"Er will nicht gehen" ist ein Thriller, der einen zu Beginn etwas Geduld abverlangt, aber mit zunehmender Spannung fesselt. Ich kann die teilweise negativen Bewertungen nachvollziehen, besonders was die erste Hälfte des Buches betrifft. Der Einstieg ist wirklich langsam und fokussiert sich stark auf die Ängste der Protagonistin. Diese werden zum Teil ziemlich häufig wiederholt, was den Eindruck erweckt, dass nicht viel passiert. Ich habe auch eine Zeit lang gedacht, es würde sich nicht mehr viel tun. Ein Buch sollte mich idealerweise schon innerhalb der ersten 50 Seiten richtig packen - hier hat es allerdings etwas länger gedauert, bis es richtig losging. Wer also mit Geduld liest, wird belohnt.Der Schreibstil des Autors ist jedoch angenehm und flüssig, sodass der etwas langsame Aufbau im Verlauf nicht allzu sehr stört. Sobald der Wendepunkt erreicht ist, nimmt die Geschichte ordentlich an Fahrt auf. Das Buch wird ein echter Page-Turner und man möchte wissen, wie alles miteinander zusammenhängt und wie sich die Situation entwickelt. Die Entscheidung, kurze Kapitel zu wählen, fand ich besonders gelungen, da es die Dynamik und das Tempo der Geschichte gut unterstützt.Trotzdem gab es für mich hier und da ein paar Unglaubwürdigkeiten und leichte Verwirrung. Der Autor führt die Lesenden gezielt in die Irre, überrascht mit unerwarteten Wendungen und bietet ein interessantes Ende. Insgesamt ist "Er will nicht gehen" ein solider Thriller, der mich stellenweise mitgerissen hat.