Im April des Jahres 1903 startet das neue Leben für Eberhart Hohnhold und seine drei Kinder Henriette, Sybille und Hermann. Das Hotel, die Villa Sommerwind, hat Eberhart überraschend von einem Verwandten geerbt und in den letzten Monat auf den neuesten Stand gebracht. Nun wurde es auch endlich Zeit für seine Kinder, zu ihm an den Timmendorfer Strand und in das mondäne und wunderschöne Hotel zu ziehen. Henriette ist es gewohnt, wichtige Entscheidungen gemeinsam mit ihrem Vater zu treffen, oder sogar eigenständig, denn die Ausbildung an der Hotelschule hat sich in vielen Bereichen bezahlt gemacht. Auch musste sie ihren Geschwistern schon bald die Mutter ersetzen und viel Verantwortung übernehmen. So ist sie es auch gewohnt, von vielen Männern von oben herab behandelt zu werden und weiß es, sich durchzusetzen. In der Tochter der Schneiderin des Ortes findet sie schnell eine ebenbürtige Freundin, die ebenso wie sie mutig voranschreitet. Doch der Entscheidung, dass Henriette den Architektensohn Eduard Graff heiraten soll, hat sie nichts entgengenzusetzen, denn ihr Vater lässt sie dabei nicht mitreden. So ist diese Heirat beschlossene Sache, auch wenn Henriettes Herz einem anderen gehört...
Anna Husen ist es gelungen, diesen Roman von der ersten Seite an spannend und fesselnd zu gestalten. Denn die Handlung schreitet schnell voran, ist kurzweilig und von vielen packenden Situationen geprägt. Henriette ist eine sehr starke, emotionale und sympathische Protagonistin, die für ihre Träume kämpft, auch weil ihre Mutter ihr das von Kindesbeinen an beigebracht hat. Da die Kapitel nicht allzu lange sind und auch immer mit Zeitangaben versehen wurden, bleibt es trotz des langen Zeitraumes von 16 Jahren immer übersichtlich.
Es passiert mir nicht sehr häufig, dass ich Romane mit fast 500 Seiten innerhalb von 24 Stunden beende, doch dieses Buch gehört dazu. Ich fand den Schreib- und Erzählstil der Autorin so gelungen, dass die Handlung und damit die Seiten nur so dahingeflogen sind. Die Charaktere waren allesamt liebenswürdig und sind mir im Lauf der Geschehnisse immer mehr ans Herz gewachsen, denn von dramatischen Momenten wurden Henriette und ihre Familie nicht gerade verschont. Ein rundum gelungener Auftaktband einer Reihe, die ich nun unbedingt weiterlesen möchte.