Brigitte Diefenthaler ist mit »Ins Dunkel geboren« ein Roman gelungen, der tiefgründiger kaum sein kann.
Schon der Prolog hat mich sofort von ihrem Schreibstil überzeugt: sehr klar, einnehmend, wortgewandt und mit einer guten Prise Ironie und Sarkasmus.
Der Bauernjunge Josi kommt als jüngstes von sieben Kindern zur Welt. Die Mutter verstirbt, bevor er ein Jahr alt ist und auch drei seiner Geschwister sind nicht mehr am Leben. Der Junge wächst in einem äußerst gewalttätigen Elternhaus mit seinem Vater, zwei älteren Brüdern und einer nur wenig älteren Schwester auf. Als die Situation eskaliert ist der Junge ist gerade mal neun Jahre alt. Er findet seinen Platz bei dem Försterehepaar Mateo und Hanna, die ihn wie einen Sohn annehmen. Bei seinen Pflegeeltern lernt Josi seine Wut zu kontrollieren, sie in andere Bahnen zu lenken, und auch positive Gefühle zuzulassen. Trotz seiner schlimmen Kindheit entwickelt sich Josi zu einem aufrechten, mutigen und hilfsbereiten jungen Mann.
Als die braune Gesinnung sich mehr und mehr ausbreitet und auch vor den Dorfbewohnern nicht halt macht, die es auf Mateo abgesehen haben - der Roma ist -, versucht Josi seine Pflegefamilie zu schützen. Schließlich erreicht auch ihn der Einsatzbefehl . . .
»Ins Dunkel geboren« ist ein wahnsinnig authentisches Buch mit sehr viel Tiefgang. An Josis Seelenleben und Gefühlswelt teilhaben zu dürfen, zu verfolgen, wie der verstörte Neunjährige Selbstbewusstsein aufbaut und lernt mit seiner Wut umzugehen, hat mich sehr berührt. Auch der eindringlich geschilderte Alltag während der Kriegsjahre hat bei mir einige Tage nachgewirkt. »Ins Dunkel geboren« kann ich nur jedem ans Herz legen!