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Im Schnee

4 CDs

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Hörbuch CD
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Der alte Max hat alle Zeit. Draußen vor dem Fenster legt sich der Schnee wie eine Decke über das Dorf. Da dringt das Läuten des Totenglöckchens durch die Stille. Es schlägt für den Schorsch, der viel mehr war als nur ein Freund, ein Leben lang. So macht sich Max am Abend auf zur Totenwacht, wo die Alten zusammenkommen, um des Verstorbenen zu gedenken und sich zu erinnern. Eine ganze Nacht erzählen sie von den Freuden bei der Ernte, von Abenden in der Wirtsstube, vom kleinen Glück. Und vom Schorsch. Aber auch von der Enge im Dorf und dem eisigen Schweigen. Erst im Morgengrauen kehrt der Max heim. Im Licht des neuen Tages ist ihm klar: Nichts davon wird wiederkommen. Nur die Erinnerungen an dieses Leben bleiben, so lange er da ist . . .

Thomas Loibl intensiviert mit seiner Lesung die atmosphärische Erzählung und gibt den originellen Figuren eine Stimme.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
10. Januar 2025
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage, Ungekürzte Ausgabe
Ausgabe
Ungekürzt
Laufzeit
248 Minuten
Autor/Autorin
Tommie Goerz
Sprecher/Sprecherin
Thomas Loibl
Verlag/Hersteller
Produktart
CD
Audioinhalt
Hörbuch
Gewicht
118 g
Größe (L/B/H)
137/125/11 mm
GTIN
9783869526164

Portrait

Tommie Goerz

Tommie Goerz


ist gebürtiger Erlanger. Über Jahre machte er sich als mehrfach ausgezeichneter Krimiautor einen Namen. Auch sein literarisches Debüt »Im Tal« (2023) wurde von Lesern und Kritik begeistert aufgenommen. Goerz war Langzeitstudent, Hüttenwirt, Automatenwart und Schallplattenvertreter, Lehrbeauftragter, Almknecht, erfolgreicher Werber und mehr. Bis heute wohnt er in Erlangen.

Thomas Loibl


hatte nach seinem Studium an der Schauspielschule Bochum verschiedene Engagements in Düsseldorf, München, Zürich und Stuttgart. Darüber hinaus ist er aus Film und Fernsehen bekannt und las bereits zahlreiche Hörbücher ein, darunter Werke von Orhan Pamuk, James Joyce und Giuseppe Tomasi di Lampedusa.


Pressestimmen

Besprechung vom 15.01.2025

Franken als Weltsystem

Ein Krimi-Autor will es noch einmal wissen: Tommie Goerz schreibt mit einundsiebzig Jahren seinen zweiten Roman. "Im Schnee" steht in den schönsten Traditionen der Literatur.

Provinz ist Trumpf in der jüngeren deutschsprachigen Literatur - Dorfromane von der Nordseeküste (Dörte Hansen) bis zum Gebirge (Monika Helfer). Wobei der Raum zwischen diesen touristisch prominent-populären Extremen ungeachtet so bemerkenswerter Bücher wie etwa denen von Reinhard Kaiser-Mühlecker (aktuell "Brennende Felder"), Judith Hermann ("Daheim"), Norbert Scheuer ("Mutabor") oder Christoph Peters (gleichsam sui generis: "Dorfroman") eher dominiert wird von einer Überfülle an Regionalkrimis, die auch noch die abgelegenste Gegend so sicher zum Tatort werden lassen, dass in den Regalen der jeweils ortsansässigen Buchhandlung in Oberösterreich, Ostfriesland, der Eifel oder am Niederrhein kaum mehr Platz bleiben dürfte für solch seriöse Belletristik mit Lokalbezug.

Einer der erfolgreicheren Regionalkrimi-Autoren ist Tommie Goerz, spätberufener Schriftsteller, der vor anderthalb Jahrzehnten, damals schon in seinen Fünfzigern, die Figur des Kommissars Friedo Behütun ersann, die er seitdem in zehn Büchern auftreten ließ, was die Serie zum erfolgreichsten Franken-Krimi werden ließ. Doch das reichte dem heimatverliebten, in Erlangen lebenden Goerz (ein Künstlername übrigens) nicht; er streute noch weitere Publikationen aus und über Franken ein: von "Biergeschichten" über fotobegleitete Dokumentationen von Kneipen und Läden bis zu einem ersten "normalen" Roman, "Im Tal" betitelt, der im vergangenen Jahr beim Stammverlag von Goerz, Ars Vivendi im - natürlich fränkischen - Cadolzburg, erschien. Darin wird eine - oberfränkische - Biographie erzählt, die in ihrem breit angelegten Verlauf und schmalen Umfang (240 Seiten) an Robert Seethalers Erfolgsroman "Ein ganzes Leben" erinnert - einen der anspruchsvollsten deutschsprachigen Provinzromane.

Dazu gehört nun auch "Im Tal". Und das Buch verschaffte Goerz danach das Entree bei einem Großverlag: Piper, domiziliert in, horribile dictu aus fränkischer Sicht, München. Nun, nicht einmal elf Monate später, erscheint dort der neue Roman des mittlerweile einundsiebzigjährigen Tommie Goerz. "Im Schnee" passt thematisch zur Jahreszeit und ruft mit seinem Titel sowohl den Vorgänger auf als auch mit den eingeschneiten Szenerien das hier abermals als Inspiration überdeutliche Seethaler-Buch über den im ganzen Leben aus seinem österreichischen Hochgebirgsdorf kaum je herausgekommenen Andreas Egger. Der Egger von Goerz heißt Max Malter, und dessen Heimatdorf liegt nicht ganz so hoch, aber immerhin im - fränkischen - Fichtelgebirge, irgendwo zwischen Arzberg und Wunsiedel, immerhin mit Bahnverbindung, aber nur mittels Bedarfshalt.

Tiefste Provinz ist dieser fiktive Ort namens Austhal. Und ein akkurates Provinzporträt. In besseren Zeiten lebte man hier von der Holzwirtschaft, deren Ergebnisse die Brennöfen des regionalen Traditionsgewerbes der Porzellanherstellung befeuerten. Die ist aber mittlerweile dem Fichtelgebirge ebenso verloren gegangen wie dem achtzigjährigen Max Malter dessen lebenslanger Freund Georg Wenzel. Mit dem Läuten der Totenglocke für den gestorbenen Schorsch setzt "Im Schnee" ein, und wenn Goerz noch in "Im Tal" ein nahezu ein Jahrhundert umspannendes Leben erzählte, erstreckt sich hier die gesamte Handlung von 170 Seiten über nur wenige Tage. Und vor allem eine lange Nacht, die Nacht der Wacht am Totenbett.

"Bei den letzten dreien, die gestorben waren, hatte es keine Totenwacht gegeben. Da haben sie die Verstorbenen noch am selben Tag abholen lassen. Die lagen dann beim Bestatter im Kühlfach und wurden erst zur Beerdigung in die Friedhofskapelle gebracht, aber nicht mehr aufgebahrt. Der Sarg war längst schon zugeschraubt. Aber so kann man doch nicht richtig Abschied nehmen. Bei der Totenwacht war das viel schöner." In diesem unprätentiösen Tonfall erzählt Goerz konsequent aus der Sicht seines Max Malter, einem weitgehend ungebildeten Mann, der das Herz jedoch am rechten Fleck hat. Aber er trägt es nicht auf der Zunge, obwohl seine stundenlangen Unterhaltungen im Totenzimmer erst mit den alteingesessenen Männern des Dorfes, dann in der zweiten Nachthälfte mit den Frauen (denn die Männer müssen morgens ja wieder früh hinaus, und dass auch Frauen da schon zu tun haben, will man in Austhal nicht einsehen), so viel über Schorsch und ihn zutage fördern, dass wir am Ende von "Im Schnee" nicht nur ein ganzes Leben, sondern gleich deren zwei erzählt bekommen haben werden.

Was Goerz souverän gelingt, ist die Vergegenwärtigung eines Dorflebens, in dem es früher einmal alles gab, was man brauchte: Schuster, Schreiner, Gastwirt (sogar zwei) und so weiter, die heute fast alle gestorben und durch zugezogene "Neubürger" ersetzt sind, die selbst ihre Neubauten nicht mehr dem alten Erscheinungsbild einer Gemeinschaft anpassen: "Wie oft hatte er von hier oben schon hinuntergesehen, hatte den Blick wandern lassen. Über die Höfe und Häuser, die dort standen, die alten Ställe und Scheunen, die Maschinenhallen. Wie sie sich aneinanderschmiegten, sich verschränkten, und manche, die wie mit den Ellbogen zueinanderstanden. Nicht eines hin offen zum Nachbarn. Und trotzdem alle mit dem Rücken zum Land außenherum, mit dem Gesicht nach innen, zum Kirchturm. Wie eine Wagenburg. Die Neubürger etwas oberhalb hatten ihre Häuser anders gebaut. Schutzlos waren die in die Landschaft gestellt, entlang der Straßen und jedes für sich, nach allen Seiten hin offen. Die standen einfach so herum." Entsprechend lernen wir nach und nach die Austhaler kennen: als Solitäre, die aber einen Bezugspunkt haben, während die Zugezogenen isoliert leben.

Wobei "Im Schnee" nichts Reaktionäres hat - das Buch gibt der Trauer seines Protagonisten über die wegbrechende dörfliche Vertrautheit Ausdruck, ohne dass Max sich in Jeremiaden erginge. Es ist eine lebenszugewandte Haltung, die aus dem von ihm längst akzeptierten Rückzug aus der Vita activa resultiert, weil er akzeptiert, dass es nun andere Daseinsformen gibt. Bisweilen blitzt in den Kurzauftritten der Außenstehenden, die es das Leben der Alteingesessenen lang bleiben werden, sogar die Ahnung eines Verlustes auf, den das mangelnde Interesse an den Neubürgern mit sich bringt. Aber schließlich erweist sich dann doch die Welt abseits des Fichtelgebirges als die todbringende.

Es gibt große Schneebücher in der Weltliteratur ("Dubliners", "Der Zauberberg", eben auch "Ein ganzes Leben"); in ihnen allen ist das Schneetreiben Allegorie der Vergeblichkeit menschlichen Strebens. Tommie Goerz lässt auch den Schnee am Ende zur Ruhe kommen. Ganz menschlich. Provinz ist hier neben Trumpf auch Triumph. ANDREAS PLATTHAUS

Tommie Goerz:

"Im Schnee". Roman.

Piper Verlag, München.

175 S., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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