Deprimierende Geschichte über die Stationen eines Briefes auf dem Weg von Libyen in den Irak.
Salim Al-Kateb führt eigentlich ein gutes Leben im Irak. Das endet, als sein Lesekreis an der Universität von der Polizei hochgenommen wird - sie haben verbotene Bücher gelesen. Salim landet im Gefängnis, kommt aber durch die Intervention seines Onkels kurzzeitig auf freien Fuß. Diese Zeit nutzt er für eine Flucht nach Libyen. Von dort aus versucht er Kontakt mit seiner Freundin Samia aufzunehmen, ohne ihr Leben zu gefährden. Erst nach drei Jahren erfährt er von einer geheimen Brieftransportorganisation, die Briefe von Leuten wie ihm über Ägypten und Jordanien in den Irak bringen, verborgen in Kofferräumen, Bussen, LKWs. Salim nutzt diese Möglichkeit und schickt einen Brief an Samia auf die Reise. Wir befinden uns im Jahr 1999.Das Buch besteht aus sieben Kapiteln. In jedem Kapitel ist der Brief eine Station weiter und wir erhalten Einblick in das Leben desjenigen, bei dem sich das Schreiben gerade befindet. Dabei wird klar, wie deprimierend das Leben in den betreffenden Ländern ist: allesamt stark patriarchalisch geprägt, keine Meinungsfreiheit, eigentlich überhaupt keine wirkliche Freiheit, denn der kleinste Fehltritt kann Gefängnis, Folter, Tod bedeuten. Kriege zerstören Städte, Soldaten verlieren ihr Leben. Zwar gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten. So ist beispielsweise die Versorgung mit Lebensmitteln in Libyen recht gut, während die Iraker sich hauptsächlich von Auberginen ernähren müssen, weshalb das Land von den Jüngeren auch Auberginenrepublik genannt wird. Dennoch wird beim Lesen klar, dass man in keinem der Länder leben möchte.Ob der Brief ankommt, möchte ich hier nicht verraten. Es gibt aber auf jeden Fall überraschende Stationen und der Schluss macht Hoffnung auf sich anbahnendes Aufbegehren gegen all die Ungerechtigkeiten. Insgesamt finde ich die Konstruktion dieses Romans sehr ungewöhnlich und damit erfrischend anders.