Therapeutinnen und Therapeuten können sich dem Druck kollektiver Ideale nicht entziehen. Doch führt das Streben nach Idealität zwangsläufig zu Krankheit, wie viele SozialwissenschaftlerInnen und PsychoanalytikerInnen vermuten?
Dieter Funke untersucht die unserer Gesellschaft zugrunde liegenden Ideale und stellt einen Zusammenhang zu Krankheiten wie Depression und Persönlichkeitsstörungen her. Indem er eine relational fundierte Theorie des Ich-Ideals entwickelt, schafft er ein Instrumentarium, mittels dessen er sowohl den destruktiven als auch den konstruktiven Einfluss von Idealen und damit auch ihr entwicklungsförderndes Potenzial aufdeckt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Idealita t als Krankheit?
Die postreligio se Gesellschaft und ihre Ideale
Postreligio se, sa kulare oder postsa kulare Gesellschaft?
Profane Ritualisierungen als Schablone
Ideale in der postreligio sen Gesellschaft
Psychogramm der Ideale
Herleitungen: Das Ideal in prima rnarzisstischer Perspektive
Das Ich-Ideal: Erbe eines fru hkindlichen Narzissmus?
Die monopolare Sicht Freuds
Ich-Ideal und Destruktion: Chasseguet-Smirgel und Grunberger
Differenzierungen: Ich-Ideal und Ideal-Ich
Die Grenzen eines monopolaren Versta ndnisses des Narzissmus
Ideal-Ich, Ich-Ideal und U ber-Ich
Weiterfu hrungen: Ideale als Beziehungsschicksale
Ein bipolares Versta ndnis des Ich-Ideals
Die leiblichen Grundlagen des Ich-Ideals
Das Ich-Ideal als Beha lter fu r bipolare Erfahrungen von Einssein und Getrenntsein
Das Ideal-Ich als Folge fehlender Bindung, Resonanz und Anerkennung
Projektion des Ideal-Ichs: Elternimago
Das Ideal-Ich als Spaltungsprodukt das Ich-Ideal als Instanz bipolarer Ganzheit
Ambivalenzspaltung und Ambivalenztoleranz
Der Verlust gegenpoliger Ganzheit
Beziehungsdynamischer Hintergrund gespaltener Ganzheit
Ersatzpartnerschaft und Verelterlichung: Eine transgenerationelle Sicht des o dipalen Konflikts
Zusammenfassung: Ich-Ideal zwischen Unterwerfung und Selbsttranszendierung
Exkurs: Spaltungsmechanismen in der Bewusstseinsgeschichte
Gott und Teufel Metaphern fu r gespaltene Ideale
Die Zersto rung des »Goldenen Kalbs« oder wie Gott sein eigenes Ideal wurde
Der Teufel als gespaltener Idealist
Vom Ursprung des Bo sen im vermeintlich Guten
Der Teufel ein Idealist
Der sanfte Terror von Idealen in postreligio sen Optimierungsstrategien
Verknu pfung von kollektiven und individuellen Idealen
Inszenierungen des Ideals in Selbstoptimierungsstrategien
Der Ko rper als Großbaustelle
Destruktive Ideale in der Partnerschaft
Kinder als Prinzen und Prinzessinnen
Vom Laster in der Tugend, vom Bo sen im Guten: Postreligio se Ideale
Ewiges Wachstum als Selbstranszendenz
Der Onlinemodus als metaphysische Nabelschnur
Digitale Abha ngigkeit als Abschaffung der Autonomie
Beschleunigung als apokalyptisches Ende der Zeit
Transparenz als Tyrannei der Sichtbarkeit
Objektivita t als Tunnelblick
Machen neoliberale Optimierungsstrategien krank?
Destruktive Reinheitsideale
Der neue Naturalismus im neurowissenschaftlichen Menschenbild
Religio ser Fundamentalismus und Terrorismus
Ambivalenz ertragen eine andere politische Kultur
Sexuelle Gewalt und narzisstisches Reinheitsideal
Heilsame Bewegungen
Vom Ideal-Ich zum Ich-Ideal
Verschra nkung statt Spaltung
»Die Dosis macht das Gift« seelische Entgiftungsprozesse
Die Bezogenheit macht die Polarita t: Ellipse als Modell seelischer Entgiftungsgeometrie
Die Vereinigung der Gegensa tze macht die Wahrheit:
Die Quadratur des Kreises als Modell von Verschra nkung, seelischer Ganzheit und konstruktiven Idealen
Therapeutischer Umgang mit entfesselter Idealita t
Die psychoanalytische Rahmung einer Demobilisierung der Seele
Gegenpolige Einstellungen zu postreligio sen Idealen
Ausblick
Psychoanalyse der Ideale Ideale der Psychoanalyse
Literatur