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Nastjas Tränen

(7 Bewertungen)15
250 Lesepunkte
Hörbuch CD
24,95 €inkl. Mwst.
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Als Natascha Wodin 1992 nach Berlin kommt, sucht sie jemanden, der ihr beim Putzen hilft. Sie stellt Nastja ein, die wie Wodins Eltern aus der Ukraine stammt. Die studierte Tiefbauingenieurin konnte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im wirtschaftlichen Chaos ihrer Heimat nicht mehr überleben. Also stieg sie in einen Zug nach Berlin. Doch kaum ist ihr Visum dort abgelaufen, schlittert sie in das Leben einer Illegalen.
Für Natascha Wodin ist es, als würde sie von ihrem eigenen Schicksal eingeholt. Im Heimweh dieser Ukrainerin, mit der sie immer mehr eine Freundschaft verbindet, erkennt sie das Heimweh ihrer Mutter wieder, die daran zerbrochen ist. Jetzt, Jahre später, zeichnet sie mit verhaltener, anrührender Poesie das Porträt von Nastja, einer kämpferischen zarten Frau.

Martina Gedeck hat von Natascha Wodin bereits "Irgendwo in diesem Dunkel" als Hörbuch interpretiert und begeisterte durch ihre ruhige Ausdruckstiefe. Für "Nastjas Tränen" wurde sie mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2022 in der Kategorie »Beste Interpretin« ausgezeichnet.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
25. August 2021
Sprache
deutsch
Auflage
3. Auflage, Ungekürzte Ausgabe
Ausgabe
Ungekürzt
Laufzeit
312 Minuten
Autor/Autorin
Natascha Wodin
Sprecher/Sprecherin
Martina Gedeck
Verlag/Hersteller
Produktart
MP3
Audioinhalt
Hörbuch
Gewicht
88 g
Größe (L/B/H)
147/142/10 mm
GTIN
9783839819197

Portrait

Natascha Wodin


Natascha Wodin, 1945 als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter in Fürth/Bayern geboren, wuchs erst in deutschen DP-Lagern auf, dann, nach dem frühen Tod der Mutter, in einem katholischen Mädchenheim. Ihr schriftstellerisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, allein für ihr bislang erfolgreichstes Buch,

Sie kam aus Mariupol

, bekam sie den Alfred-Döblin-Preis, den Preis der Leipziger Buchmesse und den August-Graf-von-Platen-Preis verliehen. Natascha Wodin lebt in Berlin und Mecklenburg.


Martina Gedeck ist Charakterdarstellerin und internationaler Filmstar. Sie drehte u. a. mit Robert De Niro und Bille August und war in dem oscarprämierten Film

Das Leben der Anderen

zu sehen. Als Hörbuchsprecherin besticht sie durch Ausdruckstiefe und erzählerisches Feingefühl.


Pressestimmen

»Martina Gedeck ist eine begnadete Sprecherin für genau solchen Stoff. Sie kann sich zurücknehmen, ohne an Präsenz zu verlieren. Ihr Vortrag ist ruhig und eindringlich und unterstreicht die beeindruckende sprachliche Kraft dieses Romans. « Martin Maria Schwarz, BÜCHERmagazin

Besprechung vom 28.08.2021

Plötzlich illegal
Natascha Wodin zählt "Nastjas Tränen"

Es sollte ein besonderer Abend werden, der Auftakt zu einer neuen und intensiveren Phase in der erprobten Freundschaft zwischen zwei Frauen mittleren Alters. Die eine, die Ukrainerin Nastja, hatte bei der anderen, der ukrainischstämmigen deutschen Erzählerin des Romans, schon einige Zeit geputzt. Nun hatte Nastja nach dem Tod ihres deutschen Mannes die Berliner Wohnung verloren, und ihre alleinstehende Freundin, die sie schon zuvor bei Behördengängen und anderem unterstützt hatte, war auf den Gedanken gekommen, Nastja ein Zimmer ihrer Behausung anzubieten, schließlich war die zierliche Ukrainerin "alles andere als ein raumgreifender Mensch".

Doch der Einzugsabend endet beinahe im Fiasko. Das "typisch deutsche Essen", Rindsrouladen mit Rotkohl und Klößen, das die Erzählerin nicht ohne Hintergedanken gekocht hat - "ich wollte ihr eine Freude machen und sie zugleich auf das deutsch-ukrainische Leben einstimmen, das wir von nun an miteinander führen würden" -, findet bei Nastja nicht den erhofften Anklang. Im Gegenteil: "Das schmeckt mir nicht", sagt sie. Und zwar "in einem kalten, abweisenden Ton, den ich noch nie von ihr gehört hatte".

Es gibt wesentlich turbulentere Situationen in Natascha Wodins Roman "Nastjas Tränen", der soeben erschienen ist, erzählte Zeiten, die geprägt sind von Armut und Hunger, Verrat, Demütigung und Verzweiflung, auch von Trotz und Gegenwehr. Bei ihrer Ankunft in Deutschland bald nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blickt sie auf eine gescheiterte Ehe zurück und auf eine qualvolle Zeit in der vom kalten Wind des Kapitalismus durchgeschüttelten Ukraine. In Deutschland wagt sie kaum, zu ihren Putzstellen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, weil sie in jeder Fahrkartenkontrolle auch die ihres Aufenthaltsstatus vermutet und eine Abschiebung in die Ukraine befürchtet. Und auch die Ehe mit dem abgründigen Deutschen Achim, geschlossen, um in Berlin bleiben zu dürfen, erweist sich aufgrund des labilen Charakters dieses Ehemannes als desaströs.

Und trotzdem steht dieser unspektakuläre Moment des Abendessens unübersehbar im Zentrum der Geschichte. Woher kommt plötzlich dieser "abweisende Ton" Nastjas, was lässt die Frau, die so viel klaglos ertragen hat, plötzlich so aggressiv werden? Was genau schmeckt ihr nicht?

Natascha Wodin, die für den ihrer ukrainischen Mutter gewidmeten Roman "Sie kam aus Mariupol" (F.A.Z. vom 18. März 2017) zu Recht gefeiert worden ist, erzählt von jener Nastja, indem sie sich auf das stützt, was sie von ihrer Freundin selbst gehört hat, und auf ihre Erlebnisse mit der Frau, die in ihrem Willen, das eigene Leben in Berlin zu meistern und außerdem noch ihre halbe Familie in der Ukraine zu unterstützen, eine immer wieder aufscheinende Härte entwickeln muss. Neben diesem Bericht aber steht ein anderer, der die Erzählerin selbst betrifft. Sie beobachtet und befragt ihr eigenes Verhalten Nastja gegenüber ebenso diskret wie unabweisbar, so dass es auch für die Leser nicht schwer ist, Parallelen zwischen den Lebensläufen zu ziehen und, mehr noch, die Projektionen zu erkennen, die von der Seite der Erzählerin auf Nastja gerichtet werden: Was erhofft sie sich von der Freundschaft zu einer Frau, die so unangreifbar erscheint und in Tränen ausbricht, als sie Schellackplatten mit ukrainischer Musik hört?

"Ich wollte nichts mehr zu tun haben mit dem Osten, der mich kraft meiner Geburt seit jeher verfolgte", sagt die Erzählerin einmal. Und malt sich zugleich aus, mit Nastja ein "deutsch-ukrainisches Leben" zu führen, in der Wohnung einen "west-östlichen Divan" zu etablieren, so wie es mit einer anderen Berliner Freundin gelingt, der lebhaften Russin Lena. Die Widersprüche, die sie in Nastjas Verhalten zu spüren bekommt, sind auch ihr selbst nicht fremd, so viel ahnt man. Mit sicherem Gespür für literarische Erfordernisse belässt es der Roman dabei und verzichtet darauf, Nastjas Beweggründe weiter auszuleuchten. Bis hin zur bitteren Pointe, dass Nastja am Ende in der Ukraine als Witwe eines Deutschen kein Aufenthaltsrecht mehr hat. TILMAN SPRECKELSEN

Natascha Wodin: "Nastjas Tränen". Roman.

Rowohlt Verlag, Hamburg 2021. 176 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon usum56 am 21.09.2023
Habe nun noch ein wenig weiter gehört, aber breche jetzt definitiv ab. Es tut mir nicht gut.
LovelyBooks-BewertungVon Lyke am 25.04.2022
Nastjas Lebensgeschichte berührt, gerade wegen des nüchternen Stils. Dringende Lesempfehlung, vor allem als Hörbuch. Großartige Sprecherin!