Der Buchspazierer von Carsten Henn ist schon länger in aller Mund. Viele sind total begeistert von dem Buch, doch mich hatte der Inhalt zuerst gar nicht so angesprochen. Dennoch habe ich bei Netgalley, das Audiobook vom Hörbuch Hamburg Verlag gesehen habe, wolle ich es mir anhören. Und ich bin echt froh, sonst hätte ich ein ganz besonderes Highlight verpasst.
Ich weiß nicht ob es an der jahrelangen Erfahrung von Carsten Henn als Schriftsteller liegt, doch er hat auf eine ganz bezaubernde und einfühlsame Art, die Welt eines Mannes beschrieben für den Bücher Lebensinhalt sind, sowie Luft zum atmen.
Dieser ältere Mann ist, Carl Christian Kollhoff, seines Zeichens Buchhändler. Doch er bietet einen besondren Service an. Er bringt nach Ladenschluss bestellte Bücher zu den Kunden. Diese sind ihm sehr ans Herz gewachsen. Jeden Abend macht er sich auf seinen Spaziergang, durch das kleine verwinkelte Städtchen, hin zu den einzelnen Menschen, wo jeder seine eigene Geschichte zu erzählen hat. Eines Abend begegnet ihm ein neunjähriges Mädchen, was ziemlich hartnäckig ist und ihn ab dann begleitet. Doch nach kurzer Zeit verliert Kollhoff seine Anstellung, ab da bedarf es der macht der Bücher und diesem kleinem Mädchen um die Probleme aus der Welt zu schaffen.
Es gibt Kombinationen von Autor und Sprecher die nicht Harmonisieren, doch hier schon und zwar richtig gut. Diese Geschichte von Reinhard Kuhnert gesprochen, ist einfach grandios! Ich muss mir eingestehen, dass ich selten eine Stimme sosehr gemocht habe. Das Zusammenspiel der einzelnen Personen miteinander war hervorragend. Man konnte jede Person gut an der Stimme erkenn und sich so auch in das komplette Setting hineinversetzten. Die Stadt, die Häuser und selbst die Bücher und Menschen waren so lebhaft, als könnte man sie anfassen.
Würde man mich fragen ob es in dem Buch mehr um Bibliophilie geht oder um die Menschen geht, ich könnte mich nicht entscheiden. Denn in diesem Buch geht, das eine nicht ohne das andere. Die Bücher eröffnen einen nicht nur den Weg in andere Welten, sie können auch einsam machen oder melancholisch. Karl Kollhoff hat sie als eine Wohngemeinschaft von guten Freunden beschrieben. Doch wenn man braucht auch Kontakte zur Außenwelt und so ein Kontakt ist Karl Kollhoff.
Er vermittelt die richtigen Bücher. Die welche helfen, sich zu öffnen, denn jeder hat seine Geschichte.
Mich hat fasziniert, wie liebevoll und wissend Karl seine Kunden betrachtet und dennoch braucht er ein kleines Mädchen, dass ihm Mut gibt und die Welt etwas bunter macht. So zum Beispiel der Tipp, das Pinguin Eis immer bei schlechter Laune hilft. Es ist einfach etwas zum schmunzeln und davon gibt viele Situationen im Buch, ich konnte von herzen Lachen. Doch Genaus oft gab es auch so realistische traurige Szenen, wo ich mich einfach über die Grausamkeit der Menschen erschrocken habe.
Falls man mich nach meinem Lieblingscharakter fragen würde, selbst da könnte ich keine eindeutige aussage treffen, denn sowohl Karl als auch Charlotte sind warmherzige und offene Personen. Selbst wenn sie es nicht immer so zeigen können, wie sie es gerne wollen. Dazu kommt das ich viele der Nebencharaktere genauso spannend finden und gerne mal auch aus ihrer Sicht das Geschehen erzählt bekommen würde.
Es ist ohne jeden Zweifel, mein persönliches Highlight des Jahres bisher. Ein wunderschöner wohlfühlen Roman mit Tiefgang. Er behandelt soziale Probleme und zeigt doch wie Bücher Menschen verbinden. Klare Kaufempfehlung von mir.