Da ich so begeistert von "Das unsichtbare Leben der Addie La Rue" war, war ich neugierig was die Autorin sonst noch so veröffentlicht hat.Am liebsten lese ich Geschichten aus der Ich-Perspektive beschrieben, weil ich mich den Charakteren dann näher fühle. Jedoch schafft V. E. Schwab es ganz gut, einem die Geschichten aus der Sicht des auktorialen Erzählers näherzubringen. Im Zentrum der Fantasy-/Gothic-Geschichte steht Olivia Prior, ein Mädchen, das in einem Waisenhaus in Marilence aufwuchs und dort als sonderbar gilt, da sie nicht sprechen kann. Sie kommuniziert mithilfe der Gebärdensprache oder aber mit einer Schiefertafel. Sie kann lesen und hören. Hier muss ich gleich mal erwähnen, dass ich es für ein Talent halte, einen Hauptcharakter gut darzustellen und seine Persönlichkeit gut zur Geltung zu bringen, wenn dieser nicht reden kann. Es ist schließlich nicht vergleichbar mit einer Nebenfigur, die stumm ist. Dafür bekommt die Autorin definitiv meine Anerkennung. Als Leser oder Hörer hat man Mitleid mit Olivia. Sie hat es im Waisenhaus nicht leicht und sie vermisst ihre Mutter. Der einzige Anhaltspunkt ist ein grünes Tagebuch von ihr, da sich in Olivias Besitz befindet. In dem Buch warnt ihre Mutter sie vor Gallant, ohne dass Olivia weiß, worum es sich dabei handelt. Eines Tages erreicht ein Brief die Schule in Merilance, in der ihr Onkel sie bittet nach Hause zu kommen. Er wisse nicht wo sie ist und hat Briefe ins ganze Land geschickt. Ihr Zuhause ist jedoch Gallant. Da Olivia aber unbedingt eine Familie möchte und Antworten auf den Verbleib ihrer Mutter sucht, macht sie sich auf den Weg.Gallant ist ein prunkvolles altes Anwesen mit Vorgarten und die Hausangestellten Hannah und Edgar empfangen sie freundlich. Edgar kann sich mithilfe der Gebärdensprache auch mit ihr verständigen und Hannah umsorgt sie wie eine Mutter. Jedoch ist ihr Onkel bei ihrem Eintreffen bereits seit einem Jahr tot und sein Sohn Matthew ist alles andere als begeistert als er Olivia sieht. Nach und nach stellt sie fest, dass mit dem Haus etwas nicht stimmt. Sie sieht die Toten in Form von Guhlen, die sich mit ihr verständigen. Irgendwann gelangt sie in die Schatten auf die andere Seite von Gallant und alles wird immer mehr zu einer Verstrickung schlimmer Ereignisse. Sie erfährt was mit ihren Eltern geschah und versucht nachher ihrem Cousin zu helfen. Tatsächlich fand ich die ersten Seiten richtig gut. Ich fühlte mich dem armen Mädchen total verbunden und mochte auch wo die Reise hingeht, aber nachdem sie die Schatten entdeckte, fiel die Story für mich langsam ab. Irgendwie wurde es auch nicht richtig gelöst. Sie findet zwar einen Frieden am Ende, aber ich hätte es mir anders vorgestellt. Auch fand ich es komisch, dass die Hausangestellten anfangs nicht mehr über das Haus sagten. Olivia musste allein herausfinden was es damit auf sich hat. Mir haben hier Emotionen gefehlt, ebenso wie Zugehörigkeit und es war auch ziemlich verworren auf der anderen Seite fand ich. Das wäre ausbaufähiger gewesen. Irgendwie wirkte es ab da sehr statisch. Zumal ich anfangs viel mehr mit Olivia mitgefühlt habe. Ich fand es nicht schlecht, aber auch nicht herausragend, würde aber dennoch wieder ein Buch der Autorin lesen.Besonders positiv sollte man die Optik des Buchs erwähnen. Das Cover gibt den Bezug auf die Story sehr gut wieder und innerhalb des Buches sind die Zeichnungen aus dem Tagebuch ihrer Mutter enthalten, ebenso wie ihre Einträge. Hier fand ich es auch nicht schön, dass die Wiederholungen der Tagebucheinträge zum Teil die Seiten füllen mussten, aber rein optisch ist es wirklich ein kleines Highlight.