In diesem Roman von Ann-Helén Laestadius begleiten wir Elsa, die als Angehörige der Samen zu einer der letzten indigenen Bevölkerungsgruppen Europas gehört. Das Dasein als Rentierhalterinnen und Rentierhalter stößt in der schwedischen Mehrheitsgesellschaft immer wieder auf Unmut und die Samen sind täglichen Anfeindungen, Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt.Auch Elsa hat als kleines Mädchen mit ansehen müssen, wie eines ihrer Rentiere getötet wurde. Die andauernde Ausgrenzung und Gewalt fordert auch menschliche Opfer, was die Protagonisten des Romans unterschiedlich gut verarbeiten. Wir begleiten Elsa bei ihrem Erwachsenwerden und dabei, ihren Platz im Sameby zu finden. Außerdem verfolgen wir, wie die Straftaten der Wilderer mehr oder weniger aufgeklärt werden.Diese stellenweise Tatenlosigkeit der Strafverfolgungabehörden ließ mich teilweise fassungslos zurück. Auch die feindlichen und diskriminierenden Ansichten der Menschen, die von Generation zu Generation auch schon an die jüngsten weitergegeben werden, haben bei mir beim Lesen ein sehr beklemmendes Gefühl hinterlassen. Auf der anderen Seite hat mich die schöne und (soweit ich es einschätzen kann) authentische Sprache tief in die nordische Welt und Natur eintauchen lassen. Elsas Mut und Stärke stecken einen an und lassen auf einen guten Ausgang der Geschichte hoffen. Mit Elsa als Hauptprotogonistin bin ich insgesamt gut warm geworden.Das Buch hat zwischendurch ein paar langatmigere Phasen, letztendlich würde die Geschichte auch mit ein paar Seiten weniger sehr gut funktionieren. Daher nicht ganze volle 5 Sterne.Es ist eine Geschichte über Familie, aber auch über Diskriminierung, über die Liebe zur Natur und zu den Tieren, aber auch über die Widrigkeiten, die das Leben als Rentierhalter mit sich bringt, über Mut, aber auch über Verzweiflung und Machtlosigkeit, über Stärke, aber auch über Rollenbilder und Traditionen.Es hat mir einen Aspekt der europäischen Gesellschaft nahe gebracht, den ich so noch nicht auf dem Schirm hatte und daher eine große Leseempfehlung. Da das Buch im Norden und eher in den kalten Monate spielt, würde ich es eher als Winterlektüre empfehlen. Und hinten im Buch hat es ein Glossar, das die samischen und schwedischen Begriffe erklärt :-)