Die Mordermittlung in dem Krimi Ostseedämmerung von Eva Almstädt ist bereits der 20. Fall für Kommissarin Pia Korittki. In den aktuellen Fall lässt sich sehr schnell eintauchen - egal, ob man alle Vorgängerbände, nur einige oder auch noch gar keinen gelesen hat. Mir selbst sind die meisten, aber nicht alle Fälle der Lübecker Polizistin bekannt, sodass ich mich in diesem jüngsten Buch auch auf das Wiedersehen mit einigen alten Bekannten freuen durfte.
Aufgrund neuer Hinweise und einer veränderten Indizienlage rollt Pia gemeinsam mit ihrem Team den alten Fall um eine vermisste Archäologiestudentin Mira wieder auf. Kurz darauf wird ihre Leiche in der Nähe des Dorfes Hövelau gefunden, wo die Vermisste zuletzt wohnte. Die eingeschworene Dorfgemeinschaft zeigt der Polizei gegenüber jedoch wenig mitteilsam und auch auf der Ausgrabungsstätte aus der Wikingerzeit unter Leitung von Miras ehemaligen Dozenten scheinen einige etwas verbergen zu wollen. Doch als Pias Kollege Broders spurlos verschwindet, verlagert sich plötzlich der Fokus der Ermittlungen. Aber nicht nur beruflich steht Pia vor erheblichen Herausforderungen.
Das Cover versetzt den Leser unmittelbar nach Ostholstein, wo der Krimi größtenteils spielt. Die düstere Farbgestaltung mit den schweren schwarzen Wolken und dem einzelnen Sonnenstrahl hinter den Häusern wirkt auf mich ebenso bedrohlich wie schicksalhaft.
Eva Almstädt bleibt auch in diesem Krimi ihrem flüssig zu lesenden, teils wunderbar bildhaften Schreibstil treu, den ich von ihr bereits kenne und schätze. Besonders freue ich mich darüber, dass Eva Almstädt ihren Krimis immer eine Menge Lokalkolorit verleiht. Lediglich zwei Wendungen im Handlungsverlauf sind mir beim Lesen etwas abrupt erschienen. Sehr authentisch gelungen finde ich die Mischung aus Pias beruflichem und privaten Leben, obwohl meine Neugier über einige private Herausforderungen leider wohl erst im folgenden 21. Fall befriedigt wird. Spannend sind die Ermittlungen in diesem Krimi auf alle Fälle und auch der Spannungsverlauf ist sehr stimmig gestaltet und mit einigen deutlichen Höhepunkten versehen.
Authentisch und sehr differenziert sind auch die Charaktere dargestellt. Allen voran natürlich die Hauptfigur: Kommissarin Pia Korittki versteht ihren Job. Aber auch sie ist nicht immer und ausnahmslos souverän weder beruflich noch privat. Für Beruf, Kollegen und Familie gibt aber stets ihr Bestes. Ihr Freund und Vater ihres Sohnes Marten Unruh wirkt mit seiner recht ausgeglichenen Art wie Pias Ruhepol. Viele der Dorfbewohner von Hövelau wirken sehr traditionell und wenig aufgeschlossen. Was nicht in die Weltanschauung passt, wird kurzerhand verschwiegen. Meine zweite große Sympathieträgerin neben Pia ist in diesem Roman die junge Trine. Einsam und ziemlich vernachlässigt, aber auch abenteuerlustig liefert sie bei den Ermittlungen wichtige Hinweise. Aus sehr unterschiedlichen Perspektiven wurde hingegen die Tote dargestellt. Hier kann man als Leser selbst ein Stück weit entscheiden.
Wieder einmal ein spannender und sehr lesenswerter Krimi, der sich nahtlos in die erfolgreiche Pia Korittki-Reihe einfügt. Es war mir ein ausgesprochenes Lesevergnügen.